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Wird unser Denken ärmer?

louiz30

Well-Known Member
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1. Dezember 2005
Beiträge
1.789
Während einer Vorlesung, die ich in Bangkok gehalten habe, erklärte mir ein Student, daß sein Vater nur ein Schreiner sei und von den neuen Technologien keine Ahnung hätte und auch sonst nicht besonders schlau sei. Ich sagte ihm dann, daß sein Vater sich zumindest selbst ernähren und Stühle und Tische bauen könne. So würde mich interessieren, was er als junger Student dem entgegenhalten könne.

Diese Sequenz beschäftigt mich immer wieder und nach all den Themen wie Religionsmix, die vermeintliche Religionsfeindlichkeit oder auch das Lernen aus der Vergangenheit würden mich nun in diesem Forum einmal folgende Fragen interessieren:

Sind wir durch den zunehmend starken Einfluß der Wissenschaften und der damit verbundenen logischen Denkweise in unserem Leben und unserem Weltverständnis ärmer geworden?

Waren so erfolgreiche Kulturen wie in Ägypten alle auf dem falschen Weg? Haben wir uns von der Wissenschaft in unserem Denken so beeinflussen lassen, daß wir nicht mehr mit dem Unbekannten leben können und alles als unmöglich bezeichnen, was wir nicht sehen, berühren, riechen oder irgendwie messen können?

Gehen unsere menschlichen Erfahrungen, Intuitionen und Ahnungen als Teil unseres Wissens endgültig verloren?
 
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Wie du schon sagst, louiz30, finde ich auch, dass die Qualität oder der Wert des Denken hauptsächlich in den daraus folgenden Handlungen zu erkennen ist.
Sind diese Handlungen überlebens- und entwicklungsfördernd, für einen selbst und somit auch für Andere, so würde ich die Qualität des Denkens ensprechend hoch dem Grad der Förderung gleichsetzen.
Dabei gibt es aber noch mindestens die Möglichkeit, dass solches Handeln auf wenig Überlegungen oder Einsichten basiert sondern sich eher durch das Trial-and-Error-Prinzip etabliert hat. Diese Art des "richtigen" Handelns empfinde ich jedoch als qualitativ niedriger als solches, dass auf Grund von Einsichten zustandekommt. Bei schnelleren Veränderungen in der Umgebung würde es nämlich ohne Einsicht, zu lange dauern, biss durch viele Fehler endlich wieder ein überlebens-und entwicklungsförderndes Verhalten entstehen könnte. Sowas kann dann die Existenz der Menschheit gefärden.



Wie erfolgreich die Ägypter waren, können wir, denke ich, nicht sehr genau definieren, da wir zu wenig über sie wissen.
Ich versuchte vor einiger Zeit mir Ägyptisch beizubringen und stieß sehr schnell auf die Einsicht, dass wir das Ägyptisch eigentlich kaum verstehen. Übersetzungen basieren zu einem sehr großen Teil auf Interprätationen, wobei sich die Übersetzer ihr Bild von den damaligen Zuständen gemacht hatten und daraufhin versuchten die Symbole in einen Kontext zu bringen, wobei ihnen der Stein von Rosetta minimal weiterhalf.
Letztlich heisst es, dass jedes Symbol 3 bis 8 Bedeutungen haben kann, was die Aussage eines Textes in noch viel mehrere mögliche Varianten bringen kann. Wann und wie sie die Pyramieden bauten ist dabei auch nur Spekulation. Sowas nennt man dann "Educated Guess" und hopps wird es auch schon in Schulen unterrichtet, obwohl es nicht nachgewiesen ist.

Jedenfalls sind die Ägypter und auch andere früheren großen Kulturen untergegangen, was bedeutet, dass ihre Lebensart zu keinem überlebensfähigen Ergebnis geführt hat.
Sicher erscheint mir zumindest, dass durch Wissen und Erkenntnisgewinnung Möglichkeiten geschaffen werden, um aus früheren Fehlern zu lernen und um mit Hilfe von Technik Wissen zu bewahren. Kultur gehört dabei auch zum Wissen.
 
Könnte man Deine Themenfrage, Louiz, nicht präzisieren - in etwa: schränken sich die Denkinhalte der neuzeitlichen DenkerInnen ein?

Denken als biologischer Vorgang der Interdependenz des intrapersonalen Input - Outputprozesses hat sich mit Sicherheit in der kurzen Zeit, die Du - rein evolutionär betrachtet - ansprichst, nicht geändert.


