AW: Behemoth und Leviathan
Rote Gräfin,
Meine Kinder können mich sehen und hören, können mich als Menschen deutlich wahrnehmen, können sich ihr Bild machen von mir und dem was ich tue.
Was wäre ich für eine Mutter, wenn ich mich unsichtbar machte und dennoch von meinen Kindern erwarte, dass sie die Welt in meinem Sinne verstehen?
Und selbst wo sie mich wahrnehmen können, und sehen wie ich denke und handle, erwarte ich von meinen Kindern nicht, dass sie mir gleichtun, denn sie haben einen anderen Kopf, eine andere Geschichte, einen anderen Lebenshintergrund als ich.
Gerade der Vergleich zur menschlichen Kleinfamilie und dem Verhältnis zwischen Gott und dem Menschen hinkt ja gewaltig, zumal wenn man es auf den Erkenntnissen aus der Bibel aufbaut.
Gott als Vater, der ein bestimmtes Verhalten von seinen Kindern verlangt, ohne jemals anwesend zu sein, ohne auch nur irgend jemanden, eine Mutter, eine Oma, als Bezugsperson für seine Kinder zu hinterlassen!
Dir hat sich ein Gott offenbart, der dir sagt, du seiest Gott. Wenn du nur möchtest, hast du alle Macht, kannst über's Wasser laufen und Berge vesetzen, und dein Bankkonto sanieren, auf dass es dir wohlergehe auf Erden.
Einem anderen offenbart er sich halt indem er ihn in Kriegswirren wirft, indem er dessen Kind in seinen Armen sterben läßt, weil es nicht mal mehr Gras zu fressen gibt, dem sterbenden Kind selbst in der Erfahrung des hilflosen Dahinsiechens und der Hoffnungslosigkeit. Oder er offenbart sich einem Mädchen, erst siebenjährig, das vergewaltigt und erwürgt wird, in Entwürdigung und Schmerz, wobei Gott sich da dem Täter auf wieder andere Weise offenbart.
Es macht einfach keinen Sinn, rote Gräfin.