Es sind diese Dinge, die man nicht vergessen kann - die man also eben nicht (bewußt? unbewußt?) als unwichtig aussortiert. Daraus besteht man als Persönlichkeit, so sehr, daß Vergessen oder Erinnern eigentlich nicht die richtigen Worte sind. Aber aus dem als "unwichtig" Aussortierten besteht man ja ebensosehr... die Geister des unvergangenen Vergangenen, die mich verfolgen, sind übrigens eher die schrecklichen als die schönen, und das nervt auf die Dauer denn doch etwas: dieses Nie-mit-etwas-fertig werden.
Aber: Muß man denn "mit etwas fertig" werden?
Gemeint sind natürlich die private Geschichte der politischen Vergangenheit oder die politische Privatheit der geschichtlichen Vergangenheit oder die Vergangenheit der geschichtlichen Politik des Privaten! Und auch,
wäre in diesem Zusammenhang zu fragen - da ich ja über das bloß Individuelle hinaus für politisch verallgemeinerbar halte, was Lilith formulierte: daß wir "die scheinbar gleichen Fehler so lang immer wieder" machen, "bis wir alle Facetten und Spielarten durchgemacht haben und endlich den Punkt erwischen, an dem wir unser Verhaltensmuster durchschauen können."
Der Fachbegriff für das immer wieder Auftauchende, Unbewältigte, das zu quasi zwanghafter Wiederholung von Handlungen führt, heißt doch schlicht "Neurose", und es heißt, daran könne/müsse man "arbeiten", oder? Mir geht es jedoch eher so, daß ich Liliths Optimismus dessen, der stets bereitwillig dazulernt, nicht ganz uneingeschränkt teilen mag: die Kraft und Lust zur Aufmerksamkeit und Selbstbeherrschung, die zum Durchschauen und Lernen nötig ist - zu dieser Arbeit also - schwankt von Zeit zu Zeit gar sehr! Manchmal will ich auch einfach nur von mir selbst (meiner Persönlichkeit, meiner Vergangenheit und Gegenwart
) in Ruhe gelassen werden und einfach mal so nur ganz bequem vor mich hin leben. Urlaub vom Selbst nehmen, das mich ständig an all das Unvergangene erinnert...