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Wozu Literatur?

oktoberwind

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Registriert
20. November 2007
Beiträge
1.025
Angeregt durch die Lektüre der Poetikvorlesungen des Max Frisch stellt sich mir die Frage im Titel.

Warum schreibt jemand?
...weil er berühmt werden will?
...weil er andere unterhalten will?
...weil er in Kommunikation treten will?
...weil er sich selbst nur so die Welt erklären kann?

Max Frisch formuliert "Schreiben als Notwehr gegen die Erfahrung der Ohnmacht". "Ich meine, der Schriftsteller schreibt in erster Linie einmal für sich selbst..."

Die subversive Kraft der Kunst illustriert er an dem Bild des "Schwarzen Quadrates" von Malewitsch, das lange Jahre im Fundus des Museums blieb. Ein Professor, der es einmal auf Wunsch zu Gesicht bekam, meinte, es könne doch nichts anhaben im Verband mit den Werken des sozialistischen Realismus, wahrscheinlich würde es das Volk gar nicht verstehen und "als Quatsch" erklären; die Direktorin dagegen meinte, dass durch solche Bilder das Volk zu der Einsicht gelangen könne, dass es mehr gäbe als nur die Gesellschaft und den Staat.
 
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AW: Wozu Literatur?

Hallo Oktoberwind,

sehr interessant, weil ich mir dies heute den ganze Tag gefragt habe. Warum schreibe ich als Legastheniker hier im Forum für Denker? Warum mache ich mir seit Jahren meine eigenen Notizen und Auszeichnungen? Wieso habe ich Kistenweise Tagebücher, Mitschriften und kann mich auch kaum von etwas trennen?

Um Deine Fragen zu beantworten:
Berühmt werden will ich nicht.
Unterhalten möchte ich auch nicht.
In Kommunikation treten schon eher.
Weil ich mir so die Welt selbst erklären kann ist gut - jaaaaa, so ist es.

Das Festhalten der Gedanken, ist dabei aber nicht hilfreich. Mir sind die Ergebnisse des Denkens, quasi das eigene Resultat des Denkens, sehr hilfreich. So mache mir stehts Notizen, aber auch Zeichnungen und Grafiken.
Ich bin ein schlechter Schreiber, weil es mir schwer fällt, die richtigen Worte zu finden. Das Problem, welches ich habe, ist das das Denken doch immer viel gehaltvoller und intensiver ist, als jedes in logisch strukturiert Muster gepresste Sprachschemata.
Aber die Notwenigkeit der Kommunikation ist biologisch begründet. (siehe Maturana Thema bei den Philosophen) Aber nicht nur das, auch gesellschaftspolitisch und sozialphilosophisch begründet durch Hannah Arendt.
Daher empfinden die Schriftsteller und Publizisten es als ihre Berufung. Sie werden von der Natur berufen ihr Selbst zu sein. Für sich und für andere. Das ist natürlich.

Das die Möchte-Gern-Prolls dazu natürlich nicht zählen können, versteht sich von selbst. Pseudoidentitäten und Pseudorealitäten können diese natürliche Berufung nicht vernehmen. Das >>Wahre Ganze Selbst<< kann dies nur hervorbringen. Nur was wird meine Aufgabe sein?
Welchen Vers wirst Du, lieber Oktoberwind, dazu beitragen?
Und welchen Vers habt Ihr uns mitzuteilen?

Lieben Denkergruß
Axl
 
AW: Wozu Literatur?

An einer anderen Stelle schreibt Max Frisch noch, dass ein Schriftsteller in erster Linie einmal für sich selbst schreibt. Das kann ich nur unterstreichen. Sich mit Worten der Welt vergewissern, sich diese zu erklären, verobjektivieren, was da so im Inneren vor sich geht - das alles bedeutet Schreiben (und Malen / Zeichnen) auch für mich; in Kommunikation zu treten ist erst in zweiter Linie (jedenfalls für mich) wichtig.
 
AW: Wozu Literatur?

