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Das Tal des Abschieds und die Stadt der lebenden Toten

denk-mal

Well-Known Member
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22. Mai 2015
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15.491
Vor 5 Jahren ist mein jüngerer Bruder „für mich sehr überraschend“ nach meinem Besuch verstorben.
Danach hatte ich einen Traum, an den ich mich gut erinnere, daher denke ich war es ein Klartraum.

Ich war irgendwo auf einer auf einer blühenden Hochebene unterwegs. Das Wetter war herrlich wie
an einem schönen Maitag und der leichte Wind ließ die schönen Blüten von den Bäumen schneien.
Auf dem Berg sah ich eine größere Menschenansammlung, ich dachte zuerst an ein Fest, doch die
Menschen redeten nur von Angesicht zu Angesicht untereinander. Manche Gesichter kamen mir
bekannt vor, aber diese Personen war nur mit sich selbst beschäftigt und beachteten mich nicht.

Fast am Gipfel des Berges sah ich auf einer Bank meinen Bruder sitzen, er schaute suchend ins Tal
hinab. Als er mich erkannte war er sehr überrascht und er fragte mich, wie ich hierhergekommen bin.
Ich sagte spontan; Bei dem schönen Wetter muss man doch Motorrad fahren und das Wetter und die
tolle Aussicht genießen. Nun sah er mich erschrocken an und ich dachte mir, er wird doch nicht denken
dass ich Tod bin? Ich sagte, keine Angst ich fahre immer vorsichtig. Er durchschaute meine Gedanken
und fragte; bist du echt mit dem Motorrad da? Ich sagte; wie soll ich denn sonst hier hergekommen sein?

Fortsetzung folgt.
 
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Mein Bruder fragte, bist du gekommen, um mich zu besuchen? Ich bejahte und entschuldigte mich, weil ich
ihn und seine Familie so selten besuchte. Er meinte, ich solle mir da keine Vorwürfe machen, jeder lebt
für sich und außerdem hätten wir uns öfters mal an Familienfesten getroffen. Erleichtert fragte ich noch,
wer die Personen sind, die ich an der unteren Berganhöhe antraf. Er sagte, es sind Leute von der anderen
Seite und sie trafen sich hier mit Freunden und Familienangehörigen, um Abschied zu nehmen.

Ich merkte an, wie ein fröhliches Treffen sah es nicht aus, denn ich bemerkte auch eine Traurigkeit.
Er meinte, so ist es wohl mit dem Abschied, denn die Einsamkeit versteckt sich schon bei der
ersten Umarmung. Ich bemerkte auch seine Traurigkeit und weil ich ein schlechter Tröster
bin, sagte ich zu ihm, ich will mir mal die andere Seite anschauen, wir sehen uns später.
Mein kräftiger Händedruck zauberte ihm ein Lächeln ins Gesicht, denn ich wollte
auch immer so stark sein, wie er.

Fortsetzung folgt.
 
Die Stadt der lebenden Toten

Am Gipfel des Berges angekommen, wirkte die Sonne, die im Dunst verhüllt, kühl und trüb.
Auf der anderen Seite sah ich in ferner Weite, nur ein Schattenland im Tal. Auf dem Pfad
hinab, flatterten aufgescheucht im Feld, Krähenscharen durch das still ergraute Firmament.
Die Halden wirkten öd und fahl und das Schaugepräge surreal. Als dann eine kleine Stadt
sich nähert, verlasse ich den tristen Pfad. Es war ein altes Städtchen und grau schon
waren an den Häusern die Fassaden, die Straße mit den Gassen waren gepflastert.

Wie Phantome liefen die Menschen durch die Stadt und niemand nahm Notiz von mir.
Nur aus den Fenstern lugten meist alte Leute, mit ausdruckslosen und leeren Augen
hinter mir her. Ich habe geglaubt, hier wohnen Dämonen, die ihrer Seele beraubt.
Mir schien, es könnte sein, dass diese Leute wohnen gerne für sich ganz allein,
wo kein Sonnenschein bleibt und wo selbst der Regen nichts zum Blühen treibt.
Ich hatte mich verlaufen in dieser Stadt und hatte es satt, mit den Gespenstern
die sich spiegelten hinter den Fenstern und wollte die Gassen nun verlassen.

Fortsetzung folgt.
 
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Ich wollte so schnell wie möglich fort von diesem finsteren Ort und ich beschloss jemanden zu fragen.
Die alten Häuser hatten keine Klingel und auf mein Klopfen reagierte niemand. Ich sah ein großes
Anwesen mit einer geöffneten Haustüre. Im Haus war es mausestill und die Räume waren leer,
scheinbar wohnte hier niemand mehr. Ich lief über den Hof zur Scheune, an den Gerätschaften
nagte längst der Rost und der verwilderte Garten sah so aus, wie er auf Auferstehung hofft.

Mitten in der Ortschaft sah ich eine kleinere Menschenansammlung, da ich hier keine Fahrzeuge wahr
nahm, dachte ich die warten auf einen Kutscher. Ein alter Bus wie aus den siebziger Jahren hielt an,
ohne Plan stieg ich ein und dachte nur, weg von diesem Fleck. Ich wollte beim Fahrer bezahlen,
er schaute mich „wie die anderen Insassen“ nicht an. Ich kam ich mir vor wie ein Gespenst,
nur ein Kind musterte mich und es schaute mich lang mit großen und traurigen Augen an.
Der Bus fuhr den Berg hinauf und oben angekommen erwachte ich aus diesem Traum.
 
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