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AW: Das Asperger-Syndrom


Hallo!:)






Dass ich so spät diagnostiziert wurde ist keine Ausnahme, sondern leider noch immer die Regel. H. Asperger hat diese Entwicklungsstörung zwar 1944 schon sehr gut beschrieben, aber erforscht wird sie erst seit ca. 15 Jahren, sie ist nicht mal Lehrfach für Psychologen und Psychiater. Bis vor ungefähr 10 Jahren wurde davon ausgegangen, dass nur ca. 4 von 10.000 Menschen betroffen sind, nach heutigem Erkenntnisstand ist es ca. 1/110. Man geht auch davon aus dass ca. 60-70% aller Autisten zusätzlich eine schwere geistige Behinderung haben und deshalb nie als Autisten diagnostiziert werden.

Gerade bei der älteren Generation ist es oft so dass am Anfang die Selbsterkenntnis steht, oft nach jahrelanger falscher Behandlung.

Ich war meine gesammte Kindheit wegen Verdauungsstörungen in Behandlung, dass da noch was ist hat keiner bemerkt, ... ich war ungezogen und faul, ich hab mich absichtlich dumm gestellt, am Essen rumgemäkelt ... usw.


Ja wie kam es überhaupt zur Diagnose?

Als 6 jährige hatte ich das erste mal den Gedanken ich gehöre nicht dazu, das hat sich im Laufe der Jahre immer mehr verstärkt, mit ca. 35 Jahren hab ich mich aufgegeben. Ich war nur noch ein Scherbenhaufen mit 'ner Mauer, an der, so dachte ich, nichts mehr Kratzen kann. Ich hatte mich von allem und jedem Zurückgezogen, nach aussen eine zwar freundliche aber absolut unauffällige Fassade. Ich wollte von Niemandem mehr bemerkt werden, lieber als dumm abgestempelt als weiter immer wieder in jeder Beziehung des Lebens scheitern, ohne zu wissen warum.

 

Dann stand er vor mir, in der Weiterbildung, mitte 2007, dieser Dozent, sofort sympatisch wie er seinen Stoff rübergebracht hat, meine Mauer ist eingestürzt, als es in einem seiner Lieder um Kinder ging, da war wieder alles aufgewühlt, woran ich nicht mehr denken wollte, ich bin nur noch heulend raus ins Wochenende, ich hab nichts mehr begriffen.

Als wir dann in der folgenden Woche noch einen Tag Unterricht bei ihm hatten, das Selbe, ich war überwältigt von dem Eindruck den dieser Mensch auf mich gemacht hat, so wie er über sein Thema gesprochen hat, genau so wie ich wenn ich über Meins berichten darf, dann der Gedanke, "der denkt auf die selbe Weise wie ich."

Ich habe noch versucht ihn zu Fragen was das ist, ich hatte keine Ahnung wie oder wonach ich da überhaupt fragen muss. Ich konnte nur fragen: "Warum sind sie mir ähnlich?"  Das hat er total falsch verstanden und mich zusammengeschissen was ich wohl von ihm will.

Stunden danach war mir klar, da wo noch einer ist, da müssen auch noch mehr sein, also habe ich wieder angefangen zu suchen. Habe 1/2 Jahr umsonst gesucht, ... nach einer Sache hab ich überhaupt nicht geschaut, ...  ich wusste ja aus den Medien dass Autisten schwer behinderte Menschen sind und kannte auch Sojemanden, mit dem ich mich niemals verglichen hätte, aus der Altenpflege. So hab ich mich nicht empfunden, ich habe mich als kompletten Pfusch betrachtet, als eine die 'nen mächtigen "Ratz an der Dattel" hat, Behinderung hab ich anders deffiniert.

Dann kam da diese Reportage in Fernsehen, ich bin 'n Reportagenglotzer, über Asperger-Kinder, ich dachte so, mal gucken wie R. seine Kindheit ev. war. ... Ich bin immer kleiner geworden ... was ich dort gesehen habe war meine Kindheit!  Das Nächste war PC an, Wikipedia Asperger-Syndrom, die ICD 10, das war ich.

Nach ca. 20 Sitzngen hat mir ein Psychologe den Verdacht bestätigt, für mich immer noch unfassbar, das konnte doch nicht sein, ich doch nicht, das war Mitte 08. Danach kam die Selbsthilfegruppe und das Aspie-Forum, so habe ich langsam begriffen dass ich dazu gehöre. Die offizielle psychiatrische Diagnose hab ich seit Jan. 2010.


Was hat mir die Diagnose gebracht?

Die offizielle psychaiatrische Diagnose bis jetzt noch nichts, ich hoffe sie wird mir auf dem Arbeitsmarkt weiter helfen, damit ich endlich mal einen festen Arbeitsplatz bekomme und nicht weiter rumgeschubst werde, zwischen 1€-Jobs, Praktikums und ABM's.

Die Psychologische Diagnose hat mir sehr viel gebracht.

Das Erste war Erleichterung - ich bin nicht schuld -,

das Zweite - unglaubliche Wut auf meinen Vater, er hatt die Intelligenz, er hätte merken müssen dass da was nicht stimmt, es war ja so schön einfach, mich für alles was schief gelaufen ist verantwortlich zu machen, statt mir zu helfen. .... Inzwischen hab ich verstanden warum der, nicht nur auf Arbeit, Offizier nichts begriffen hat.


Durch das Wissen um AS kann ich vieles auf dem Gebiet der Kommunikation lernen von dem ich vorher nicht mal wusste das es existiert.


Aber das Schlimmste von allem, ich weiss jetzt dass es einem meiner Kinder niemals besser gehen wird als mir, einem noch schlimmer. *sehr traurig*


Der Jüngste kann es aber schaffen, auf ihn trifft das autistische Spektrum nicht vollständig zu, er langweilt sich im Gymnasium und schreibt Gedichte. *glücklich*


Hoffe ich hab deine Frage ausführlich genug beantwortet.


LG u.


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