Die subversive Kraft der Kunst illustriert er an dem Bild des "Schwarzen Quadrates" von Malewitsch, das lange Jahre im Fundus des Museums blieb. Ein Professor, der es einmal auf Wunsch zu Gesicht bekam, meinte, es könne doch nichts anhaben im Verband mit den Werken des sozialistischen Realismus, wahrscheinlich würde es das Volk gar nicht verstehen und "als Quatsch" erklären; die Direktorin dagegen meinte, dass durch solche Bilder das Volk zu der Einsicht gelangen könne, dass es mehr gäbe als nur die Gesellschaft und den Staat.

Das Thema habe ich bei Kunst unter Suprematismus. Die Kraft dieses Schlüsselwerks der Klassischen Moderne ist erschlagend. Die Probleme sind natürlichen Ursprungs. Man hat Angst vor dem Unbekannten. Und diese Tiefendimension ist einzigartig. Einzig, aber nicht artig. Ich kenne kaum jemanden, der sich für diesen Maximal-Minimalismus interessiert. Dabei gilt es doch den äußeren Anschein der trügerischer Art ist, zu überwinden. In Hinblick auf den obrigen Kommentar zwischen Professor, den ich verstehen kann und der Direktorin: Nur mit einer Erklärung, einer Einführung, einer Sensibilisierung der Sinne und eine Reaktivierung des aktiven Denkens, kann diese Einsicht erlangt werden.

Axl
 
AW: Wozu Literatur?

Warum schreibt jemand?

Um der nachfolgenden Generation unsere eigene Geschichte mitzuteilen. Jedenfalls war das bis heute so. Das geschriebene Überlieferte war unveränderlich (in der Regel), das gesprochene dagegen veränderlich.
Doch wie es in Zukunft aussehen wird, im Zeitalter der elektronischen Speichermedien, kann ich nicht wissen.
Ob diese geschriebenen Zeilen jemals die nächsten Generationen erreichen wird, ist doch wohl eher unwahrscheinlich.

Um sich mitzuteilen. Um seine Gedanken aufzuschreiben, oder auch die Ergebnisse seiner Gedanken, z.B. Noten für ein Musikstück...

Ganz profan: Um Geld zu verdienen und seinen Lebensuntehalt zu sichern.

Grüße vom
Saitenhexer
 
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AW: Wozu Literatur?

Ich kann meine Aussage in sofern revidieren, indem ich doch auch unterhalten will, nicht als Unterhalter, sondern als gewünschter Nebeneffekt sozusagen.

Es macht mich doch sehr froh, wenn ich lese, dass man meine Texte trotz meiner Legasthenie mit ihren Rechtschreib- und Grammatikfehlern, trotz meiner manchmal recht unbedachten und ruppigen Art, doch Gefallen finden und das eine oder andere Herz hier erfreuen, den Geist des Denken beflügeln und man im allerbesten Fall das eigene Denken erweitern und verbessern kann.

Ich möchte dabei kein Weltverbesserer sein und auch wenn ich in absoluter Gewissheit die Dinge hier so von mir gebe, ist es doch auch das Denken der anderen, das mich hier hält und mich an diesem Forum so bindet.

Es bereichert mich mit Wissen und den Erlebnissen und Erfahrungen der anderen und ich bin sehr froh darüber, das ich hier sein darf, das ich ein klein wenig auch an den echten und in Klarheit verfassten Gedanken und Gefühlen der anderen teilnehmen kann.

Das erfreut auch mein Herz und meinen beseelten Geist.

Und Ihr all - diejenigen, die sich hier mit Pseudos so berauscht und besinnt, glaubt mir, wenn ich Euch sage, dass auch Eure Masken fallen werden, wenn ihr sie nicht selbst abnimmt, um in ganzer Klarheit hier zu erstrahlen.

Lieben Wochenendegruß an alle die mich mögen und
insbesondere auch an alle diejenigen, für die ich derzeit noch ein "rotes Tuch" bin.

Möge Frieden und Harmonie über Euch kommen.

Axl
 
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