AW: Abhandlung Traurigkeit
Hallo Ginsi!
Ich bin der Meinung, dass echte Trauer nicht destruktiv sein kann. Trauer ist ein Gefühl, das wir erleben, wenn es gilt, Abschied von jemandem oder von etwas zu nehmen. Dieses Gefühl zu spüren und auszudrücken ist heilsam und erleichtert den Abschied.
Das was du "Traurigsein um des Traurigsein Willen" nennst, erscheint mir als Bad im Selbstmitleid. Da spinnt man sich eine gedankliche Welt zusammen, die das Gefühl von Traurigkeit immer wieder erzeugen soll. Ein beliebtes Spiel von Menschen, die sich gern als Melancholiker geben. Nicht schlimm, aber eine Selbsttäuschung.
Trauer muss nicht verstanden werden, wenn sie auftaucht, genügt es meistens, einfach zu weinen oder sie nur zu spüren, wenns nicht so arg ist.
Destruktiv kann sie sich auswirken, wenn sie verdrängt wird, z.B. weil "es sich nicht gehört, wegen irgendeiner Kleinigkeit traurig zu sein". Wenn du nicht weißt, warum du traurig bist und dir deshalb nicht erlaubst, das Gefühl auch zu spüren, dann kommt es zu den "unpassendsten" Gelegenheiten hoch.
Verbreitet ist auch die Meinung, es gäbe eine genormte Zeit, wie lange man trauern darf. Je nachdem, wie der traurige Anlass eingeschätzt wird, sollte man nach einer gewissen Zeit damit fertig sein. Das stimmt einfach nicht, das ist bei jedem Menschen anders.
Du siehst schon, es läuft darauf hinaus, dass ein Gefühl einfach gespürt und ausgedrückt werden will. Ein "künstliches Erzeugen" dieses Gefühls bringt dich vom echten Leben in eine imaginierte Scheinwelt.
herzlich
lilith