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Wirtschaft und Gesellschaft

Walter

Administrator
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3. Oktober 2002
Beiträge
5.012
Zu dem Thema "Wirtschaft und Gesellschaft" möchte ich einfach zwei Newsticker-Meldungen eines renommierten deutschen IT-Magazines herein stellen:

IBM macht mehr als 3 Milliarden US-Dollar Gewinn im Quartal vom 19.1.2005
Kurzinhalt: Plus 7% Umsatz, Plus 12% Gewinn, im Geschäftsjahr 2004 ein Gewinn von 8,4 Milliarden Dollar.

und

IBM plant Massenentlassungen vom 14.4.2005
Kurzinhalt: IBM plant einen radikalen Konzernumbau in dessen Rahmen 2.500 Arbeitsplätze in Europa vernichtet werden sollen.

Was sagt ihr dazu?
 
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Hallo Walter,

die, die viel haben, wollen immer noch viel mehr.

Altes Kapitalisten-Gesetz.

Gruß,
lazpel
 
>>Was sagt ihr dazu?

Ist doch normal.

Effizienzsteigerung, und Massenentlassungen sind meistens eine Folge dessen, gehören zur Menschheit dazu seit sie das Feuer nutzt.

Das dabei leider aufgrund unserer Lebensart und Gesellschaftsstruktur persönliche "Katastrophen" entstehen, ist leider ein Übel, das aber zu erwarten ist bis es zur einer annehmbaren Angleichung der Lebenstandards in großen regionalen Bereichen erfolgt ist.

Nur die Schnelligkeit die wir dabei heute empfinden bei diesem Prozess ist markant für unsere Zeit. Auf der anderen Seite war es für damaligen lebenden Personen eine ähnliche Erfahrung bei der industrielle Reviolution, die Entwicklung des Deutschen Reiches mit seinen Folgen und ähnlichen Umbrüchen. Auch deren Entwicklungen kamen für damalige Verhältnisse in einem atemberaubenden Prozess, der viele Einschnitte verlangte bei vielen Beteiligten.

Und in einem ähnlichen Prozess befinden wir uns meines erachtens heute. Durch den Fall der Mauer, die Nato/EU Erweiterung, die Einführung des Euros mit der Angleichung der Lebenstandards europaweit, das Ende des Öls und die rapiden Veralterung der westlichen Gesellschaft (mit Verlust ihrer Dynamik) fallen viele Punkte zusammen die eine massive Änderung unserer Gesellschaft vonnöten macht. In diesem Prozess sind wir und dieser Prozess wird uns sicher noch 10 bis 15 Jahre begleiten.

Ich würde es ganz plakativ so beschreiben. Solange wir von einem Ost- und einem Westdeutschland gesellschaftlich Reden können, solange stecken wir in diesem Prozess drinne von dem die Aktion von IBM nur ein Symptom ist.

Coki
 
Bin einer Meinung mit Markus.

Das Problem ist, dass so viele Faktoren zusammenkommen, die innerhalb des wirtschaftlichen Zusammenwachsens (oder gar: "Zusammenraufens") der EU es keinem Land einfach machen, kurzfristig Akutes, wie etwa die Arbeitslosigkeit, zu beheben.
Wenn wir den Aussagen in Amerikanischen Foren Glauben schenken wollen, dann könnte es in absehbarer Zeit sogar wieder einen globalen Börsenkrach geben. Hier in Österreich hört man von solchen Mustmassungen nichts. Wie auch immer, die Öl- und Resourcenkriese ist dabei die Menschheit vor ernste Tatsachen und Entscheidungen über neue wirtschaftliche Ausrichtungen zu stellen.

Massenentlassungen und die Verschärfung der Arbeitssituation auch in gemütlichen Beamtenkreisen ist nunmehr an der Tagesordnung.


Überleben ist nicht leicht. In Österreich stört mich besonders, dass es soviel zählt die richtigen "Kontakte" zu haben. Wer die nicht hat, kann noch so viel Erfahrung haben oder vorweisen können, es ist alles 10 mal schwieriger. Dann kommen noch die Effekte der Neidgesellschaft hinzu. Ich will hier nicht übermässig verallgemeinern, aber der Einzelne ist in der heutigen Zeit vor viele Proben gestellt.



:zauberer1





"Mut ist die wichtigste Eigenschaft aller Suchenden."
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Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
walter schrieb:
Zu dem Thema "Wirtschaft und Gesellschaft" möchte ich einfach zwei Newsticker-Meldungen eines renommierten deutschen IT-Magazines herein stellen:

IBM macht mehr als 3 Milliarden US-Dollar Gewinn im Quartal vom 19.1.2005
Kurzinhalt: Plus 7% Umsatz, Plus 12% Gewinn, im Geschäftsjahr 2004 ein Gewinn von 8,4 Milliarden Dollar.

und

IBM plant Massenentlassungen vom 14.4.2005
Kurzinhalt: IBM plant einen radikalen Konzernumbau in dessen Rahmen 2.500 Arbeitsplätze in Europa vernichtet werden sollen.

Was sagt ihr dazu?
Hält der Trend an, wird sich die Menschheit früher oder später auf Grund ihrer Gier selbst vernichten.

Politische Parteien zu wählen, die dem Turbokapitalismus nicht Einhalt gebieten, wird immer mehr eine Verantwortungslosigkeit.

