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Zeig mir Deine Freunde und ich sag Dir wer Du bist

xcrypto

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28. März 2008
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439
Das ist eine ale Bauernweisheit, die wohl jeder kennt. Bei gewissen Zeitgenossen scheint sie aber offenbar nicht zu gelten.

Nehmen wir einmal die folgenden Personen:

Heinrich Harrer - Bergsteiger und Mitglied der SA Sturmabteilung während der Nazizeit.

Bruno Beger - SS-Hauptsturmführer, 1971 als Nazikriegsverbrecher (»Rassenspezialist von Auschwitz«) verurteilt. 1998 verstorben.

Miguel Serrano - Vorsitzender der »Nationalsozialistischen Partei« Chiles, ehedem Botschafter Chiles in Österreich, gilt als Vordenker des sogenannten "Esoterischen Hitlerismus".

Shoko Asahara - japanischer Terrorist, Anführer der Aum-Sekte, für den Tod von 12 Menschen und 5.000 Verletzten bei einem Anschlag in einer U-Bahn verantwortlich.

George W. Bush - hat zwei Kriege angezettelt, denen bis jetzt insgesamt bereits 1.2 Millionen Menschen direkt oder indirekt zum Opfer gefallen sind. Maßgeblich für den Abbau der Bürgerrechte in den USA verantwortlich.

Man muss zugeben, dass es sich bei diesen fünf Herren um ausnahmslos unangenehme Zeitgenossen handelt, um es milde auszudrücken. Was haben die nun gemein? Nun, ein jeder von ihnen ist einer fundamentalistischen oder rassistischen Ideologie verfallen, und einem jeden von ihnen sind Menschenleben nicht viel wert.

Jedoch haben sie noch eine weitere Gemeinsamkeit: sie haben einen gemeinsamen engen Freund. Man muss sich fragen, was für eine Art Mensch mag das sein, der diese Leute zu seinen Freunden zählt? Wohl einer, der deren Ansichten entweder teilt oder zumindest toleriert. Ein Fundamentalist, eventuell ein Fanatiker, vielleicht gar ein Rassist. Jedenfalls auch ein unangenehmer Zeitgenosse.

Von wem ist hier die Rede? Von keinem geringeren als dem Friedensnobelpreisträger Dalai Lama. Jupp. Eben der zählt diese Leute zu seinen engen Freunden.

Ich gebe zu, dass das schon etwas ungeheuerlich klingt. Ich habe davon auch erst vor kurzem erfahren. Bis dato habe ich den Dalai Lama praktisch verehrt, ich habe ihn geliebt, ich fand ihn cool. Jedem, der mir gesagt hätte, er wäre ein schlechter Mensch, dem hätte ich ganz sicher umgehend mit körperlicher Gewalt gedroht (nicht zu wörtlich nehmen bitte).

Darauf gestossen bin ich durch meine Tochter, die einen wachen Geist hat und der ich unermüdlich beibringe, querzudenken, zu hinterfragen und nicht gleich bei der ersten Gelegenheit zu glauben was man ihr weismachen will. Wir hatten zusammen Nachrichten gesehen und da war der Dalai Lama gerade in der USA und hat vor laufenden Kameras Bush als einen guten Freund bezeichnet.

Meine Tochter runzelte die Augenbrauen und fragte nur: "Hä?!". Ich hab dann eine Erklärung dafür gesucht und auch eine gefunden, nämlich dass er das aus politischem Kalkül tat um China unter Druck zu setzen. Meine Tochter war mit der Antwort allerdings nicht ganz zufrieden.

Erst als ich neulich eher zufällig über weitere Freunde des Dalai Lamas gestossen bin, ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen. Ich bin hereingefallen. Hereingefallen auf eine präzise organisierte Propagandamaschine. Ich, der ich meiner Tochter immer das Gegenteil beizubringen versuche. Ich bin sogar so sehr reingefallen, dass ich mir selbst irgendeine hanebüchene Ausrede für das Offensichtliche ausgedacht habe.

Freilich werden sich nun viele auch hier im Forum gar furchtbar darüber aufregen, ganz so wie ich es noch vor ein paar Wochen auch getan hätte. Aber leider wird die Welt nicht besser, wenn man die unangenehmen Wahrheiten einfach weglässt.

