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Zum Valentinstag - Lupercalien

M

Marianne

Guest
Da ja nun bald wieder das Geschäft mit den Blümchen und der Liebe beginnt, habe ich mich - immerhin Historikerin mit feministischem Denkansatz - schlau gemacht und stelle hier eine etwas andere Geschichte dieses Geschäftsrauschtages der BlumenbinderInnen ein.

Die römischen Lupercalia waren das Fest der Großen Göttin Lupa in ihrem Aspekt der Juno Februata, der Göttin des "Liebesfiebers".

LupaLupa ist die Heilige Wölfin der römischen Legende, die Amme der Zwillinge Romulus und Remus, der Gründer Roms. Lupas Tempelpriesterinnen wurden lupae genannt.

Das jährliche Fest der Lupercalia feierten die RömerInnen im ganzen Land in der Grotte der Wölfin* namens Lupercal; in der Stadt Rom war diese Grotte am Fuße des Palatin, einem der sieben Hügel Roms zu finden.
Die lupae schrieben ihre Namen auf Papyrusstreifen und ließen junge Männer diese Briefchen ziehen und zusammen wurde in großer spiritueller Sinnlichkeit der Göttinnendienst gefeiert. Nachdem sie an der Zeremonie teilgenommen hatten, wanderten die nackten Jünglinge, die Luperci, durch die Städte, um diese zu segnen.

Die christlichen Kirchenmänner verurteilten den Vorläufer des Valentinstages und versuchten den Brauch zu ändern, indem sie die Namen von Heiligen und kurze Predigten auf die Zettelchen schrieben und unters Volk brachten, aber die Menschen fanden schnell wieder zu den alten "Liebesbriefchen" zurück. Der vom Patriarchat erfundene Märtyrer Valentin entwickelte sich zwangsläufig zum Schutzheiligen der Liebenden, denn das Fest blieb trotz aller gegenteiliger Anstrengungen der Sinnlichkeit und den Liebenden gewidmet.

Noch im Mittelalter wurden in Frankreich und Belgien Valentin und Valentine durch das Los bestimmt, die dann ein Jahr miteinander lebten und der heilige Valentin wurde in vielen Gegenden bei Liebeszaubern und bei der Zubereitung von Liebestränken angerufen.
Heute werden die Namen nicht mehr verlost, sondern Frauen schicken der erwählten Person einen Brief, in dem sie ihre Gefühle ausdrücken und die Feier vorbereiten.

http://matriarchat.net/frontpage.php


Marianne
 
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Hi Marianne,

wann genau kam eigentlich der Valentinstag ueber uns?
Vor 30 Jahren gab es den in Deutschland jedenfalls noch nicht, aber ploetzlich war er da, ebenso wie urploetzlich Halloween in unseren Breitengraden auftauchte.
Fehlt nur noch der "Thanksgivingday" aus Amerika.
Den haben wir zwar schon als kirchliches Erntedankfest, aber kommerziell ist er noch nicht vorhanden oder?

Fortuna
solchen Tagen abhold!
 
Fortuna,

wenn WIKIPEDIA Recht hat, dann irrst Du Dich. Und auch ich kann mich erinnern, dass die Floristen vor etwa 40 Jahren die Herzen an die Scheiben klebten.

Englische Auswanderer nahmen den Valentinsbrauch mit in die "Neue Welt" (USA) - und so kam durch US-Soldaten nach dem Zweiten Weltkrieg dieser Brauch nach Deutschland; 1950 veranstaltete man in Nürnberg den ersten "Valentinsball"; der Valentinstag wurde offiziell eingeführt. Richtig bekannt wurde er durch die dann einsetzende starke Werbung der Floristen.
 
Also ich kenne einen Herren, der ist zwar humanistisch sehr gebildet, behauptet aber trotzdem felsenfest, dass der Valentinstag das Ergebnis eines konspirativen Konsens zwischen der niederländischen Tulpen-, der einheimischen Rosenproduktion und den vereinigten Schokoladenindustrien sei. Nennt den Tag sogar despektierlich eine Tulpen-Rosen-Pralinées-Verschwörung.

