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Zur Begrifflichkeit


M.E. müsste man, bevor die Frage nach der Akzeptanz einer Klassengesellschaft gestellt wird, sich darüber verständigen, was man darunter versteht.

Karl Marx hat zwar den Begriff „Klasse“ populär gemacht (obwohl er älter ist), aber auch bei ihm sind die Trennlinien unscharf. Er spricht von der „Sklavenhaltergesellschaft“ des antiken Roms. Doch unter diesen Sklaven gab es gewaltige, hierarchische Unterschiede. Auf der untersten Stufe standen die in Käfigen gehaltenen ad bestias. An der Spitze rangierte der gebildete, zumeist griechische Haussklave, der eher die Stellung eines vornehmen Hauslehrers hatte. Rein rechtlich waren sie alle Sklaven, aber mit welchen Unterschieden der „Sklavenhaltung“!

Aber war denn wenigstens die Klasse des Industrieproletariats im 19. Jahrhundert homogen? Mitnichten. Ausweislich der Lohnlisten der Firma Krupp war die Lohndifferenz zwischen dem höchst und dem schlechtest bezahlten Arbeiter 8:1! Heute beträgt sie maximal 3:1.

Der Marx’sche Klassenbegriff ist viel zu grob, als dass er sich zur Analyse eignete. Und grundsätzlich: Es hat noch nie eine Gesellschaft ohne Hierarchisierung gegeben. Am krassesten in der Moderne war diese bei den kommunistischen Systemen mit ihrer Nomenklatura ausgeprägt.

Wir leben in einer Gesellschaft höchst durchlässiger Schichten mit großer horizontaler und vertikaler Mobilität, in der es, um nur ein Beispiel zu nennen, ein ehemaliger Straßenkämpfer und Taxifahrer ohne Abitur und Studium zum Außenminister bringen kann.


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