Wie schnell Dinge vergessen werden zeigt mir schon, daß all die Dinge, die meine Jugend bestimmt haben schon seit Jahren nicht mehr existent oder so exotisch geworden sind, daß man sie besser nicht mehr in Gesprächen erwähnt. Dies gilt für Bücher oder Musik genau so wie für bestimmte Ideen oder Ideale.
Echt, du hörst das Zeug immer noch?
Was, du träumst noch immer von den alten Idealen?
Frank Zappa, hmmm, nie gehört!
Inzwischen hat sich die Welt noch mehr geändert und die Halbwertszeit ist auf ein Minimum gefallen und wird noch weiter fallen. Man liest auch nicht mehr so viel und wer auf sich hält, der kauft sich heute ein Hörbuch.
Wir sind in einer Konsumgesellschaft angelangt, die auch die Nachrichten und das Elend dieser Welt nur als Produkte ansieht, die zu vermarkten sind. Und mehr als je zuvor will man unterhaltsame Sendungen und nicht spröde Nachrichten haben.
Wer will da noch von der Vergangenheit reden oder gar etwas lesen, sich damit beschäftigen und eigene Schlüsse ziehen? Dafür haben wir heute so viele vorgefertigte Meinungen und wir können einfach auswählen, was wir für richtig halten. Wer reflektiert wird zum Sonderling und wer sich mit alten Dingen beschäftigt ist nicht auf der Höhe der Zeit.
Für mich ist all dies unverständlich, denn beim Lesen der sogenannten Klassiker fällt mir auf, daß es eigentlich für die meisten Fragen bereits ganz vernünftige und logische Ideen und Antworten gibt.
Ja, die Vergangenheit ist von essentieller Wichtigkeit für das Individuum und für die ganze Menschheit. Das System geht leider davon aus, daß wir nicht schlau geboren werden, sondern daß jede Generation von seinen Vorgängern lernen muß, weiter denken muß und weiter geben muß. Nur so ist eine positive geistige Evolution möglich.
Doch "der Kampf gegen die Dummheit hat gerade erst begonnen" und mir erscheint es oft so, daß die Intelligenz auf der Welt begrenzt ist und täglich von noch mehr Menschen geteilt werden muß.
Doch wenn wir aus der Vergangenheit lernen, dann bedeutet das nicht unbedingt, daß die Welt dann besser wird. Die Menschen dieser Welt lernen auch, wie man besser Kriege führen kann, wie man Menschen beeinflussen kann und wie man am schnellsten durch Ausbeutung und Betrug reich wird.
Das Lernen aus der Vergangenheit ist also kein Garant für eine bessere Welt.
Und die Mächtigen und die, die es werden wollen, werden immer lernen und sich die notwendigen Information holen. Wissen ist auch da Macht und die Bedeutung einer guten Ausbildung kann garnicht genug in den Vordergrund gestellt werden.
Wer die Ausbildung vereinfacht, verkürzt oder anderweitig ausdünnt, der muß einen Grund haben: die allmähliche Verdummung der Masse. Und wer keine Ausbildung will, der akzeptiert seine Stellung als uninformierte Masse und verliert an Bedeutung und Respekt.
Zumindest das sollten wir inzwischen gelernt haben.