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Welche Bildung braucht der Mensch?

Mongi

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22. Januar 2010
Beiträge
2.176
Das deutsche Bildungsystem steckt in der Krise. Es ist undurchlässig, benachteiligt sozial Schwächere und ist den Anforderungen einer modernen hochentwickelten demokratischen Industriegesellschaft nicht mehr gewachsen. http://www.bildungsreform.de/

Meine Frage: Welche Bildung braucht der Mensch?
 
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AW: Welche Bildung braucht der Mensch?

Vor allem Herzensbildung bzw. "Gemütslehre" :grouphug:
... leider ist das Gegenteil (für manche?) bequemer ... :weinen2:
 
AW: Welche Bildung braucht der Mensch?

Das deutsche Bildungsystem steckt in der Krise. Es ist undurchlässig, benachteiligt sozial Schwächere und ist den Anforderungen einer modernen hochentwickelten demokratischen Industriegesellschaft nicht mehr gewachsen. http://www.bildungsreform.de/

Meine Frage: Welche Bildung braucht der Mensch?
Hallo !

Eine sehr komplexe Frage, Mongi, die sicher nicht mit 100 Zeilen beantwortet ist. Auch in Österreich ist dieses Thema derzeit heiß diskutiert und unser ehemaliger (mit den Sozialdemokraten sympathisierender) Finanzminister Hannes Androsch hat diesbezüglich sogar ein Volksbegehren angedacht (das auch bereits formuliert ist). Ich will den genauen Inhalt hier gar nicht publizieren, wer Interesse hat, kann ihn sich ja ergoogeln.

Meine Meinung dazu: in Anlehnung an einen deutschen Klassiker (ich glaube, er hieß Hebbel) möchte ich einmal grundsätzlich sagen - Bildung ist ein durchaus relativer Begriff, Bildung ist das, was ein Mensch für seinen Lebenskreis braucht. Ich lege den Lebenskreis einmal so aus: die meisten Menschen haben einen anderen Menschen, den sie als Respektperson (Chef) empfinden und einen Menschen, den sie lieben. Falls beide mit seinem Bildungsstand zufrieden sind, wird dieser Mensch ein relativ gutes Leben führen können. Je mehr Menschen er mit seiner Bildung gefallen will, desto gebildeter wird er natürlich sein müssen.

Erschreckend musste ich vor ein paar Jahren vernehmen, dass wir in Österreich etwa 300.000 bekennende (!) Analphabeten haben (die Dunkelziffer wird wohl noch einmal um 50 % größer sein). Furchtbar - und das im 21. Jahrhundert nach Christus. Man wünscht diesen armen Menschen, dass sie eine gewisse Grundbildung nachholen können und/oder sich nie in einer Großstadt zurechtfinden müssen.

Global gesehen würde ich meinen, wenn die Verantwortungsträger nicht fähig sind, allen Kindern bis zum 14. Lebensjahr Lesen, Schreiben (zumindest in einer Amtssprache) und die 4 Grundrechnungsarten zu vermitteln, sollen sie (und ich will hier Eltern, Lehrer und Politiker in die Pflicht nehmen) ihre Ämter niederlegen und sich ein anderes Betätigungsfeld suchen.

Bildung ist mMn auch ein Teil der bzw. eine Voraussetzung für die Freiheit eines Menschen.

Liebe Grüße

Zeili
 
AW: Welche Bildung braucht der Mensch?

Was Bildung ausmacht ist nicht die Quantität sondern Qualität und wenn man es schafft Kindern in ihrer Schulzeit ein gewisses Mass an Interesse an der Welt zu vermitteln haben sie ihr ganzes Leben Zeit sich zu bilden denn Bildung endet nicht mit der Schulzeit oder dem Studium.
 
AW: Welche Bildung braucht der Mensch?

Was Bildung ausmacht ist nicht die Quantität sondern Qualität und wenn man es schafft Kindern in ihrer Schulzeit ein gewisses Mass an Interesse an der Welt zu vermitteln haben sie ihr ganzes Leben Zeit sich zu bilden denn Bildung endet nicht mit der Schulzeit oder dem Studium.
3 recht gescheite Zeilen; ahnungslose Eltern (ich gehöre nicht dazu) würden Dir aber für ein paar praktische Beispiele dankbar sein, glaube ich, denn Bildung endet auch nicht mit der Zeugungsfähigkeit.

Liebe Grüße

Zeili
 
AW: Welche Bildung braucht der Mensch?

Bildung sollte dem Gewinn von Gestatungskompetenz dienen.

Gestaltungskompetenz lässt sich in zehn Teilkompetenzen ausdifferenzieren:
1. Weltoffen und neue Perspektiven integrierend Wissen aufbauen,
2. Vorausschauend denken und handeln, 3. Interdisziplinär Erkenntnisse
gewinnen und handeln, 4. Gemeinsam mit anderen planen und
handeln können, 5. An Entscheidungsprozessen partizipieren können, 6.
Andere motivieren können, aktiv zu werden, 7. Die eigenen Leitbilder und
die anderer reflektieren können, 8. Selbstständig planen und handeln
können, 9. Empathie und Solidarität für Benachteiligte zeigen können,
10. Sich motivieren können, aktiv zu werden.
( http://www.bne-portal.de/coremedia/...te/BLK-TRansfer_2021_20Orientierungshilfe.pdf )

Welche Voraussetzungen bedarf es da in der Familie, Schule, Ausbildungsplatz? In welchem KLIMA wäre das möglich?
 
AW: Welche Bildung braucht der Mensch?

Hallo Mongi.

