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Auf Thema antworten

AW: das Problem Armut


Hallo  Benjamin,


ein sehr wichtiges Thema wie ich finde – doch denke ich, dass die Standpunkte in der hoffentlich lebhaften Diskussion stark auseinander gehen werden. Und das wird sicherlich nicht daran liegen, dass wir nicht alle zur Zeit - nehme ich an -  die Armut als das größte Übel unserer Welt betrachten. Denn Armut bedeutet Hunger und Hungertod, bedeutet 20.000 Menschen die täglich sterben an den Folgen der Verarmung.

Anders ausgedrückt: es sind etwa acht Millionen im Jahr, die ihre zunehmende Verarmung nicht überleben – dies die Einschätzung der Vereinten Nationen.


Um aus diesem Dilemma herauszufinden, einen Weg zu finden die das Leben und die Würde des Menschen respektiert, bedarf es der sachlichen Analyse und  ökonomischer Programme. Es reicht aber sicher nicht aus  nur mit Fachkenntnissen an dieses große Weltproblem heranzugehen, es muss auch das Gefühl für dieses Drama vorhanden sein.

Als einen der diese beiden Prämissen vereint,  wird zum Beispiel   Jeffrey Sachs betrachtet,  Autor des Buches: „Das Ende der Armut. Ein ökonomisches Programm für eine gerechtere Welt“. Ich empfehle sein Buch und auch seinen Standpunkt, denn er hat nicht vom Schreibtisch aus seine Programme entwickelt, sondern indem er in über 70 Ländern als Beobachter und auch Berater tätig war. Doch möchte ich hinzufügen, dass sein Standpunkt mir manchmal zu idealistisch erscheint – Sachs glaubt noch an die Möglichkeit einen globalen Pakt in dieser Welt zu schließen zwischen armen und reichen Ländern, um die Armut zu beseitigen.

Dies alles vorläufig nur ein wenig angesprochen, ich hoffe, dass die Diskussionen danach einzelne Aspekte dieses Themenkomplexes behandeln werden.

 

Es geht mir aber um noch ein Problem das du aufgreifst: die Kinderarbeit. Auch wenn sich immer wieder Stimmen erheben und ihre Abschaffung fordern: sie muss in der reellen Konstellation betrachtet werden, in der diese stattfindet – und es müssen auch die Kinder in den ärmsten der Länder sich dazu äußern dürfen. Aus Europa aber hört man dazu Stimmen, die hiesige Maßstäbe beim Problem ansetzen, so wie es  zum Beispiel Norbert Blüm - sein Engagement in Ehren –  gemacht hat. 

Es arbeiten zurzeit weltweit zweihundertfünfzig  Millionen Kinder – und  die meisten von ihnen haben gar keine andere Wahl, wenn sie selber und ihre Familien überleben möchten. Diese reellen Umstände müssen in Betracht gezogen werden, wenn man zum Boykot der Produkte die so entstanden sind, aufruft.

In Ländern wie Nicaragua zum Beispiel, ist dies vorläufig die einzige Möglichkeit um:


1. die Kinder von der Straße wegzukriegen

2. sie gesellschaftlich zu integrieren

3. ihnen die Möglichkeit zu geben ein Selbstbewusstsein zu entwickeln

   

Anders natürlich wenn Kinder durch ihre Arbeit in menschenunwürdigen und auch lebensgefährlichen Bedingungen geraten – Beispiel die Müllkippen auf denen sie den Müll sortieren um ihn weiter zu verkaufen. Doch in Nicaragua  sind Kinder auf die Müllkippen ausgewichen, weil sie von der Polizei von der Straße vertrieben wurden – dies um zu verhindern, dass man über Kinderarbeit in Nicaragua berichtet. Eine oberflächliche, augenscheinliche Lösung – wie es sich bewiesen hat.


Ohne reelle, weltweite Programme die dazu führen würden die Armut wenigstens zu lindern, kann man solche Aktionen wie ein undifferenziertes Verbot der Kinderarbeit, nicht fordern.


Gruß von Miriam


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