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Weshalb sind Staatsschulden von 120% des Jahres-BIP

paranormo

Active Member
Registriert
26. Dezember 2007
Beiträge
482
so ein Theater wert? Etliche Häuslbauer stehen doch mit gut und gerne einem
Jahrzehnte-Einkommen in der Kreide, ohne dass von Privatkonkurs die Rede ist. Sogar Banken leben überwiegend von Fremdkapital, ohne dass sich irgendwer darüber aufregt.

Übrigens die Sonne gibt eh erst in ca. 5 Milliarden Jahren den Geist auf. Massenhaft Zeit also für die künftigen Generationen, unsere Schulden zurückzuzahlen.
 
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Gute Frage!

paranormo schrieb:

Weshalb sind Staatsschulden von 120% des Jahres-BIP so ein Theater wert?

Diese Frage ist in der Tat berechtigt, weil beispielsweise Italien ja schon
bei der Etablierung der sogenannten Maastricht-Kriterien für die Euro-Zone,
eine Staatsschuldenquote von mehr als 100 Prozent des BIP aufwies.

Bei näherer Betrachtung stellt sich eben heraus, dass die in den Maastricht-Kriterien
angeblich festgelegte maximal zulässige Staatsschuldenquote von 60 % des BIP
zu keiner Zeit ein "hartes" Limit war.

Bei hochverschuldeten Staaten wie Italien reichte es für die Euro-Tauglichkeit schon aus,
dass die Entwicklungstendenz der Schuldenquote rückläufig war (also beispielsweise
von 105% auf 104% zurückging).

Auch die österreichische Staatsschuldenquote lag bei der Aufnahme Österreichs in den Euro-Raum
über dem Limit von 60% (konkret bei ca 67% des BIP, ebenfalls mit fallender Tendenz).


Das "große Theater" findet seine Rechtfertigung also nicht in den Stabilitätskriterien
für die Euro-Zone,
sondern schlichtweg darin, dass dem griechischen Staat niemand mehr Geld leihen will,
weil die Organe dieses Staates anscheinend die ausufernde Korruption und Misswirtschaft
nicht in den Griff kriegen.

Dass der notwendige Umfang der "solidarischen Überbrückungshilfe der Euro-Bruderstaaten"
innerhalb weniger Wochen auf das Dreifache angestiegen ist, das allein spricht ja Bände.

Da findet wieder einmal eine riesige Abzocke statt.


Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden.

 
AW: Weshalb sind Staatsschulden von 120% des Jahres-BIP

So lange der Besitz von materiellen Ressourcen so ungleichmäßig verteilt ist
auf der Welt, so lange wird der der nichts besitzt Schulden machen müssen bei
denen die viel besitzen wenn er überleben will. Das ist das Prinzip unseres
derzeitigen Geldmarktes weltweit. Die super reichen Milliarden schweren
Konsortien verleihen gegen hohe Zinsen das materielle Gut an die fast Mittellosen.
Würde man diese materiellen Ressourcen ausgleichen gäbe es keine super
Reichen mehr aber auch keine Schulden bei den Anderen.
Materielle Ressourcen gibt es genug im Universum, nur wenn es rechtlich
geschützter Privatbesitz ist hat keiner etwas davon außer der Besitzer.

Nun besteht das Leben nur zum Teil aus dem Bedarf an materiellen Ressourcen,
sicher grundlegend aber der viel größere Teil für ein qualitatives Leben besteht
aus ideellen geistigen Dingen und diese stehen jedem frei zur Verfügung der die
Fähigkeit hat sie nutzbar zu machen ohne, dass sie rechtlich als Privatbesitz
vergeben sind.

Ansonsten ist der tagespolitische Hickhack über Verschuldung europäischer Länder
kaum der Rede Wert, es ist ein weiteres Medienspektakel.
 
Zuletzt bearbeitet:
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Limits of growth.

fluuu schrieb:
... Ansonsten ist der tagespolitische Hickhack über Verschuldung europäischer Länder
kaum der Rede Wert, es ist ein weiteres Medienspektakel.

Ja, so könnte man in der Nische der verträumten Sozialtheoretiker natürlich argumentieren.

Wenn man allerdings in der Praxis einige Milliarden Euronen zusammenkratzen soll,
um eine demnächst fällige Anleihe zurückzuzahlen, dann spielt es sehr wohl ein große Rolle,
ob sich noch genügend Gläubiger finden, die einem extrem sorglos bis betrügerisch agierenden
Schuldner neuerlich einen Kredit einräumen.

Und genau das ist die derzeitige Situation des griechischen Finanzministers.

In etwa 2 Wochen muss Griechenland eine Anleihe von rund 9 Milliarden Euro tilgen,
in den Kassen der Hellenen herrscht aber Ebbe!

Die üblichen Anleger in Staatsanleihen haben anscheinend derzeit wenig Lust,
sich neuerlich auf das Risiko mit einem hoch verschuldeten Emittenten einzulassen.

Das
ist die wirkliche Begrenzung des Schuldenwachstums eines Staates.


Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden.

 
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