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Ärger mit einer nackten Schönen in der U-Bahn

Miriam

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26. Juni 2005
Beiträge
9.722
Eine nackte Schöne in einer U-Bahn? Nein, das geht wirklich nicht!
Denn es ist ja keine U-Bahn in irgendeinem Provinznest, nein, es ist die Londoner U-Bahn. Dass sie einmalig schön ist, konnte die Verantwortlichen der Londoner Verkehrsbetriebe auch nicht milder stimmen. Denn sie mussten an ihre Fahrgäste denken – und befanden, "…dass sie die Fahrgäste verstören würde."

Dabei ist die Dame schon fünfhundert Jahre alt, das tat ihrer Schönheit keinen Abbruch, und ich vermute eher, dass manch ein Funktionär der Londoner Verkehrsbetriebe sie mit Zorn und Neid mit seiner Ollen verglich, die so peu à peu ihren ganzen jugendlichen Charme verloren hatte. Und so war er vielleicht bei dieser Gegenüberstellung der Verstörte…

Nun mal ernst: es handelt sich hier um das Plakat zur Ausstellung von Lucas Cranach der Ältere. Man befand, so wort-wörtlich, „das es gegen die Regeln verstöße, Männer, Frauen oder Kinder in sexueller (?) Art und Weise darzustellen.“
Aha: wenn ich also mich Morgens unter die Douche begebe, tue ich es in sexueller Art und Weise…

Zurück zum Verbot des Posters in der Londoner U-Bahn. "Diese Entscheidung ist absolut meschugge", sagte John Whittingdale, Vorsitzender des parlamentarischen Kulturausschusses, am Mittwochabend. "Es ist unmöglich, dass dieses klassische Gemälde ein Ärgernis darstellen könnte."

1402_news_cranach_z.jpg

Die Ausstellung über Lucas Cranach der Ältere (1472 – 1553) soll am 8 März 2008 eröffnet werden. Die Venus ist eine Leihgabe des Museums Städel in Frankfurt. Das berühmte Gemälde entstand im Jahr 1530.

 
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AW: Ärger mit einer nackten Schönen in der U-Bahn

Tja, liebe Miriam, die betreffenden Leute der Londoner U-Bahn haben halt noch Prinzipien ;)
So, wie ich es gelesen habe, würden sie das Plakat akzeptieren, wenn es nur die obere Hälfte der Venus zeigen würde. Also nackter Busen ist in Ordnung, nackte Geschlechtsteile aber nicht. 500 Jahre alt hin oder her.
Man hätte das Bild ja auch ein wenig retouschieren können, zum Beispiel den Schleier ein bisschen undurchsichtiger machen können oder so...

Nein, ganz im Ernst, ich finde diese Sache schon auch ein wenig seltsam, vor allem, wenn man bedenkt, was sonst so auf Plakaten gezeigt wird.

Andererseits gibt das jetzt eine Menge Gratiswerbung für diese Ausstellung und das Plakat wird wahrscheinlich noch viel öfter gezeigt und gesehen, als wenn es tatsächlich dort in der U-Bahn hängen würde.

Könnte ja sein, dass die Ausstellungsmacher sogar ein wenig darauf spekuliert haben...

Liebe Grüsse
 
AW: Ärger mit einer nackten Schönen in der U-Bahn

Cranach war halt ein "deutscher Michel" - gradeaus und hin aufs Wichtigste:reden:


Er hätte es so wie Jacopo d'Antonio Negreti,gen. Palma Vecchio machen sollen...
PalmaVecchio_AdamEva_klein.gif

Dann hätten die Londoner vielleicht keine Probleme mit KUNST ...

denn dass sie Probleme mit der all über all vorhandenen Medienpornographie haben, glaube ich nicht ..
Londoner sind sicher auch nur Menschen * grins*
 
AW: Ärger mit einer nackten Schönen in der U-Bahn

Liebe Ela, liebe Marianne,

diese fast schon skurrile Geschichte, erinnert mich an eine andere wahre Gegebenheit. Seinerzeit, als ich in einer Ausstellung in Essen dies las neben dem entsprechenden Gemälde, lachte ich ganz laut los, was dann andere Besucher auch ermunterte mitzulachen.

Dabei ist die Geschichte fast rührend, denn sie spielt sich Anfang des 20. Jahrhunderts ab.

Es geht um folgendes Bild, Der Tanz von Henri Matisse, entstanden 1910:

e.06_matisse_der_tanz_300dpi.4mb.jpg

Schtschukin, der große Russische Mäzen und Sammler, war so begeistert von dem Monumentalgemälde Der Tanz, dass er sofort für das Treppenhaus seines Moskauer Stadtpalais nicht nur eine zweite Version, sondern auch ein Pendant zum Thema Musik, bestellte. Wir haben es Schtschukin und den anderen großen Russischen Sammler Morosow zu verdanken, dass viele wertvolle Werke der Französischen Malerei Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden sind.

Doch nach Russland zurück gekehrt, bekam Schtschukin plötzlich Bedenken. Und so schrieb er Matisse an, dass er ihn bittet, die Tanzenden doch zu bekleiden, wegen seiner sehr jungen Nichten die bei ihm wohnen.

Irgendwo im entsprechenden Katalog habe ich auch den Text des Briefes, bin zu faul um ihn zu suchen. Vielleicht aber später...

Liebe Grüße

Miriam
 
AW: Ärger mit einer nackten Schönen in der U-Bahn

Das, z.B, hätte Matisse ja gtetreu dem Wunsch seines russischen Auftraggebers diesen Tanzenden ja übermalen können... ( gefällt mir das Bild - kannte es noch nicht, obwohl Liebhaberin von Matisse)

PelzEvelineBisamH%20(8).JPG


bei DER Größe, hätte er mit einem Mantel alle zugedeckt. *grins*
 
AW: Ärger mit einer nackten Schönen in der U-Bahn

Ich hab auch noch eine "freizügige" Geschichte.

In Basel am Stadtcasino befindet sich dieses Wandgemälde:

fuss_pellegrini_03.jpg


Es stammt von Alfred Heinrich Pellegrini und ist 1940/41 entstanden.
Es stellt Apoll und die Musen dar und hat anfangs für erheblichen Wirbel gesorgt. Dabei wurde es von aufgebrachten Moralaposteln sogar mit Farbe beschmiert.

Ich weiss noch, dass ich als Kind immer ziemlich beeindruckt davon gewesen bin und mich oft fragte, wehalb dieser Mann denn keine Hose trägt. (Auf die weiblichen Figuren hab ich nicht besonders geachtet ;))

Allerdings hab ich wohl sonst keine nachhaltige Beschädigung meiner damals noch unschuldigen Seele davongetragen.

Als ein neuer Casinobau zur Diskussion stand im vergangenen Jahr, war eine der grössten Sorgen, was mit dem Gemälde geschehen soll und es wurde versichert, man könne es für ca. 750000 Fr. ablösen und an einem dafür geeigneten Ort unterbringen. (Wahrscheinlich aber eher nicht in der Londoner U-Bahn).

Das neue Casino wurde aber dann nicht gebaut...

Jetzt frage ich mich ganz ernsthaft, ob in fünfhundert Jahren die dann zuständigen Behörden das Bild so anstössig finden werden, dass es der Bevölkerung nicht länger zugemutet werden kann....
 
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