• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

"Was gesagt werden muss" - Günther Grass

Weltendenker

Member
Registriert
24. Juni 2009
Beiträge
229
„Was gesagt werden muss“

„Warum schweige ich, verschweige zu lange, was offensichtlich ist und in Planspielen geübt wurde, an deren Ende als Überlebende wir allenfalls Fußnoten sind.

Es ist das behauptete Recht auf den Erstschlag, der das von einem Maulhelden unterjochte und zum organisierten Jubel gelenkte iranische Volk auslöschen könnte, weil in dessen Machtbereich der Bau einer Atombombe vermutet wird.
Doch warum untersage ich mir, jenes andere Land beim Namen zu nennen, in dem seit Jahren – wenn auch geheimgehalten – ein wachsend nukleares Potential verfügbar aber außer Kontrolle, weil keiner Prüfung zugänglich ist?

Das allgemeine Verschweigen dieses Tatbestandes, dem sich mein Schweigen untergeordnet hat, empfinde ich als belastende Lüge und Zwang, der Strafe in Aussicht stellt, sobald er mißachtet wird; das Verdikt „Antisemitismus“ ist geläufig.

Jetzt aber, weil aus meinem Land, das von ureigenen Verbrechen, die ohne Vergleich sind, Mal um Mal eingeholt und zur Rede gestellt wird, wiederum und rein geschäftsmäßig, wenn auch mit flinker Lippe als Wiedergutmachung deklariert, ein weiteres U-Boot nach Israel geliefert werden soll, dessen Spezialität darin besteht, allesvernichtende Sprengköpfe dorthin lenken zu können, wo die Existenz einer einzigen Atombombe unbewiesen ist, doch als Befürchtung von Beweiskraft sein will, sage ich, was gesagt werden muß.
Warum aber schwieg ich bislang? Weil ich meinte, meine Herkunft, die von nie zu tilgendem Makel behaftet ist, verbiete, diese Tatsache als ausgesprochene Wahrheit dem Land Israel, dem ich verbunden bin und bleiben will, zuzumuten.

Warum sage ich jetzt erst, gealtert und mit letzter Tinte: Die Atommacht Israel gefährdet den ohnehin brüchigen Weltfrieden? Weil gesagt werden muß, was schon morgen zu spät sein könnte; auch weil wir – als Deutsche belastet genug – Zulieferer eines Verbrechens werden könnten, das voraussehbar ist, weshalb unsere Mitschuld durch keine der üblichen Ausreden zu tilgen wäre.
Und zugegeben: ich schweige nicht mehr, weil ich der Heuchelei des Westens überdrüssig bin; zudem ist zu hoffen, es mögen sich viele vom Schweigen befreien, den Verursacher der erkennbaren Gefahr zum Verzicht auf Gewalt auffordern und gleichfalls darauf bestehen, daß eine unbehinderte und permanente Kontrolle des israelischen atomaren Potentials und der iranischen Atomanlagen durch eine internationale Instanz von den Regierungen beider Länder zugelassen wird.

Nur so ist allen, den Israelis und Palästinensern, mehr noch, allen Menschen, die in dieser vom Wahn okkupierten Region dicht bei dicht verfeindet leben und letztlich auch uns zu helfen.“

Autor: Günther Grass
 
Werbung:
AW: "Was gesagt werden muss" - Günther Grass

„Was gesagt werden muss“

Warum schweige ich, verschweige zu lange,
was offensichtlich ist und in Planspielen
geübt wurde, an deren Ende als Überlebende
wir allenfalls Fußnoten sind.

Es ist das behauptete Recht auf den Erstschlag,
der das von einem Maulhelden unterjochte
und zum organisierten Jubel gelenkte
iranische Volk auslöschen könnte,
weil in dessen Machtbereich der Bau
einer Atombombe vermutet wird.

Doch warum untersage ich mir,
jenes andere Land beim Namen zu nennen,
in dem seit Jahren - wenn auch geheimgehalten -
ein wachsend nukleares Potential verfügbar
aber außer Kontrolle, weil keiner Prüfung
zugänglich ist?

Das allgemeine Verschweigen dieses Tatbestandes,
dem sich mein Schweigen untergeordnet hat,
empfinde ich als belastende Lüge
und Zwang, der Strafe in Aussicht stellt,
sobald er missachtet wird;
das Verdikt 'Antisemitismus' ist geläufig.

Jetzt aber, weil aus meinem Land,
das von ureigenen Verbrechen,
die ohne Vergleich sind,
Mal um Mal eingeholt und zur Rede gestellt wird,
wiederum und rein geschäftsmäßig, wenn auch
mit flinker Lippe als Wiedergutmachung deklariert,
ein weiteres U-Boot nach Israel
geliefert werden soll, dessen Spezialität
darin besteht, allesvernichtende Sprengköpfe
dorthin lenken zu können, wo die Existenz
einer einzigen Atombombe unbewiesen ist,
doch als Befürchtung von Beweiskraft sein will,
sage ich, was gesagt werden muss.

