Ich hoffe, dass Louiz irgendwann ein Fazit zieht und uns so noch klarer vor Augen führt, wie unterschiedlich die Auffassungen über die Melancholie die hier vertreten werden doch sind. Diese Unterschiede sind für mich eine Selbstverständlichkeit, denn wir sprechen über ein Gefühl - und Gefühlslagen werden von uns Menschen meist unterschiedlich erlebt bzw. wahrgenommen.
Aber auch im Laufe der Zeit hat sich die Melancholie und auch ihre Wahrnehmung verändert.
Vielleicht bleibt doch Albrecht Dürers "Melancholia I" eine der aussagekräftigsten Gemälden auch durch die in ihr erkennbare Symbolik. Eine Frau die anscheinend in ihrer Ratlosigkeit dargestellt ist und zu deren Füßen eine Menge aus der Geometrie bekannter Instrumente liegen. Instrumente die der Erforschung des Universums dienen sollten? Oder der Erfassung der Zeit?
In den Bildern mit religiösem Hintergrund wird die Melancholie jedoch immer in Begleitung von Dämonen, von Versuchungen, dargestellt. (z.B. Hieronymus Bosch: "Die Versuchung des Heiligen Antonius").
Für die Religion, war die Melancholie stets verbunden mit Faulheit und mit Sünde.
Ganz anders im Romantismus, da wird der Melancholie eine träumerische Note verliehen und erst da fängt eigentlich die Auseinandersetzung mit dem Weltschmerz richtig an.
Was wird aber zum Leitmotiv in der modernen Malerei z.B. bei Edvard Munch, Edward Hopper oder Claudio Parmiggiani? M.E. findet sich da ein gemeinsammer Nenner: die Einsamkeit des Menschen, seiner Melancholie mal ausgeliefert aber auch sich mit ihr abfindend (Hopper) oder aufschreiend (Munch). Aber auch selber verschwindend und nur eine melancholische Note hinterlassend, wie im Bild von Zoran Music, in dessen Bild nur noch der leere graue Sessel zu sehn ist.
Ich habe mir eine kleine, vielleicht auch gewagte Analyse der Melancholie im Laufe der Zeit erlaubt, denn nur in diesem Kontext kann man m.E. auch eine Antwort auf Louiz Frage geben:
Verfallen wir in Melancholie, Depression und Weltschmerz?
Wenn ja, was sind die Gründe?