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AW: ein a propos




Hier der Text:


Der Lindwurm und der Schmetterling

oder: Der seltsame Tausch

1. Akt

Einst war ein finstrer Felsenturm

Bewohnt von einem Drachenwurm,

Der spuckte Feuer hint und vorn,

War voller Stacheln und voll Zorn.

Doch eines Tags kam zu Besuch

Professor Hicks mit einem Buch.

Er forschte vorn und forschte hint,

furchtlos, wie solche Leute sind.

Er maß das Tier voll Wissensdrang:

Mit Schwanz war´s dreißig Meter lang!

Das undankbare Scheusal fraß

Den Forscher samt dem Metermaß.

Zur Reue sah es keinen Grund,

Es war voll Bosheit, doch gesund.

Jedoch - das Buch war unverdaulich!

Dem Drachen wurde grimm und graulich,

Drum spuckte er aus seinem Bauch

Das Buch und den Gelehrten auch.

Der Forscher, ohne Abschiedswort,

Nahm seine Brille und ging fort.

Doch schau! Das Buch ließ er zurücke,

Sei´s aus Zerstreutheit, sei´s aus Tücke.

Der Drachen fing zu lesen an.

Das hätt er besser nicht getan!

Denn kaum hat er hineingeguckt,

Da las er schwarz auf weiß gedruckt,

Dass jeder Wurm, der Feuer spei´,

Ganz einwandfrei ein LINDWURM sei.

Der Drache schrie, vor Wut fast blind:

"Ich bin nicht lind! Ich bin nicht LIND!!!"

Das Buch zerriss er kurz und klein,

Er wollte halt kein LINDWURM sein.

Und zum Beweise seines Grimmes

Tat er den ganzen Tag nur Schlimmes.

Was er auch tat, der Wurm blieb LIND.

Da weint´ er schließlich wie ein Kind,

Er ging von nun an nie mehr aus

Und lag mit Kopfweh krank zu Haus.

2. Akt

Auf einer Wiese voller Pflanzen

Übt´ sich ein Kohlweißling im Tanzen

Er war von zärtlichem Gemüte

Und sehr galant zu jeder Blüte.

Doch auch mit den Kohlweißlingsmädchen

Dreht´ er den Walzer wie auf Rädchen.

Er war empfindsam und bescheiden,

Vor allem konnt´ er Lärm nicht leiden.

Ihn machte das Verkehrsgetöse

Der nahen Straße richtig böse.

Drum sucht´ er in des Waldes Gründen

Die Ruhe, die er liebt´, zu finden.

Kaum war er dort, kam eine Hummel

Des Wegs daher mit viel Gebrummel.

Der Kohlweißling rief: "Unerhört!

Auch hier wird man durch Lärm gestört!"

Die Hummel brummte: "Dummes Ding!

Du heißt ja sogar SCHMETTERLING!"

Der Kohlweiß ward vor Schreck kohlweiß:

"Wie furchtbar, dass ich SCHMETTER heiß!"

Von nun an tanzte er nicht mehr,

Ging nur auf Zehen noch umher -

Doch der Erfolg war sehr gering:

Er war und blieb ein SCHMETTERLING.

Verzweifelt rang er seine Beine,

Zog sich zurück und haust´ alleine

Als Eremit in einer Wüste,

Wo er für sein Geschmetter büßte.

3. Akt

Doch eines Tags kam eine Schlange

Vorbei im Zick-Zack-Schlendergange,

Die sprach: "Es ist direkt zum Lachen!

Ich kenne nämlich einen Drachen,

Der grämt sich, weil er LINDwurm heißt.

Tjaja, so ist das Leben meist."

Drauf zwinkert´ sie mit List im Blick

Und zog davon im Zack und Zick.

Der Schmetterling bedachte lange

Die klugen Worte jener Schlange.

Er grübelt´ vierzehn Tage fleißig,

Dann rief er plötzlich: "Ha, jetzt weiß ich!"

Er packte etwas Proviant

Und reiste lange über Land,

Bis er, wenngleich auch höchst beklommen,

Zu jenem Drachenturm gekommen.

Am Boden lagen bleiche Knochen -

Der Wandersmann wagt´ kaum zu pochen.

Doch schließlich trat er in den Turm.

Im Bett lag krank der Drachenwurm

Und fing sofort zu jammern an.

Der Schmetterling jedoch begann:

"Ich hab´ gehört, was Ihnen fehlt.

Wie wär´s, wenn wir, was jeden quält,

Ganz einfach tauschten miteinand´?

Ich werde SCHMETTERLING genannt."

Der Lindwurm, der verstand erst nicht,

Doch bald verklärt´ sich sein Gesicht,

Und als er schließlich ganz verstand,

Da schüttelt´ er dem Gast die Hand

(Ganz überaus behutsam freilich!).

Er holt´ Papier und Tinte eilig,

Der Tausch ward schriftlich festgelegt.

"Gemacht!" rief jeder tiefbewegt,

Und Arm in Arm verließ den Turm

Ein LINDLING und ein SCHMETTERWURM.


Und drei Bilder:





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