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Sehr unterschiedlich sind die Aussagen über die Melancholie - das sehen wir auch hier. Habe mich auch ein ganz wenig in der Literatur nun umgesehn - und fand den Text den ich hier übersetze sehr interessant, auch wenn ich ihm nicht ganz zustimmen kann.


Philippe Sollers:


Die Melancholie ist eine Tyrannei


Schauen wir uns einige Augenblicke das System  der Weltherrschaft an. Einerseits begünstigt dieses  im höchsten Masse das Schauspiel, die Öffentlichkeit, die Informationsflut, den  andauernden Lobgesang des Erfolgs und der Leistung. Andererseits bemächtigt sich das System der melancholischen Note und legt uns so  Zweifel nah, die Niedergeschlagenheit, die Auswegslosigkeit, die Hässlichkeit, die zermürbende Resignation. Das System ist manisch-depressiv mit seinen ständigen Schwankungen. Die Melancholie ist eines seiner  Werkzeuge  geworden und wird langsam zum Propagandamittel (Sie werden Egon Schiele mögen und nicht Fragonard, etc...). Das bemerkenswerteste ist, dass diese Art des Funktionierens schon Ende des XIX. Jahrhunderts gründlich analysiert wurde durch Lautréamont und Nietsche.[...]


Philippe Sollers (geb. 1936) ist heute einer der bekanntesten und auch eigenwilligsten Schriftsteller Frankreichs. Sehr präsent auch in den Medien, wird er als Vorläufer von Michel  Houllebecq (Elementarteilchen) betrachtet.


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