Besorgt
Zeili
 
Hallo,
gerade bei großen Konzernen ist der Trend, kleine Firmen aufzukaufen und sie dann zu schließen, zum Zwecke der Konkurenzbeseitigung.
Allein schon LOREAL hat unzählige Firmen gekauft, zwar weiß ich von keiner Schließung, aber die Produktionskosten werden dadurch erheblich gesenkt, da etliche Bereiche zentral verwaltet werden.
Schlimm ist es auch im Pharmabereich, wo kleine Firmen von den Großen mit Prozessen und einstweiligen Verkaufsverboten geschwächt, oder sogar ruiniert werden.

MfG

Triskell
 
Zeilinger schrieb:
Hält der Trend an, wird sich die Menschheit früher oder später auf Grund ihrer Gier selbst vernichten.

Ich glaube, die Menschheit neigt nicht wirklich dazu, sich selbst zu vernichten. Rationalisierung ist grundlegendes Element der klassenspezifischen und managerialistischen Betrachtung wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Prozesse und nicht der Dämon des Unterganges, selbst wenn er den "Turbo" zugesprochen bekommt.

Prämissen wie "der Mensch ist gierig" gehen an dessen ambivalenten Wesen völlig vorbei (du hast es natürlich "nur" konditional formuliert) und führen dazu, dass bestehende Fehlentwicklung legitimiert und als "zwangsläufig" hingenommen werden. Es handelt sich dabei aber lediglich um ein Mythos, das zwar nicht jeder Grundlage entbehrt aber dennoch wohl eher hinderlich bei der Begegnung derartiger (globaler) Probleme sein dürfte, da es - wie hier geschehen - bestenfalls zur ideologischen Aufladung kommt: denn genau das ist der Begriff "Turbokapitalismus": Eine ideologische Betrachtung eines recht gewöhnlichen Wirtschaftsprozesses, der seit der Industrialisierung zu beobachten ist heute lediglich stark verstärkt und komprimiert auftritt. Die Implikationen des Begriffes sind jedoch eindeutig tendenziös, oder?

schönen Samstag noch, muss gleich auch erst'mal "wirtschaften" gehen.

cf
 
@Turbokapitalismus

Wer streicht die Gewinne ein? Solange es die Arbeitnehmer selbst sind, die via Aktienbesitz, also Dividenden oder durch Pensionen an den Gewinnen direkt beteiligt werden, sehe ich keinen Grund für irgendwelche Einwände. Problematisch wird es erst, wenn der Gewinn an Personen verteilt wird, die nichts, aber auch rein gar nichts zur Wertschöpfung beigetragen haben, oder wenn der Unternehmenswert durch abstrakte Börsenspekulation jenseits der realen Produktions- und Verkaufskraft steigt (oder fällt).

IBM steht vor demselben Problem wie jedes andere börsennotierte Unternehmen auch. Der nurmehr virtuelle Unternehmenswert muß aufgrund der Ansprüche der Aktionäre unter allen Umständen gehalten bzw. gesteigert werden. Da IBM dies zur Zeit nicht schafft - siehe http://ftd.de/bm/ma/3532.html - muß das Unternehmen entweder die Produktivität steigern, das heißt: gleicher oder höherer Güterausstoß bei einer geringeren Arbeitnehmerzahl, oder die Produktion in Billiglohnländer verlagern.

Es ist eine moralische Frage: ein im altbackenen Sinne zuerst gegenüber seinen Mitarbeitern verantwortungsvoller Unternehmer dürfte seine Firma eigentlich nicht den Jongleuren der Börse aussetzen. Aber kann man so heute überhaupt noch bestehen?
 
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Jein. Ich denke nicht das man es so vereinfachen kann.

Dass Problem an der Börse ist ein viel größeres und von den meisten nicht wirklich verstanden. Ich will es mal versuchen anzureissen und auf ein Aspekt zu richten den viele unterschätzen.

Wir haben seit Anfang/Mitte der neunziger einen permanenten und immer steigenden Zufluss an Kapital in den Aktien- und Rentenmarkt. Dieser Zufluss ist nach dem Platzen der Dot Com Blase fast ungebremst vorhanden.

Woher kommt dieser Zufluss?
Nicht von den Reichen, den die sind schon immer im Markt investiert gewesen, wenn auch die Art etwas sich verschoben haben soll.
Nein, der größte Teil des Geldes stammt aus der Babyboomer Phase in den westlichen Staaten. Also die Menschen aus den Jahrgängen 55-65, welche jetzt fürs Altenheim vorsorgen und die mit für den Demographischen schlechten Faktor in unseren Gesellschaften aufgrund ihrer Masse sorgen.

Dieses Geld fliesst jährlich in Milliardenbeträgen NEU in den Finanzmarkt, weil ein Großteil dieser Menschen in ausgezeichneten beruflichen Positionen sich befinden ohne große Ausgaben zu tätigen, da sie das "familäre" schon hinter sich haben.

Und diese riesige Masse des Geldes, vorallem in die Pensionsfond der USA, aber auch vermehrt in Europa, will angelegt und verzinst werden, denn die Leute wollen davon ja später leben können. Daher diese enorme Druck am Aktionmarkt und den dort kapitalisierten Unternehmen.

Dieser Prozess wird die nächsten Jahre noch laufen.

Coki
 
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