Warum aber schwieg ich bislang?
Weil ich meinte, meine Herkunft,
die von nie zu tilgendem Makel behaftet ist,
verbiete, diese Tatsache als ausgesprochene Wahrheit
dem Land Israel, dem ich verbunden bin
und bleiben will, zuzumuten.

Warum sage ich jetzt erst,
gealtert und mit letzter Tinte:
Die Atommacht Israel gefährdet
den ohnehin brüchigen Weltfrieden?
Weil gesagt werden muss,
was schon morgen zu spät sein könnte;
auch weil wir - als Deutsche belastet genug -
Zulieferer eines Verbrechens werden könnten,
das voraussehbar ist, weshalb unsere Mitschuld
durch keine der üblichen Ausreden
zu tilgen wäre.

Und zugegeben: ich schweige nicht mehr,
weil ich der Heuchelei des Westens
überdrüssig bin; zudem ist zu hoffen,
es mögen sich viele vom Schweigen befreien,
den Verursacher der erkennbaren Gefahr
zum Verzicht auf Gewalt auffordern und
gleichfalls darauf bestehen,
dass eine unbehinderte und permanente Kontrolle
des israelischen atomaren Potentials
und der iranischen Atomanlagen
durch eine internationale Instanz
von den Regierungen beider Länder zugelassen wird.

Nur so ist allen, den Israelis und Palästinensern,
mehr noch, allen Menschen, die in dieser
vom Wahn okkupierten Region
dicht bei dicht verfeindet leben
und letztlich auch uns zu helfen.



Autor: Günther Grass
 
AW: "Was gesagt werden muss" - Günther Grass

Weltfrieden durch Verwirrung! Günther Grass sollte eine Dichterlesung in Israel veranstalten; einen Versuch wäre es wert ;-)
 
AW: "Was gesagt werden muss" - Günther Grass

Ich finde es sehr mutig und ehrlich von Günther Grass und endlich sagt einer mal offen, was schon längst überfällig ist.
Was muss denn gesagt werden? Jeder Krieg muss verurteilt werden von allen Menschen die für Frieden sind. Wo der Verstand aufhört zu denken, sprechen die Kanonen! Wenn Deutschland Waffen liefert, ist dies zu verurteilen und offen anzusprechen, auch wenn es nicht jeden gefällt.
Möge das Gedicht eine Protestwelle gegen jede Rechtfertigung für einen Krieg sein.
Günther Grass hat seine Hausaufgaben gemacht! Ehrlicher geht,s nimmer!
 
AW: "Was gesagt werden muss" - Günther Grass

die beiden Kernaussagen von GRASS

  1. wer die Atomwaffenanlagen des Feindes zerstört,
    ohne die eigenen zu zerstören,
    macht sich unglaubwürdig
  2. für das Wohl der Menschheit wäre es schön,
    wenn die israelischen und iranischen Atomwaffenanlagen inspiziert werden dürften
 
AW: "Was gesagt werden muss" - Günther Grass

Benötigen Sie "Experten", um eine Gefährdung des Weltfriedens zu erkennen, wenn Israel u.Co. Iran angreifen sollten ?
Perivisor

Immer noch besser, Israel und Co. greifen den Iran an, als die gesamte "weltfriedliche Menschheit" den gesamten Planeten.
 
AW: "Was gesagt werden muss" - Günther Grass

Immer noch besser, Israel und Co. greifen den Iran an, als die gesamte "weltfriedliche Menschheit" den gesamten Planeten.

So so! Weltfriedliche Menschheit? Junge mach endlich die Augen auf! Viel Spaß bei deinen Analysen. Ich habe mal den Kurdenkonflikt verstehen wollen, es hat mich noch mehr verwirrt. Da blickt kein normaler Mensch mehr wirklich durch.
Fakt ist aber: Wer einen Krieg beginnt, ist der wahre Übeltäter!
Sollten die Israelis wirklich einen Krieg anfangen, werde ich diesen ebenso verurteilen, wie alle anderen Kriege.
 
Werbung:
AW: "Was gesagt werden muss" - Günther Grass

Erschreckend erscheint, auf welch offene Art die Propagandamaschine da anläuft. Es muss nicht mehr versteckt werden. Aus meiner Sicht wird den ignorantesten Menschen mit diesen Zuspitzungen klar in was für einem Land sie leben. Bisher konnte man noch zweifeln, etwa ...beim Rauswurf von Ken Jebsen durch den WDR (angeregt durch Henry Broder). Inzwischen aber wurde offenbar der Beruf des "Mundtodmachers" für diesen Broder erfunden. Bisher dachte ich, dass dieser Beruf hauptsächlich im Bereich der Pharmalobbyy existierte. Man braucht sich scheinbar garnicht mehr mit Inhalten auseinandersetzen.

Irgendwie macht man ja gerne mal Witze über die DDR, aber so langsam ist sie wieder da.

Bernd
 
Zurück
Oben