Bestimmt werden einige nach Quellen fragen, die das belegen. Ich erspare es mir jeden einzelnen Fall zu dokumentieren, ich will es bei einem belassen: Bruno Beger mit dem Dalai Lama in London 1994, Website der tibetischen "Exilregierung".

Für mich ist der Mann jedenfalls unten durch.
 
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AW: Zeig mir Deine Freunde und ich sag Dir wer Du bist

Beim ersten Lesen war ich kurz entsetzt, bis sich meinem anschließendem Denken eine Frage aufdrängte: Ist jetzt mein Bild vom Dalai Lama falsch gewesen... oder das von den Anderen hier aufgeführten? Man könnte die Aussage ja auch umdrehen. Erst weiteres Nachdenken brachte eine für mich akzeptable Lösung: Da ich keinen persönlich kenne, brauche ich mir auch keine dahingehende Meinung bilden, will ich doch keiner gezielten Meinungsmache von wem auch immer aufsitzen.
 
AW: Zeig mir Deine Freunde und ich sag Dir wer Du bist

Um meine Sorgen bezüglich der Meinungsbildung zu verdeutlichen habe ich mal diesen Link gesetzt.

Habe keine Ahnung ob das dort Geschriebene stimmt. Aber eines wird mir trotzdem dadurch bewußt: Ich habe keine Ahnung, was hinter einer Bühne geschieht, ja noch nicht mal was alles zur Bühne gehört.
 
AW: Zeig mir Deine Freunde und ich sag Dir wer Du bist

hallo, xcrypto!

also, das mit busch und dem anführer der aum-sekte wusste ich, aber das mit den altnazis hätte ich nie gedacht. also das is wirklich ein ganz schöner happen. obwohl mir der dalai lama so wie ich ihn gesehen habe, nie richtig sympathisch war, weil wer über harmonie in der welt redet und sie sucht, den glaub ich auf einen irrweg.
 
AW: Zeig mir Deine Freunde und ich sag Dir wer Du bist

Um meine Sorgen bezüglich der Meinungsbildung zu verdeutlichen habe ich mal diesen Link gesetzt.

Habe keine Ahnung ob das dort Geschriebene stimmt. Aber eines wird mir trotzdem dadurch bewußt: Ich habe keine Ahnung, was hinter einer Bühne geschieht, ja noch nicht mal was alles zur Bühne gehört.


Ja, sehr bestürzend, aber sicherlich nichts Neues.

Ich bewundere die Reporter, ich bewundere, dass die New York Times noch nicht untergegangen ist, obwohl starke Bestrebungen des Aufkaufens vorhanden sind.
Ich hoffe sehr, dass uns noch einige Informationsblätter erhalten bleiben, die sich nicht so leicht bestechen lassen.
Von welcher Seite auch immer.

lb Gr sartchi
 
AW: Zeig mir Deine Freunde und ich sag Dir wer Du bist

Ja das stimmt, es ist in der Tat nichts neues, so etwas (also das mit dem NY-Times Artikel) ist in Kriegszeiten normal. Das machts zwar nicht besser aber wer sich darüber wundert ist vielleicht etwas zu naiv.

@Windreiter: ja ich weiss, das ist so eine Sache mit den Informationen. Man kann ihnen nie trauen. Auf der anderen Seite muss man sich aber fragen, warum der Dalai Lama mit einem Kriegsverbrecher ein Abendessen in "herzlicher Atmosphäre" durchführt, wie auf der Seite der Tibeter Exilregierung nachzulesen ist. Eine absichtliche Fehlinformation kann es kaum sein, da der Sinn einer solchen sicher eher kontraproduktiv ist. Plausibler wäre das pure Unwissen über diesen Mann. Aber angesichts der regen Reisetätigkeit des Dalai Lama gehe ich davon aus, dass er inzwischen ziemlich gut Bescheid wissen, was läuft.

Die makellose weisse Weste, die er im TV und bei Initiationen immer "trägt", ist jedenfalls nur schöner Schein. Ein guter Freund von mir, mit dem ich darüber gesprochen habe meinte, "Ja mei, is halt auch nur ein Mensch".
 
AW: Zeig mir Deine Freunde und ich sag Dir wer Du bist

ehrlich gesagt,bin ich nur verwundert über euer erstaunen über diese tatsachen. ich frage mich, warum soll gerade der DALAI LAMA ein besserer mensch sein, wie der papst oder ein ayatholla. sie sind schliesslich alle FÜHRER
und verkörpern macht durch ihren einfluss auf eine riesige menschenmasse.
er macht doch im grunde genommen nichts anderes wie der papst nur mit der ausnahme, dass er den westen gut studiert hat und unsere vorlieben für fernöstliche weisheiten und gurus weidlich ausnützt.
er hat charisma und ist äusserst klug und hat die macht der medien erkannt und nützt sie konsequent für seine zwecke aus.
 
