Hallo Scilla,
hier ein soziologischer Definitionsversuch der Masse, wie er in der MS-Encarta zu finden ist:
"Masse bezieht sich heute im alltäglichen aber auch im wissenschaftlichen Sprachgebrauch auf unterschiedlichste Phänomene kollektiver Zusammenkunft und kollektiven Verhaltens, denen außer der reinen Quantität nichts gemein ist. Der Begriff dient so vor allem zur Ausgrenzung von sozialen Gruppen wie Fußballfans oder Klassen, da durch seine vorurteilsvolle Besetzung diese negativ bestimmt werden können, ohne dass noch weitere Erklärungen nötig scheinen. Masse ist somit ein hochgradig ideologischer Begriff, der kritische soziologische Fragestellungen zur Gesellschaft eher behindert als befördert."
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Ich denke aus jener Begriffsbeschreibung geht sehr anschaulich hervor, dass es zwar zweifellos Massen und damit zusammenhängende Verhaltensphänomene gibt, welche mit Individualverhalten nicht vereinbar scheinen, jedoch ist ebenso ersehbar, dass der Begriff der Masse als solches höchst allgemein und ungreifbar ist, da die Massen stets nur vorübergehende Zustände sind und das, was die Masse erst ermöglicht, nämlich unser individuelles Sozialverhalten, kaum erklärbar macht und/oder eingehend betrachtet. Vermutlich fällt es z.B. Soziologen daher auch derart schwer, mit dem Begriff der Masse wissenschaftlich zu arbeiten, denn Phänomene sind von ihrer Natur her schwer zu erklären, nicht zuletzt, da sie von jedem einzelnen Menschen anders erfahren, empfunden und subjektiv gedeutet werden.
Ich möchte nicht die absolute Indivudalität behaupten, sicherlich ist es vom Individuum abhängig, in wie weit es sich selbst wahrnimmt und als eigene Autorität anerkennt. Fremdidentifizierung ist viel zu oft zu beobachten und wohl auch mit ein Grund dafür, weshalb gerade schwache Individuen den Schutz von vielen benötigen, um überhaupt in irgendeiner Form agieren zu können. Aber auch diese Verhaltensmuster sind nur dann konkret ergründ- und nachvollziehbar, wenn man das Individuum, von welchem jene immer bedingt sind, betrachtet.
Es entspricht einer Tatsächlichkeit, dass wir viele Einzelne sind. Wäre es nicht dennoch denkbar ein gemeinsames Auskommen zu schätzen, ohne hierbei eigene Ideale und Vorstellungen niedergehen zu sehen, nur weil sie mit denen der augenscheinlich Meisten nicht gänzlich vertragen? Es ist sicherlich ein leichtes die Meinungsfindung und Kompetenz anderer aufs schlichteste und einfachste Niveau herabzudegradieren und damit die Eigene aufs ungerechtfertigste aufzuwerten. Ob jener subjektive und selbstgerechte Akt jedoch letztlich vielleicht nur die eigene Hilflosigkeit darstellt, die Unfähigkeit das Sein anderer Menschen einmal selbstlos anmutend zu beschauen?
ps. eine abschließende Frage, was verstehst du unter einem philosophischen Ich?
Viele Grüße,
Philipp