Ich will meinen, dass der Schlussatz Deines Anfangsstatements viel klarer sagt, was Du meinst.

Gehen unsere menschlichen Erfahrungen, Intuitionen und Ahnungen als Teil unseres Wissens endgültig verloren?


Aber darauf kann ich Dir erst gar keine Antwort geben. Meinst Du als lebendige "ER -fahrungs -möglichkeit eines Einzelindividuums oder als kollektiv greifbares Wissen - durch Wissenschaften aufbewahrt?


Marianne
 
Sind wir durch den zunehmend starken Einfluß der Wissenschaften und der damit verbundenen logischen Denkweise in unserem Leben und unserem Weltverständnis ärmer geworden?
Hallo louiz,

ärmer nicht, nur, da das gesamte Erleben sich mehr und mehr im Kopf abspielt, „statt in den Füßen“, verlieren wir den Bodenkontakt. Wir versteifen uns auf „dazugekommene“ menschliche Eigenschaften, wie das Denken und das Bewusstsein, vergessen aber dabei, den Körper „mitzunehmen“. Dadurch entstehen viele Probleme. Während die Füße töten, um zu essen, tötet der Verstand, um Macht auszuüben ... während die Füße einen zur Liebsten tragen, bringt einen der Kopf, mit seiner ersonnenen "Gehmaschine" nur ins Spital zur Bypass-OP (nur im übertragenen Sinne).

Vielleicht, wenn du deinem Studenten vermitteln kannst, dass sein Vater ein greifbares Werk erschafft, wobei er sieht, zu was er fähig ist usw.... wobei der BWL-Student jedoch einerseits durch seine Wissensanhäufung „aus zweiter Hand lebt“ und nicht den direkten Zusammenhang von seiner Arbeit und deren Auswirkung sieht (weil man heute leider mehr und mehr nur Zahnrädchen ist), könnte er erahnen, woher das Gefühl latenter Unzufriedenheit oder von Größenwahn oder von Schwarzweißdenken herrühren könnte. Lebenszufriedenheit lässt sich leider nicht „erdenken“.

Haben wir uns von der Wissenschaft in unserem Denken so beeinflussen lassen, daß wir nicht mehr mit dem Unbekannten leben können und alles als unmöglich bezeichnen, was wir nicht sehen, berühren, riechen oder irgendwie messen können?
Wissenschaft ist an sich nicht destruktiv...sie beraubt einem aber der Faszination und Magie des Lebens. Ich finde, ein bisschen Unerklärliches sollte man dem Leben schon belassen, ich möchte meiner Lieblingsseele nicht „erklären“, warum ich sie liebe, sondern ich möchte das erleben, ich möchte auch nicht wissen, was nach dem Tod kommt...ein tiefer Orgasmus kann es einem eigentlich schon zeigen, denn in dem Moment löst sich die ach so wertvolle Persönlichkeit kurz mal auf. Wissenschaft soll dort hin, wo sie Aberglauben beseitigt und den Menschen aus Not und Versklavung befreit. Aber wir sollten den menschlichen Eigenschaften eine Möglichkeit geben, dem wissenschaftlichen Fortschritt hinterherzuflitzen, um gar irgendwann aufzuholen. Vielleicht ist dann das Denken wieder reich?

Ich zum Beispiel, habe mich nun entschieden, meine „geistigen“ Berufe nurnoch privat und für Bekannte zu nutzen...und mich für mich mehr in Richtung „dummer Schuster“ zu entwickeln...das macht mir einfach mehr Freude. Mein Denken, hänge ich deshalb jedoch nicht an den Nagel.

Gehen unsere menschlichen Erfahrungen, Intuitionen und Ahnungen als Teil unseres Wissens endgültig verloren?
Nein, die gehen nicht verloren, mach dir bitte keine Sorgen. Wir buddeln die schon immer wieder aus, auch die größten Denker tun das...spätestens, wenn sie Depressionen und Selbstmordgedanken vor die Wahl stellen.

Denken macht uns m.E. nicht ärmer, aber meinem Empfinden nach, sollten wir versuchen, uns von unserem Köpfchen nicht versklaven zu lassen, sondern den Denkapparat als Helfer zu sehen. Ob Ägypter arm oder reich waren, weiß ich nicht.