Aaaaaber ich weiss trotzdem, Marianne hat Recht. Die Alten Römer feierten schon am 14. Februar, aber das war ein lockeres Völkchen und so machte die Kirche dem bunten Treiben ein Ende, aus der Liebeslotterie wurde eine Heiligenlotterie und die Jugend sollte den Tugenden der Heiligen auf den Losen nacheifern, statt sich rumzutreiben.
Den Franzosen und den Engländern gefiel das gar nicht. In Frankreich blieb die Lotterie, in England wurde die erste Begegnung des Tages massgebend für die "Valentine" des Jahres. Als dann die Kirche Namenstage einführte, fiel ausgerechnet der Hl. Valentin auf den 14.2.
Und über die 1. Liebesbotschaft erzähle ich euch morgen, wenn ihr wollt, jetzt muss ich nämlich den Valentinstag feiern.

Einen schönen liebevollen Abend noch

:kuss1:
 
Na, sag ichs doch! Wahrheit liegt nur in der Tradition der Mythen !


eine Geheimfrage, Cel: wo habt Ihr in Frankreich die Liebesgrotte - sozusagen die Lupercal francensis angesiedelt?

Vielleicht komme ich nächstes Jahr auch dazu - verkleide mich dann aber als Jungfrau....


Und: Jetzt will ich Dir verraten, wie es zu dem Deal zwischen Antike und der nicht nur niederländischen Tulpenindustrie kam.
Lupa-Lupa, die olle Wölfin wurde von Romulus und Remus beim Säugen so oft ins Brusterl gebissen, dass sie sich eine späte Rache an den Nachfahren der beiden ungebärdigen Zwillinge ausdachte.

Sie schloss ein Bündnis mit dem Schwerrosenimperialismus , auf dass die Blöden blechen und die Neoliberalisten verdienen mögen.
Klappt doch ganz gut - hat sich die olle Lupa gut ausgedacht.


Unser marxistisches Revolutionstribunal erwägt im Geheimen, diesen Tag wenigstens an den Geburtstag von Karl Marx zu verlegen.


Verrate das aber noch nicht der Presse. Es soll der 1.Mai -Gag dieses Jahres werden.
Ob Tulpe, Rose oder Nelke
Blume: welke, welke , welke ...


Marianne - vulgo Lupa-Lupa
 
Geh, Salem, hast Du denn im Geschichteunterricht gar nie nicht aufgepasst?

Weißt Du denn nicht, dass der Spartakusaufstand eigentlich der Aufstand der unterbezahlten transatlantischen Blumenträger war? Tss tss tss ....


Und : anstelle von GHL geb es schon immer DOOF .
Ist doch egal, oder?
 
Lupercalien

Hallo Marianne!

Habe deine Ausführungen mit Freude gelesen und Neues kennengelernt. Du bist eine gescheite Frau.

Alles Liebe


suche :blume1: :blume1: :blume1: :blume1: :blume1: :blume1: :blume1:
 
Marianne schrieb:
Na, sag ichs doch! Wahrheit liegt nur in der Tradition der Mythen !
...eine Geheimfrage, Cel: wo habt Ihr in Frankreich die Liebesgrotte - sozusagen die Lupercal francensis angesiedelt?

Ich weiss dir eine passende *looool*

Die Hölle der Maria Magdalena auf dem "La Sainte-Baume" in der Provence. Normalerweise pilgern die Frommen an Pfingsten dorthin.
Früher errichteten jugendliche Pärchen dort Steinhaufen und -männchen, die sie nach einem Jahr wieder besuchten. Waren diese noch unzerstört, gingen die Verbindungen gut aus, waren sie nicht unversehrt, mussten sie sich wohl oder übel nach einem neuen Schatz umsehen *loool*.
Wir waren pragmatischer und verschwendeten dort keine Zeit mit Steinen und gingen gleich zur Sache. :autsch:
Heute klettern die "Kinder" sicher nicht mehr dorthin, sondern knutschen gleich vor der Haustüre oder im Zimmer, was der Grund dafür sein mag, dass sie sportlich nicht mehr so fit sind :zunge3:.

Und: Jetzt will ich Dir verraten, wie es zu dem Deal zwischen Antike und der nicht nur niederländischen Tulpenindustrie kam...
...Sie schloss ein Bündnis mit dem Schwerrosenimperialismus , auf dass die Blöden blechen und die Neoliberalisten verdienen mögen.
Klappt doch ganz gut - hat sich die olle Lupa gut ausgedacht...
...Unser marxistisches Revolutionstribunal erwägt im Geheimen, diesen Tag wenigstens an den Geburtstag von Karl Marx zu verlegen.