AW: Zeig mir Deine Freunde und ich sag Dir wer Du bist

Eine Frage: Ist ein Kriegsverbrecher kein Mensch mehr? Könnte man nicht z.B. von ihm etwas darüber lernen, was einen Menschen dazu bringt, Kriegsverbrechen zu begehen?

Es erschreckt mich ein wenig, wenn ich mir vorstelle, dass der Dalai Lama aufgrund der Medienberichte (oder kennt ihn wer von euch persönlich?) entweder geliebt oder nun verachtet wird. Er ist ein Mensch und wird seine Gründe haben, warum er mit diesen oder jenen Menschen Kontakt hat.
Der US-Präsident ist mMn auch ein Kriegsverbrecher, aber sehr viele politische Führer haben mit ihm Kontakt, weil es einfach notwendig ist. Wenn er ausgegrenzt würde, wäre er um nichts anders, würde aber noch ungenierter agieren.

Aus meiner Sicht ist es völlig irrelevant, wie ich jemanden wie den Dalai Lama bewerte. Wenn ich gewisse Eigenschaften an ihm liebenswert finde, so hat er die ja auch noch, wenn ich eine andere Seite von ihm kennenlerne. Ich erkenne an dieser Empörung höchstens, dass jene, die so reagieren die Menschen in Gute und Böse einteilen. Bewusst oder unbewusst.

Vielleicht wär es hilfreicher, mal zu überlegen, wie wir mit unseren "bösen" Anteilen verfahren, anstatt sich darüber zu empören, was jemand tut, den wir ganz anders eingeschätzt hatten.

Das soll nur ein Denkanstoß sein, ein Impuls, einen Aspekt der gern übersehen wird, auch zu berücksichtigen. Wir folgen sonst einem Muster, das die Gewalt immer wieder schürt.

:blume1:
 
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AW: Zeig mir Deine Freunde und ich sag Dir wer Du bist

Ich bin der Meinung, solange ich einen Menschen nicht persönlich kenne, kann ich auch keinen wirklichen Bezug zu diesem haben.

Alle anderen Personen, die z.B. für unsere globalen Verhältnisse mitverantwortlich sind, oder eine Rolle dabei spielen, oder aber einfach in Massenmedien erwähnt werden, kann man eher immer nur aufgrund der entweder beschriebenen oder aber tatsächlich stattgefunden Ereignisse betrachten.

Wenn nun jemand bereit ist, unter einem Lügennetz in ein Land Krieg zu bringen, Folterlager einzurichten, zu befürworten usw. dann sagt dies aber sehr wohl etwas über dessen Charakter aus.
Wenn jemand bereit ist, sich für eine gewisse Darstellung bezahlen zu lassen, oder von Spenden zu leben, die aufgrund einer gewissen Art und Weise-Darstellung den Spendern vorgegaukelt wird, dann ebenfalls.

Nun, Menschen sind wir alle, und von daher auch anfällig für alle "Darstellungen" unseres Charakters.
Menschen für "dumm zu verkaufen" zeigt jedenfalls auch sehr viel von einem Charakter. Dies ohne Zweifel.

Wenn ich in ein Theaterstück gehe, dann weiß ich, dass gespielt wird.
Wenn ich einem Politiker vertraue, setze ich naturgemäß voraus, dass er mein Vertrauen nicht zu missbrauchen hat, da er ja gewählt wurde. (Tatsachen wie sich diese verhalten sprechen selbstverständlich wieder mal eine andere Sprache, zeigen aber die Charaktere.)
Wenn jemand von einem Geheimdienst bezahlt wird, um eine solche, oder solche Darstellung abzugeben, wenn Massenmedien nur gewisse Darstellungen bringen, dann stecken dahinter auch immer Menschen, die dies für gut befinden und denen es ganz und gar nichts ausmacht zu lügen.
Und die Massen wollen halt auch sehr gerne belogen werden. Weil die Wahrheit - wie Brecht schon schrieb - ist nicht unbedingt dazu geeignet einen Tag fröhlich zu beginnen.

sartchi
 
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