• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

WOW - World of Warcraft

AW: WOW - World of Warcraft

Hallo zusammen,

obigen verlinkten Bericht über den angeblichen Verfall eines WoW-Spielers halte ich für frei erfunden, das merkt man unschwer daran, dass der Bericht sehr eindimensional (linear) sowie gefühlsarm abgefasst ist und rhetorisch viel zu glatt daherkommt. Vielmehr wird offenbar versucht, ein typisches Idealbild nachzuzeichnen - daher fehlt es ihm meiner Ansicht nach an glaubwürdiger Aussagekraft.

Allerdings ist es tatsächlich so, dass viele Menschen Zuflucht in der virtuellen Welt suchen, meist sind das aber nicht unbedingt diejenigen, welche voll im realen Leben stehen (ausgestattet mit Hochbegabungen nebst Freundin - siehe WoW-Artikel), sondern irgend geartete Grundproblematiken mit sich herumtragen, die ihnen nur einen mangelhaften Bezug zur realen Umwelt ermöglichen.

Die virtuelle Realität ersetzt das eigene - und problematische - Ich oftmals sehr günstig, man kann in andere Rollen schlüpfen und ist zudem nicht länger an seine eigentliche Körperlichkeit gebunden. Dennoch steht man inmitten eines sozialen Scheingefüges, in dem sowohl Anerkennung als auch Daseinssinn gegeben scheint. Dieser Schein ist auch - und hier ist liegt meineserachtens eine Kernproblematik begraben - eine Tatsache, nur bezieht sich jene Tatsache nicht auf die tatsächliche Umwelt des Onlinespielers, sondern wird allein durch das Medium - das Spiel nebst den Teilnehmern - aufrecht erhalten.

Es ist somit eine sehr fragile Wirklichkeit, da sie immer in totaler Abhängigkeit von vielen Grundbedingungen (Computertechnik, Telekommunikation) steht. Desweiteren kommt hinzu, dass das Onlinedasein in den meisten Fällen die konkreten Lebenszwänge nicht wahrnimmt, also beispielsweise Geld verdienen und Nahrung beschaffen. Darum wird gerade ein junger Mensch, der eine Realitätsflucht in eine virtuelle Realität hinein begeht, auf kurz oder lang zur Last seines konkreten sozialen Umfeldes werden.

Letztlich ist auch das Onlinespielen eine Art von sozialem Miteinander verschiedenster Menschen und kann durchaus bereichernd sein, soziale Kompetenzen werden verlangt und erstaunlich komplexe Regeln des menschlichen Miteinanders müssen eingehalten und oft sogar selbst erfunden werden. Womöglich ist das ein wichtiger und nicht zu unterschätzender Aspekt, dass nämlich Menschen in der realen Umwelt unterfordert sind und ihre Kreativität, auch soziale Kompetenzen, nur schwerlich ausleben können.

Dennoch kann der Spieler niemals (oder nur sehr schwer) direkt auf jene virtuelle Sozialebene zugreifen, hat er also kein direktes, reales soziales Umfeld zur Verfügung, sondern nur die meist sehr ferne und in aller Welt verstreute Onlinegemeinschaft, so wird er bei jedwelchen Problemen, die keinen Bezug auf die virtuelle Ebene nehmen, allein gelassen sein.

Ich glaube nicht, dass ein Onlinespiel - so wie es in dem WoW-Artikel dargestellt wird - asozial werden lässt, ich vermute aber, dass die Flucht in eine Fantasiewelt/Scheinwelt die meist notwendige Auseinandersetzung mit der sozialen Realität ungünstig beeinflussen kann; dass also Hemmschwellen im direkten sozialen Umgang nicht abgebaut sondern konserviert werden und die eigene Körperlichkeit gleichsam verdrängt wird.

Kurzum, so interessant die digitalisierten virtuellen Möglichkeiten des Computerzeitalters auch sind, die menscheneigene Körper-Geist Problematik wird hierdurch zweifelsohne auf eine ganz neue Probe gestellt.

Beste Grüße,

Philipp
 
Werbung:
AW: WOW - World of Warcraft

Was hat denn eine Fantasy Online Rollenspiel mit Shootern zu tun?
 
Werbung:
AW: WOW - World of Warcraft

ich habe längere zeit ein paar online rollenspiele gespielt und war auch teilweise ziemlich süchtig, muss ich sagen. - ich war ein jahr lang arbeitslos und in dieser zeit wirklich 24 stunden am tag online, nur für toilette, duschen und schlafen habe ich den pc verlassen.

letzten endes bekam ich dann wieder eine beschäftigung (bzw. eine ausbildung), die dann später keine zeit mehr ließ für online-spiele. ich muss allerdings sagen, dass ich diese zeit weder bereue noch sonst etwas, ich habe damals auch viel gelernt (ich war leader von einer größeren gilde und da spreche ich nicht nur von 50 leuten oder so xD), so ganz unnütz war sie nicht.

aber ob ich mein ganzes leben deshalb verbauen würde, das ist natürlich nochmal eine ganz andere sache. ich hatte in der zeit damals quasi nichts besseres zu tun, von daher fand ich es jetzt keine große verschwendung, ich denke heute noch mit einem lächeln an viele zocker-nächte und teamspeak-albereien rum, sodass ich es eigentlich nie bereut habe. (zumal aus dieser zeit gute freunde und meine jetzige glückliche beziehung entstammt :) )
 
Zurück
Oben