AW: Bewusstseinsorgan?
Hallo!
Wenn Gehirnforscher eine "INstanz" nachweisen wollen, die das Bild zusammenfügt oder "beobachtet" und sie lokalisieren wollen, dann stehen sie mitten in einer unendelichen Kette: Denn diese Instanz wäre ja auch wieder daraufhin zu untersuchen, inwelchem Teil von ihr nun wirklich die letzte Instanz sitzt und wenn man diesen Teil gefunden hat, stellt sich die Frage erneut, wo denn in diesem Teil dann die Aufgabe der Letztbeobachtung habe usw.
Solange man von einer ontologischen Logik ausgeht, d.h. von Dingen, z.B. Subjekte, die Objekte beobachten, wird man aus dieser Paradoxie nicht herauskommen. Denn man sieht den Beobachter als Einheit, sieht aber gleichzeitig, dass er keine Einheit bilden kann: Denn man kann ja nur über Differenzen wahrnehmen.
Als Ausweg bietet sich eben an, die Beobachtung nicht als Einheit zu sehen, sondern als Prozessieren von Differenzen - und - im Falle des Bewusstseins - davon auszugehen, dass sich das Bewusstsein in genau diesem Prozessieren selbst erzeugt und zwar momenthaft. Aus diesen Gedanken folgt dann, dass sich das Bewusstsein im Moment der Beobachtung nicht selbst beobachten kann! Denn das momenthafte Beobachten ist ja das eigene Manifestieren. Und da man in einem Moment nicht zwei Beobachtungen gleichzeitig machen kann (was auch empirisch nachgewiesen ist), ist das Bewusstsein für sich selbst blind!
Das gilt aber nur für den Moment: Das Bewusstsein kann sich selbst beobachten durch Rückgriff auf das Gedächntis. Die Aktualisierung von Gedächtnis ist dann nur eine spezielle Art der Beobachtung. Und sie ist wieder momenthaft und (wie ja auch durch die elektrochemische Analyse bewiesen wurde) instabil.
Dennoch könnten natürlich Gehirnmuster existieren, die das Erkennen des Bewusstseins in sich selbst repräsentieren oder wenigstens anzeigen. Dazu kann ich nur Spekulationen liefern:
1. Wird eventuell überschätzt, wie oft wir wirklich davon abhängig sind, uns als Bewusstsein selbst bewusst zu sein. Ich denke, die allermeisten Situationen erfordern nur ein "Beobachten erster Ordnung" also ein Prozessieren von Wahrnehmungen, Gedanken und Gedächntisleistungen, in dem wir die Welt als objekthaft empfinden und in routinierten Mustern damit umgehen können. Nur in Situationen, wo sich die Frage stellt, ob man selbst etwas verursacht oder die Umwelt, ob man für etwas schuldig ist oder sich Grübeleien über das Selbst hingibt, wird man sich selbst als Selbst beobachten müssen. Hier gibt es sicher auch starke individuelle Unterschiede.
2. Es könnte sein, dass Muster, die das Selbsterkennen des Bewusstseins repräsentieren, nicht lokal entstehen, sondern in andere Erkenntnismuster eingewebt sind; das sie wie ein Signum, ein Wasserzeichen anderen Beobachtungen beigemengt sind. So wie zum Beispiel bei der Übertragung von Radioprogrammen bestimmten Wellen in einem bestimmten Bereich die eigentliche Information wiederum als Welle überlagert wird; was aber nicht sichtbar ist, sondern nur entschlüsselt werden kann mittels eines bestimmten Codes.