Ich brauche auch von einzelnen Virologen nichts hören.
Ich bin Wissenschafter, und in der Wissenschaft geht bei der Bewertung von Erkenntnissen nicht um einzelne Personen und was sie sagen, sondern um die Stimmigkeit der Daten, der Theorie, deren Plausibilitäten, und wie die wissenschaftliche Gemeinsam sie aufnimmt. Die Wissenschaft funktioniert personell gesehen ziemlich basisdemokratisch.
Und, wissenschaftliche Aussagen basieren nur selten auf direkter Beobachtung oder direkter experimenteller Bestätigung, sondern
Daraus kann man, auch ohne selbst ein Virologe sein zu müssen, das Gefahrenpotential erkennen. Dass MNS das Sprühbild der Körperflüssigkeit einengt,
ist auch ohne viel Fachkenntnis zu erkennen.
Wirksam ist ein Konvolut an Maßnahmen, und messen kann man höchstens die Gesamtwirkung - und diese auch nicht exakt. Was genau welche Maßnahme bewirkt hat, kann überhaupt nicht gesagt werden. So wie man nicht sagen kann, wie werden durch plausible Schlussfolgerung gezogen.
Die Plausibilität wird dabei durch die wissenschaftliche Community bewertet. Die ist sicherlich nicht unfehlbar, aber niemand bzw nichts, was in der Realität existiert, ist besser geeignet.
Aber, nehmen wir mal deine beschrieben Aussage her, und beleuchten sie wissenschaftlich.
Dass es "keinen Hinweis" gäbe, dass eine einzelne Maßnahme etwas bringt heißt nicht, dass sie nichts bringt.
Es ist unmöglich, direkt zu messen und damit einen Beweis auf dem Feld zu erlangen. Aber, es ist allgemein bekannt,
dass beim Sprechen Körperflüssigkeit übertragen werden kann, und das ein gängiger Weg der Übertragung ist.viele Verkehrstote weniger uns die Senkung des Tempolimits in der Hierzinger Straße zwischen April und August gebracht hat (ist die Jahre davor auch niemand gestorben, also kann man statistisch im Vergleich zur Vergangenheit gar keine Verbesserung erzielen!). Dass aber die Gefahr verringert wurde, ist wohl unzweifelhaft.
Die zweite Aussage hingegen ist inhaltlich merkwürdig. Die Gefahr der Übertragung beginnt nicht erst nach 15 Minuten. Richtig hingegen ist, je intensiver der Kontakt, desto größer die Gefahr.
Die 15 Minuten werden des Öfteren hergenommen (auch von der Regierung), weil sie für den Laien verständlich bzw einleuchtend sind.
Damit will man sagen, bei kurzen Unterhaltungen "im Vorbeigehen" sei die Gefahr akzeptabel gering, bei längeren Gesprächen hingegen nicht mehr.
Ein vollständiger vierdimensionaler Datensatz (Gefahr abhängig von Gesprächsdauer, Abstand und Lautstärke) wäre wissenschaftlich richtig, würde in der Bevölkerung aber nicht ankommen.
Ergo: bitte nicht alles, was ein Wissenschafter von sich gibt, als wissenschaftlich anerkannte Fakten sehen. Auch nicht, wenn der Wissenschafter fachkompetent ist.