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Hmm, ist das wirklich so? Ich bin da nicht so sicher. Unter "Agape" verstehe ich nicht wirkliche "Verschmelzung", also das Herstellen eines Monismus', einer Einheit in welcher keine Vielheit mehr ist. Nein, für mich bedeutet Agape eben nicht die Auflösung der Teile zu einem ganzen, sondern das Zusammenfügen der Teile, so dass sie nachher ein grösseres Ganzes bilden, aber in ihrer Individualität immer noch vorhanden sind.


Klingt vielleicht bisschen kompliziert, darum ein Beispiel. Unser Körper besteht aus verschiedenen Organen, also lauter Einzelteilen. In ihrer blossen Summe machen diese Organe noch keinen Menschen aus. Zusammengeworfen wäre das bloss ein Haufen von Organen, aber da wäre eben noch kein funktionierendes Zusammenspiel. Gelingt es aber, diese Organe in einer höhern Ordnung (!) "zusammenzusetzen", so entsteht ein neues Ganzes, welches keineswegs eine Verschmelzung der Einzelteile ist, aber trotzdem neuartige Eigenschaften aufweist, welche den Teilen inhärent nicht gegeben sind. "Der Mensch ist mehr als die blosse Summe seiner Organe."

Unter Agape verstehe ich die Fähigkeit zur Emergenz, also quasi dass eben ein grösseres Ganzes enstehen kann, welches alle Teile als Individuen einschliesst, sie nicht auflöst, sondern die Eigenart jedes Einzelteiles nutzt, es umfängt und dadurch eine höhere Ordnung herstellt.


Das ist etwas komplett anderes, als eine Verschmelzung. Denn: Das höhere Ganze funktioniert bloss so lange, wie alle Einzelteile funktionieren. Nimmt man dem Menschen ein wichtiges Organ wie etwa die Lunge weg, so funktioniert der Mensch (das grössere Ganze) nicht mehr. Agape ist - in meinen Augen - ebendiese Fähigkeit zur Bildung einer höhern Ordnung, eines grössern Ganzen, in welchem gleichzeitig Platz für jedes Einzelne ist.


Bzw. genauer gesagt: Eros ist der Drang der Einzelteile, sich zu einem grössern Ganzen zusammenzufügen, weil sie nur dann eigentlich wirklich komplett sind. Als Einzelteile sind sie für immer unfertig. Dies wäre ein Drang "von unten nach oben".

Agape ist hingegen der Zug, neue Einzelteile in das bereits existierende grössere Ganze ebenfalls einzugliedern und dadurch ein noch grösseres Ganzes zu werden, also quasi das Heraufziehen.


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