*heuuuuul* sooo unromantisch!

Da gefällt mir eine andere Legende besser! Ausser der Göttin Juno (Beschützerin der Familie), der wir die Blumen zu verdanken haben, sollte es auch noch einen Mönch Valentin gegeben haben, der allen jungen Menschen, die an "seinem" Kloster vorbei spazierten, über die Klostermauer Blumen verteilte.

Wie schon gesagt, durch die Namenstage der Kirche wurde der Liebestag zum Valentinstag. Nur weiss man nicht, ob dafür der Bischof Valentin aus Terni, Italien aus dem 3.Jh. oder der Bischof Valentin, der in Passau ruht und irgendwann im 5.Jh. lebte, verantwortlich zu machen sind. Lustig aber ist, wofür alles der gute St. Valentin sorgen muss. Er ist Patron der Reisenden, der Imker, der Jugend, des Viehs (hauptsächlich der Pferde) und soll auch noch für eine gute Heirat Garant sein. Er soll auch die erste Valentinsbotschaft geschrieben haben, aber weil sich das nicht nachweisen lässt, gilt Herzog Charles von Orléans (ein Lyriker) als Begründer dieser Botschaften. 25 lange Jahre schmorte er im Tower von London, wohin ihn die Engländer nach der Schlacht von Azincourt verschleppten, bis er endlich am 14.2.1440 seiner Liebsten eine gereimte Liebeserklärung schicken konnte. Das war noch Treue!
Aber die Engländer waren auch Romantiker und nicht nur Haudegen (schon 100 Jahre vorher)!
Das erste richtige Liebesgedicht stammt von Geoffrey Chaucer, das er vermutlich zur Heirat von Richard II und Anne of Bohemia vortragen liess. Es heisst The Parliament of Fowls. In dem Gedicht liess er die Vögel sich versammeln, um jedem einen Partner zu suchen. Damals schon standen die Tauben für Treue und der Kuckuck für das Gegenteil.

Eine schöne Sache, wie ich finde, die bestens beweist, dass der Valentinstag wirklich europäisch ist. Wie schon Halloween!!! Beide Tage wurden mit den Auswanderern in die USA und nach Kanada importiert und gelangen mit den Soldaten nach dem 2. Weltkrieg wieder nach Europa.
Nur die gedruckten Valentinskarten sind eine US-Erfindung aus dem Jahre 1849.
Ueberigens: 2005 verschickten angeblich US-Amerikaner über eine Milliarde solcher Karten. Da schmelzen doch die Herzen!
Und die Europäer sollten sich ein Beispiel daran nehmen, damit keine einzige Poststelle wegrationalisiert werden muss *loool*. Aber nein, sie verschicken lieber so SMS wie:

Ganz ohne Kummer falle ich in einen Liebesschlummer
ganz ohne Schmerz denke ich an dich, mein Valentinsherz.

oder

Der Kopf ist leer, der Bauch ist voll.
Mann, find ich den Valentinstag toll.

:spei2:

Die einzig akzeptable Valentins-SMS bleibt:

Es gibt Mädchen, die sind nicht artig, dafür aber grossartig!

(Nur für alle Fälle und fürs nächste Jahr *loool*)

Aber traurig ist das heutige Leben schon irgendwie. Statt "The Parliament of Fowls" gibt es nur Vogelgrippe. Statt Valentinsbotschaften meist nur SMS. Statt Liebeslotterie nur Partnervermittlungsbüro... und jetzt kommt noch Marianne und bringt den ollen Marx aufs Tapet *heuuuuuul*.
Nirgends Platz für ein wenig Leidenschaft und Romantik?

:clown3:

PS: @ Salem aus der Hexenküche:
Um von dem Liebsten schön zu träumen, einige Lorbeerblätter unter das Kopfkissen arrangieren - ein altes Orakel.
 
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ich kann mit valentinstag nichts gutes mehr verbinden, leider.
ich mochte diesen tag irklich sehr, bis ich mich näher mit der judenverfolgung in deutschland auseinandergesetzt habe.
im mittelalter worden hunderte juden an diesem tag getötet, grundlos.:wut1:
wenn ich jetzt das wort "valentinstag" höre, muss ich zuerst an die menchen denken, die verbrannt, erschlagen und ertränkt worden sind, und erst dann an die liebe...
schade eigentlich..:(
 
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