Bei der Genderdebatte muss man unterscheiden ob es um die Einbeziehung des weiblichen Geschlechts geht, oder um eine geschlechterneutrale Sprache. Letztere ist in vielen Sprachen schwieriger umzusetzen.
Ich als Frau benutze für mich auch meist die männliche Form.
Wir Frauen sind darauf sozialisiert, uns im generischen Maskulinum "mit angesprochen" zu fühlen. Bzw. wurde es als gegeben hingenommen und gar nicht hinterfragt. Trotzdem möchte ich in einem Anschreiben nicht als Herr angesprochen werden und als Frau das selbe Gehalt wie ein Mann.
Und es ist erwiesen, dass bei männlichen Berufsbezeichnungen automatisch ein Mann assoziiert wird. Die Frau also gar nicht im Kopf oder inneren Bild existiert.
Das ist nachdenkenswert. Auch für Männer, die Frauen respektieren!
Denn auch die Bilder die uns durch die Wortwahl in den Sinn kommen, prägen doch unser tägliches Handeln und Denken (unbewusst) mit. Tragen also auch - aber nicht nur! - dazu bei, wirklich nicht mehr in Geschlechtern zu denken und Gleichberechtigung wirklich zu verinnerlichen. Wenn wir eine gleichberechtigte, geschlechterneutrale Welt wollen, müssen wir das geschlechtliche Denken aus unseren Hirnen verbannen oder zumindest relativieren und für einen gewissen Ausgleich sorgen. Dafür ist Sprache ein Vehikel, bzw. Ansatz.
Ich finde es gut, wenn man aktiv versucht gegen diese versteckten Muster vorzugehen. Die Frage ist halt nur in welcher Form, wie militant und medial aufbereitet sich das vollzieht.
Bei den nicht binären Geschlechtern und anderen Minderheiten ist das Wichtige an der Debatte m. E., dass man diese Minderheiten wahrnimmt und z. B. Zwitter, Transsexualität, Homosexualität nichts stigmatisierendes mehr ist. Dass diese Besonderheiten schlicht unwichtig werden, als ganz normaler Teil unseres Menscheins dazu gehört. Weil es nämlich scheiß egal ist und der Mensch alleinig durch sein Handeln beurteilt werden muss.
Geschlechterneutrale Formulierung funktioniert nicht bei allen Wörtern. Ich begrüße es jedenfalls, dass dort wo es geht, geschlechtsneutrale Formen benutzt werden.
Und ich will mich auch bemühen, das selbst so anzuwenden und mich umzuprogrammieren.
Wen es stört, dass man Forschende und Lehrende sagt, satt Forscher oder Lehrer, der hat echt ein Toleranz- und Empathieproblem.
Das andere ist, ob man diese "Vorgaben" selbst anwendet. Das ist ja jedem frei gestellt. Ich denke es schadet nichts, in diese Richtung offener zu sein.
Es hat ja etwas mit Respekt zu tun! Wenn sich jemand beschimpft und beleidigt fühlt bei bestimmten Worten, dann bemühe ich mich eben, das abzustellen.
Für mich war und ist ***** (Ne**r wird hier automatisch zensiert) und Zigeuner kein Schimpfwort. In meiner Familie waren das ganz normale Bezeichnungen, bzw. beschreibende Worte wie ein/e "dicker, "großer", "blonde".
Nun werden einige Worte aber größtenteils als Schimpfwort missbraucht.
Wenn sich jemand durch dieses Wort verletzt fühlt, dann verwende ich es halt nicht mehr. Wo ist das Problem??
Und ganz ehrlich, auch an das Binnen I oder Sternchen kann man sich gewöhnen.
Man kann sich aber auch darüber aufregen und ein riesen Boehi daraus machen.
Einen sehr guten Artikel mit vielen Tipps, den sich bestimmt wieder kaum jemand durchlesen wird, findet man hier:
[URL unfurl="true"]https://www.uni-osnabrueck.de/universitaet/organisation/zentrale-verwaltung/gleichstellungsbuero/verknuepfte-seiten/sprache-und-geschlecht/[/URL]
Ich sehe das Hauptproblem in der heutigen Zeit darin, dass neue Themen (Problematiken) extrem hoch gebauscht werden und das von mir angesprochene schwarz-weiß Denken. Die extreme Polarisierung die sofort in eine Art "Hass" und Kampf ausartet, statt sachlich-fachlicher Auseinandersetzung mit der Thematik.
Da schließt sich der Kreis. Man muss sich nicht mit dem Thema auseinandersetzen, keine psychologischen, sozialen und gesellschaftlichen Hintergründe und gesamtheitliche Betrachtung anstellen. Man folgt einfach dem Leitwolf, den man sich ausgesucht hat.
Warum suchen Menschen Leitwölfe? Weil sie sich dadurch der eigenen Verantwortung entziehen und sich hinter jemandem verstecken können.
Man braucht sich keine eigene Meinung bilden, man braucht keinen Mut eine eigene, abweichende Meinung zu vertreten und zu dieser gegen einen Mainstream bestehen.
Nur wer gegen den Strom schwimmt kommt an die Quelle.
TM, schon als Kind kein Problem damit, sich gegen den Wind zu stellen, da sie von ihren Eltern so sozialisiert und ermutigt wurde