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Vom Panther, und vom Reh.


 



In Anlehnung an Alan Turing kann eine sehr allgemein gehaltene Arbeitsweise einer Black Box skizziert werden.


Diese Black Box liest in einer Endlos-Schleife mit einem bestimmten Takt den Input x ein,

verarbeitet diesen Input nach einem sich selbst modifizierenden Algorithmus a,

und gibt das Ergebnis als Output y aus.


Die Skizze der Arbeitsweise dieser Black Box schaut etwa so aus:


Anfangszustand von Algorithmus a festlegen

Loop

 x einlesen

 a(x) => y ; Output als Funktion des aktuellen Algorithmus und Input bestimmen

 y ausgeben

 amod(a,x) => z ; Selbstmodifikation des Algorithmus als Funktion von x und a bestimmen

 z => a  ; modifizierten Algorithmus zum aktuellen machen

End_Loop



Der Entwicklungsprozess eines Menschen (beginnend mit dem Verschmelzen der Gameten bis einschließlich

der lebenslangen Veränderung der Psyche) kann ebenfalls mit diesem Algorithmus beschrieben werden,

wenn der gesamte Entwicklungsprozess als eine Aufeinanderfolge von sehr vielen sehr kleinen Teilprozessen

(ein Durchlauf der Schleife pro Teilprozess) verstanden wird.


Den Input bildet der jeweilige Umwelteinfluss, der Output ist das jeweilige Entwicklungs-Zwischenergebnis,

der Algorithmus wird durch das Wirken der chemischen / physikalischen Gesetze auf die jeweils vorliegende

Konstellation von Molekülen gebildet.

Im Anfangszustand (d.h., für den allerersten Teilprozess) ist diese Molekülkonstellation durch die Erbanlagen

bestimmt, bei den folgenden Teilprozessen spiegeln entsprechend modifizierte Molekülkonstellationen

die selbstmodifizierende Wirkung der vorangegangenen Teilprozesse wider.


Bei dieser Betrachtungsweise werden sowohl die Erbanlagen als auch die Umwelteinflüsse adäquat berücksichtigt.

Diese beiden Faktoren wirken multiplikativ im Sinne von "müssen gleichzeitig gegeben sein",

so wie sich die Fläche eines Rechteckes nur bei gleichzeitigem Gegebensein von Länge und Breite ergibt.


Es ist nie nur einer der beiden Faktoren maßgebend. 


Daraus folgt nun aber auch, dass es so etwas wie ein "wahres Ich", oder einen "harten Kern der Persönlichkeit",

genaugenommen nicht gibt.

Die Erbanlagen bestimmen zwar die Anfangsbedingungen der Entwicklung, aber im jeweiligen Entwicklungsergebnis

schlägt sich auch die Gesamtheit der Umwelteinflüsse seit der Verschmelzung der Gameten nieder.


Bei dem skizzierten Entwicklungsprozess bewirken allerdings die Erbanlagen und die frühen Umwelteinflüsse

in gewisser Weise eine Weichenstellung, sodass es doch wieder nicht ganz verkehrt ist,

ihnen einen herausragenden Beitrag zum Gesamtergebnis zuzusprechen (z.B. bei den Temperamenten).

 

Dennoch gilt: Panta rhei.

Und das nicht nur für den Körper, sondern selbstverständlich auch für die Psyche bzw. die Persönlichkeit.



Das hätte vielleicht schon viel früher in aller Klarheit gesagt werden sollen.


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