AW: Das Wesen des Menschen
Ich denke, es ist wichtig, in einer inhomogenen, pluralen Gesellschaft,den anderen grundsätzlich als Subjekt anzuerkennen, und den Versuch anzustellen, die Grenzen der eigenen Religion oder Nationalität auch immer wieder bewusst zu überwinden. Es ist gut, dass wir Identitäten haben und unsere Identitäten tragen uns ja auch. Es gilt aber genauso, immer wieder die Identität des anderen anzuerkennen.
Ich glaube, dass in unserer Gesellschaft dafür auch sehr gute Chancen bestehen.
Die Multikulturalität, die multireligiöse Landschaft führen dazu, dass wir täglich Menschen begegnen und ich weiß nicht, ob es Euch schon bewusst geworden ist, dass wenn Ihr mit Menschen anderer Religionen, Konfessionen, Nationalitäten zusammenkommt, eure eigene Person aufgewertet wird und zwar insofern, als dass das, was Ihr tut und sagt, nicht nur Ihr seid, als eine Person, die freundlich ist oder unfreundlich, entgegenkommend oder nicht entgegenkommend, hilfsbereit oder nicht hilfsbereit, sondern dass diese Akte zugleich Eurer Stellung zugeordnet werden.
Wenn ein Deutscher, Inder, Muslim oder wer auch immer besonders nett, sympathisch ist, dann wird meine gesamte Sicht dieser Religionsgruppe oder Nationalität davon geprägt, weil mit so vielen hab ich nicht zu tun. Also diese Inhomogenität führt dazu, dass das Verhalten des einzelnen ein überproportionales Gewicht erhält. Dasselbe gilt natürlich, wenn Ihr als Österreicher anderen entweder positiv oder negativ begegnet. Die werden sagen, das sind aber nette Leute und sich gleich viel wohler fühlen oder sie werden sagen, die sind unmöglich und Ihr erzeugt damit Ablehnung und Polarisierung. Also in gewisser Weise wird das eigene Verhalten damit massiv aufgewertet. Das ist diese Repräsentanzfunktion, die jeder von uns hat.
lg