Viele Grüße
Bernd
 
In meiner Kindheit, als ich glaubte im Wald wohnen Wichtel und Elfen die ich um Erlaubnis fragen muß, wenn ich Beeren naschen will, ging ich sehr ruhig und aufmerksam durch den Wald, um sie nicht zu stören und vielleicht würde ich einen Wichtel sehen.
Als Junger Mensch, als ich nicht mehr glaubte, aber noch nichts wußte, feierte ich im Wald laute Feste mit meinen Freunden, wen stört es denn.
Als ich über das sensible Ökösystem Bescheid wußte, ging ich wieder ruhig und aufmerksam durch den Wald, um die Bewohner denen er gehört, nicht zu stören.
Wissen muß nicht zwangsweise ärmer machen. Denn je mehr ich weiß, je mehr ich die Zusammenhänge verstehe, desto leichter fällt es mir tolerant zu sein und die Natur für mich zu nutzen, aber nicht auszubeuten.
Nicht das Wissen macht ärmer, sondern die Erkenntnisse zu negieren und gegenteilig zu handeln.
Aber in einem hast Du glaube ich recht. Wenn das Wissen der Alten als nicht mehr zeitgemäß abgetan und vergessen wird, dann wird die Welt wirklich ärmer sein, trotz aller modernen Wissenschaft.
 
Eule58 schrieb:
Wenn das Wissen der Alten als nicht mehr zeitgemäß abgetan und vergessen wird, dann wird die Welt wirklich ärmer sein, trotz aller modernen Wissenschaft.
Die modernen Wissenschaften sind stark behaftet mit dogmatisierungen und driften auch immer mehr in diese Richtung ab. Ware Wissenschaften würden auch die Weisheiten und Erfahrungen der Alten schätzen und sie sich einverleiben. Wissenschaften die dies nicht tun, schaffen nicht sehr viel wissen, weil Erkenntnisse ignoriert werden.
 
Danke für eure ersten Beiträge.

Vielleicht muß ich kurz erklären, daß es mir weniger um das Denken als solches geht, sondern um die eingeschränkte Form des Denkens. Hierzu vielleicht ein paar Beispiele:

* Warum verfolgt man so Themen wie Telepathie, Telekinese oder überhaupt die Parapsychologie so eingeschränkt?

* Warum ist es so schwer für die westliche Medizin alte Heilverfahren zu integrieren und weiter zu erforschen, die auch vorzeigbare Ergebnisse vorweisen können. Selbst die Akupunktur oder Akupressur ist nur ein Randbereich, obwohl dies in China lange Geschichte hat.

* Warum ist es so schwer sich mit einer Integration religiöser, philosophischer oder anderer Erkenntnisse zu beschäftigen und zum Beispiel das "intelligente Design" als eine Möglichkeit mit in die Überlegungen aufzunehmen anstatt so Dinge wie eine "kosmische Konstante" etc zu generieren?

Wenn man sich gerade mit der Evolution, der Astrophysik oder auch mit der Gentechnologie etwas beschäftigt, dann wird man schnell feststellen, daß die meisten Wissenschaftler die eigentlichen Grundfragen nicht erklären können und zwar dermaßen nicht erklären können, daß sie jegliche Entstehung ohne "intelligentes Design" geradezu für ausgeschlossen halten. Und doch würde dies heute niemand so öffentlich vertreten.

Wenn ein Patient behauptet, daß er Stimmen hört, Erscheinungen hat oder in die Zukunft sehen kann, dann wird er behandelt und man hofft ihn wieder "normal" zu machen. Ich habe noch keinen Psychologen oder Psychiater gesehen der mit absoluter Sicherheit sagen kann, was da in diesem Hirn vor sich geht und doch: wir schließen aus, daß dieser Mensch tatsächlich Stimmen hört und wir diese Stimmen eben nicht hören.

Ich hoffe meine Frage wird damit etwas deutlicher. Mir geht es nicht darum, die Wissenschaft abzuschaffen, ganz im Gegenteil. Ich frage mich nur, ob wir bei dieser Art der Denkweise wirklich die richtigen Fragen stellen und in der richtigen Richtung suchen und ob uns die alten Völker oder auch die Aborigines in Australien nicht noch ein paar gute Ansätze geben könnten.

Würden wir nur zuhören und die vielfältigen Erkenntnisse in unserer langen Geschichte nicht ignorieren. Wer nicht nach dem Empfänger sucht wird auch den Sender nie finden und umgekehrt.
 
