Hallo,
Die Frage wird ja immer mehr auf der Metaebene bemüht, deshalb gestatte ich mir, anschließend an Robins Ausführungen über das Paradoxe der Situation, etwas Falsches zu lehren, nochmals folgenden Überlegungen assoziativen Raum zu geben.
Von der Ethikseite können wir ebenso genau differenzieren.
Leicht ist es auf der präskriptiven Seite.
Wenn ich anerkenne, dass das Gebot:” Du sollst nicht lügen” ein verbindliches ist, verstoße ich dagegen, wenn ich willentlich etwas Falsches als Richtiges lehre. Und je höher der Kompetenzbereich des “ Lügners” ist, desto schwerer wiegt dann so ein Betrug.
Schwieriger wird es schon , wenn wir die Frage rein deskriptiv beleuchten, denn aus all unseren Argumenten geht ja hervor, dass so etwas geschieht. Oft sogar ( Harkas Beispiele), zum Schutz sowohl des “ Belogenen” als auch der zu vermittelnden “Faktenwahrheit”.
Meiner Meinung nach sind solche Verhüllungstechniken im Journalismus gang und gebe.
Im Sinne einer höheren Konsistenz machen solche Strategien sogar oft Sinn.
Und - immer unter der Voraussetzung, wir anerkennen das ethische Gebot der widerspruchslosen Aussage ( immer als Absichtsethik verstanden) - kommt es dann zum beobachteten Paradox, dass etwas ist, was nicht kann/ darf.
Und wie in der Realität dieses Gebot umgangen, missachtet wird, wissen wir.
Nun kommt mir ein “ perverser” Gedanke:
Was wäre, wenn wir uns nicht an das Gebot hielten.
Dann würde Falsches gelehrt - die “ Belogenen” kämen anhand der “Wirklichkeit” selbst in den Genuss, des intellektuellen AHAerlebnisses und hätten “ gelernt”. ( Robins Anfangsthese, glaube ich).
Jetzt wiederhole ich mich ( nur geringfügig variiert): Gegen diese Art des Lehrens bestehen auch meiner Meinung nach im Alltag nur wenig Bedenken. Eines davon scheint mir zu sein, dass sich viele gar nicht mit der Selbstkontrolle abgeben, und so “ dumm sterben”. Sicher: das genau ist die moderne Form des Wissensstandes, dass wir praktisch alles, was wir wissen, unhinterfragt annehmen müssen ( Ökonomie!) . Wir können aber - bis jetzt - eher sicher sein, dass unser aktuelles Wissen auf entweder wissenschaftlicher Grundlage beruht oder: im Alltag - auf Erfahrungswissen von Generationen.
Danke Robin und Harka für Eure Überlegungen. Ich sehe jetzt, dass sogar eine zunächst provokant - und daher in meinen Augen fragwürdige Frage zu einer interessanten argumentaiven Diskussion führt.
Marianne