Das Bildungssystem hat heute in erster Linie die Aufgabe, die jungen Menschen in das bestehende System zu integrieren, indem es Grundwerte wie die Abhängigkeit von Glück und Werden, Glück und Mühen, Mühe und Entlohnung, Gehorsam und Belohnung, Ungehorsam und Strafe, Dazugehören und das Aufgeben natürlicherer Werte zugunsten von systemerforderlichen Werten verankert. Es soll Autoritäten/Berater/Fachleute als eine Art übergeordnete Wesensebene verankern. Es geht grundlegend um das Kopieren, um das Nachahmen von bereits bekanntem und das Adaptieren von bestimmten Maßstabssystemen (Noten, Geld, Leistung, Glückslevel, Konsumlevel, Menschenkategorien, wie Elite…Mittelschicht…Unterschicht). Wie ein Krieg Söhne braucht, braucht das heutige Zusammenleben gebildete Menschen.

Man züchtet sich sozusagen die Menschen, die mit dem heutigen zusammenleben gut zurechtkommen, es andererseits aber auch erst ermöglichen. Es möglichst nicht grundlegend verstehen.

Aus meiner Sicht hat Bildung jedoch andere Aufgaben. Es geht darum, die jungen Menschen freier zu machen, über den Horizont der Eltern, Geschwister, Freunde und Erzieher hinaus, sich ihrer eigenen Fähigkeiten und der Unbegrenztheit des Lebens klarer zu werden, die Fähigkeiten zum Einsatz von Mitmenschlichkeit, Vernunft… auszubilden. Das Denken sich nicht etwa durch Regeln und Vorgaben beschränken lassen, sondern gerade das Nichtbestehen von grenzen vermitteln. Ein Gefühl für eine Art „gemeinsamen Organismus Leben“ zu entwickeln. (Das würde dann Zeilis gut formulierte Anregungen als logische Konsequenz bedingen.) Die kleinen Menschen zu animieren, sich Wissen, was sie zum jeweiligen Zeitpunkt anziehend finden, sich anzueignen und dafür dann geeignete Mittel zur Verfügung stellen. Sozugagen Spielraum-Spielplatz und Spielutensilien zum selbständigen Entdecken bereit halten…in einer geschützten, weitläufigen Umgebung. Breit gefächerte körperliche und geistige Fähigkeiten zu entwickeln, statt der gängigen Spezialisierungsdogmen. Usw.

Da jedoch weitestgehend Pädagogen das eigene System ändern müssten und diese sich bekanntlich nichts von Ungläubigen sagen lassen, das liegt in der Natur des päd. Systems, haben wir seit langem das Problem, dass sich nur sehr langsam etwas verändert. Den Pädagogen muss die Möglichkeit gegeben werden, die Dinge langsam und ohne Verlust ihres Gesichtes zulassen zu können…denn man muss sich im klaren sein, für sie steht der ganze Sinn und Zweck ihrer beruflichen Laufbahn auf dem Spiel. Ihr Lebenswerk und ihre Religion sozusagen. Das sollte man respektieren.

Bernd
 
AW: Welche Bildung braucht der Mensch?

Bildung sollte dem Gewinn von Gestatungskompetenz dienen.

Gestaltungskompetenz lässt sich in zehn Teilkompetenzen ausdifferenzieren:
1. Weltoffen und neue Perspektiven integrierend Wissen aufbauen,
2. Vorausschauend denken und handeln, 3. Interdisziplinär Erkenntnisse
gewinnen und handeln, 4. Gemeinsam mit anderen planen und
handeln können, 5. An Entscheidungsprozessen partizipieren können, 6.
Andere motivieren können, aktiv zu werden, 7. Die eigenen Leitbilder und
die anderer reflektieren können, 8. Selbstständig planen und handeln
können, 9. Empathie und Solidarität für Benachteiligte zeigen können,
10. Sich motivieren können, aktiv zu werden.
( http://www.bne-portal.de/coremedia/...te/BLK-TRansfer_2021_20Orientierungshilfe.pdf )
Gefällt mir gut.:)

Welche Voraussetzungen bedarf es da in der Familie, Schule, Ausbildungsplatz? In welchem KLIMA wäre das möglich?
- Ein grundsätzlich liebevolles Klima, welches die Herzensbildung fördert, offen und tolerant.
- Fordern und fördern.
- Orientierungshilfen wie angemessene Führung, Feebacks und Vereinbarung von Konsequenzen.
- Die weiterzugebenden Werte vorleben, authentisch sein, Präsenz zeigen.
- Wissens-Vermittlung durch sozial+/kompetente Menschen.
- Ausbildungsplätze, welche sich durch einen Mix von theoretischem Wissenserwerb mit Abschnitten praktischer Umsetzung auszeichnen.
- Die Fähigkeit zu interdisziplinärem Denken und Handeln aus Empathie, Verstand und Intuition.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
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AW: Welche Bildung braucht der Mensch?

@Irana
Ja Irana, die BLK,sprich Bund-Länder-Kommision, formuliert es schön, aber mir kamen ähnliche Gedanken wie Bernd. Da wo Anpassung, Nachahmen, Funktionieren, als erstes gefragt sind, und das fängt schon im Kindergarten an, damit die Kinder gut auf die Schule voebereitet sind :haare:-, da ist mE nicht das Klima gegeben, welches der beschriebenen Gestaltungskompetenz förderlich wäre. Gestalten braucht Kreativität, Kreativität braucht Freiraum,wie du auch so schön beschreibst: Offenheit und Toleranz.

Ich habe den Eindruck, daß viele der im Bildungssystem Beschäftigten, sich über diesen Sachverhalt keine Gedanken machen, sie haben selber keine Gestaltungskompetenz und können sie somit auch nicht vermitteln.
 
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