Erst vor etwa drei Wochen habe ich einen Beitrag gelesen wo bei einem
sterbenden Menschen sichtbar gemacht werden konnte wie die Energie (Seele?)
den Körper verlässt. (Ich überlege noch wo das war und setze euch dann gerne
den Link hier herein)
Auch in der Telekinese sowie Teleportation werden große Fortschritte gemacht.
Ich denke also nicht das diese Themen eingeschränkt verfolgt werden, sondern
eher das sich das halt nicht in der allgemeinen Presse spiegelt. Wenn ich
in dem Bereich etwas lese dann sind eher Magazine wie PM oder so.
Jetzt weiß ich auch wieder wo ich es gelesen habe - es war in einer Ärztezeitung
für Neurologie!

Was deine Frage zur Integration der Naturheilkunde angeht ist es m.M.n.
einzig der Lobby der Pharmaindustrie zu verdanken. Und diese ist halt sehr
mächtig. Man sieht aber langsame Fortschritte. Private Krankenkassen
übernehmen mittlerweile auch immer öfters Kosten für Therapien z.Bsp. im Bereich
Ostheopatie und Kinesiologie. Bis das dann von den gesetzlichen übernommen
wird dauert es im Schnitt dann noch zehn Jahre.

Im allgemeinen ist das Problem wohl darin zu sehen das sich die einzelnen
Wissenschaften zu sehr dem Anspruch verschreiben 'die einzig wahre' zu
sein. Es gibt zu wenig Menschen die Themenübergreifend studieren und
arbeiten können. Was aber nicht unbedingt immer dem nicht wollen einer
Person entspringt, sondern auch dem Geld und Zeitfaktor. Wenn ein Physiker
merkt das er eigentlich auch Chemie und Astronomie studieren müßte um
alle Zusammenhänge erfassen zu können - wie soll er das umsetzen?
Und viele wollen das auch gar nicht. So züchten wir uns selber Fachidioten
heran.
Schon immer wurden Menschen die nicht die allgemeine Lehrmeinung vertreten
haben (z.B Galilei, da Vinci) als Spinner verspottet und bekamen nicht
zuletzt mit dem Vatikan extreme Schwierigkeiten.

Mir persönlich stehen die Haare zu Berge wenn ich sehe das alleine in unseren
Schulen noch mit Büchern gearbeitet wird die ich zu meiner Schulzeit schon
hatte.

LG
Phoenix
 
@ Phoenix

In der Tat beschäftigen sich Menschen mit diesen Themen, aber nur wenige und die sind auch nur schlecht unterstützt. Jedoch finden diese übergreifenden Ideen und Ausrichtungen kaum richtig Eingang in die allgemeine Forschung.

Wir sind uns alle über die Komplexität unseres Universums bewußt und wissen auch, daß viele Phänomene nicht mit der traditionellen Wissenschaftstheorie zu beantworten sind. Dennoch lassen wir die Fragen lieber unbeantwortet als zB einen indischen Guru zu fragen, wie man stundenlang als Mensch ohne Atmung unter Wasser sein kann, eigenständig den Herzschlag anhalten kann und Krankheiten durch die Augen erkennen kann.

Ich denke die Menschheit weiß mehr als die denkt.
 
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* Warum verfolgt man so Themen wie Telepathie, Telekinese oder überhaupt die Parapsychologie so eingeschränkt?

weil es Quatsch ist

dieser Quatsch hat seinen Ursprung im okkulten Denken
man sagt seinen Zauberspruch auf und kann dann die Welt manipulieren

die angewandten Wissenschaften entstammen ebenfalls dieser Ecke
(wie lässt sich mein Objekt manipulieren?)
haben aber,
um falschen Zauber zu verhindern,
strenge Anforderungen aufgestellt,
ab wann ein Zauber wissenschaftlich gesichert ist

* Warum ist es so schwer für die westliche Medizin alte Heilverfahren zu integrieren und weiter zu erforschen, die auch vorzeigbare Ergebnisse vorweisen können. Selbst die Akupunktur oder Akupressur ist nur ein Randbereich, obwohl dies in China lange Geschichte hat.

weil Diagnosen (Abduktion) nicht mit der herkömmlichen Vorstellung von Deduktion (POPPER) und Induktion (CARNAP) zusammenpassen

* Warum ist es so schwer sich mit einer Integration religiöser, philosophischer oder anderer Erkenntnisse zu beschäftigen und zum Beispiel das "intelligente Design" als eine Möglichkeit mit in die Überlegungen aufzunehmen anstatt so Dinge wie eine "kosmische Konstante" etc zu generieren?

weil die meisten Professoren ihre Position ihrer Mitgliedschaft in einer Burschenschaft (in einem Männerbund) verdanken

es geben also nicht unbedingt die geeignetesten Menschen den Ton an
 
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