Habseligkeiten - ein kitschige Verkleisterung
Ein kitschig-kleinfeines, sozusagen klitezfeines R e l i g i o n s-stündchen:
Das selektierte "schönste" Wort - eine Verkleisterung...
Ja, man muss zu Recht daraufhin weien, dass die Ableitung von "-selig" Blödsinn ist.
Die Etymologie weist eindeutig daraufhin, dass Habseligkeiten wie Saumseligkeit und Trübseligkeit aus der Wortendungs-Gruppe "-sal" stammt wie Labsal, Drangsal, Trübsal, Wirrsal, Scheusal, Rinnsal, Mühsal, Schicksal. Also, einen nachträglichen Euphemismus darstellt, wie selten einer.
Nein, bei Wartesaal nicht! Das garantiert die Rechtschreibung, ob alt, ob neu.)
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Etymologische Belege zu "hab-selig" (nach KLuge/Miitzka. 20.Aufl.1967):
"Habseligkeit" nohc bei "Stieler" (1691) zuerst gebildet aus opulentia und habentia. "Habselig" kann nur zweimal bei Ludwig (1761) und Frisch (1741) gleichbedeutend mit "reich" gleichgesetzt werden.
Ansonsten erfolgte eine Demelioration, eine Abschmückung, ein Wertungsverlust (als Gegenteil zu Euphemismus), entsprechend den sozialen Verhältinssen und Erklärungen dazu, die nicht als Meinung einer Schönungs-Jury funktionieren.
Literarische Beispiele, enie wenig - von Ebner-Eschenbach, Stifter, Goethe...?
"Sie trocknete die Wangen ihrer Mutter und dann auch ihre eigenen mit der Schürze, nahm ihr Kind an die Hand und das Bündel mit ihren wenigen Habseligkeiten auf den Rücken und ging ihres Weges an Mischka vorbei und wagte nicht einmal, ihn anzusehen."(Marie von Ebner-Eschenbach - Er lasst die Hand küssen / 2; die Kurzgeschichte müsste man lesen in einer good-will-Jury oder in Lesebüchern drucken.)
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Meine Habseligkeiten sinken dagegen zu Unbedeutenheiten herab, und ich sehe aus diesen Blättern, wie man die Sache anfassen muß, wenn man die Zeit, die Kenntnisse und die Mittel dazu hat." (Adalbert Stifter - Der Nachsommer / Die Erweiterung - 5)
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Er fragte, ob die andern auch so glücklich gewesen, ihre Habseligkeiten zu retten. (Johann Wolfgang von Goethe - Wilhelm Meisters Lehrjahre / IV. Buch, 5. Kapitel)
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Wenn so eine deklamierende Professorin des gewohnten und gewollten Rechts unsere Dämokratie und der asozialen RE-formzeiten wie Frau Jutta Limbach auf solche Belege aufmerksam gemacht hätte, statt der dumm-dreisten religiösen Verkleisterungen...
Aber man wollte - von der Verschönerungs-Jury (von dem Deutsch-Werbe-Verein Jut-wie-Joethe) dekretiert, die nix angibt (wieviele Nennungen, wieviele andere Erklärungen, welche sprachgeschichtlichen Analysen...??) nur verklären, kleine Sprachpredigten des Gefühls loslassen, die verkleistern, nach allen religiös diffusen Vorlagen und Vorgaben.
Jetzt müsste ich noch suchen, wie oft "Habseligkeiten" in den Grimmschen Märchen vorkommt, vermutlich ist es dort sehr selten.
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Ja, auch HALB-", also: "H a l b-seligkeiten" lässt sich schon finden, um den geringen Wert von "Habseligkeiten" nochmals anschaulich zu relativieren.
"Habseligkeiten" - ein Wort, ja, allenfalls schön gmeint von der Bildung her - aber ein Bluff, der die Realität derer, die dieses Wort brauchen oder seinen einschränkenden Wert zitieren, verklären, d.h. missbrauchen soll.
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Viele weitere literarische Belege, s. URL:
http://wortschatz.uni-leipzig.de/index_js.html
Internet-Tipp:
http://image.ebund.ch/4946_3.png
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In dem Buch, von J. Limbach herausgegeben bei Hueber, gibt es schöne, gebildete, intelligente Beispiele für "schöne und schönste deutsche Wörter".
Aber die ausgewählten sind Politkitsch und Desinformation in der g'schröderten Zeit, in der die grundlegenden Gleichheits-Artikel des Grundgesetzes nicht mehr in allen Teilen Deutschlands gelten, wie ein sottender oder sottisender BuPrä Horst der hotte K r ü g e r zu verkünden weiß.