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Richard Rorty ist tot

scilla

Well-Known Member
Registriert
19. April 2003
Beiträge
6.927
wenn ich mir jetzt die Nachrufe durchlese,
dann erscheint mir Richard Rorty als weiser Mann

wenn ich mich an die Lektüre des einzigen Textes,
denn ich je von ihm gelesen habe,
erinnere,
dann erscheint mir Rorty als ein kleiner Bengel,
der provozieren will

laut wikipedia gibt es zwei Meinungen über ihn

Die einen finden, man könne in ihm einfach einen konsequenten Entwickler der Analytischen Philosophie seit dem pragmatic turn sehen.

dann wäre er ziemlich überflüßig gewesen

Die andere Position vertritt die Auffassung, Rortys Werke enthielten den Versuch, die Philosophie zu beenden.

auch dann wäre er überflüßig gewesen

....

vielleicht hat hier jemand mehr von Richard Rorty gelesen
 
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AW: Richard Rorty ist tot

vielleicht hat hier jemand mehr von Richard Rorty gelesen

gekrustelt, gefunden


Kontingenz, Ironie und Solidarität

Es ist mit der Gesellschaft, wie es ist. Es könnte auch ganz anders sein, aber bitte . . . Wozu darüber nachdenken, wo alle Erklärungen doch zu nichts führen und Wahrheit auch nur so ein Wort ist. Spannender ist es, sich privat immer neu zu inszenieren: neonkalter Dandy, gutgekleideter Streber oder mal ganz entrückter Denker a la Stephen Hawking. Richard Rorty, Professor an der Universität von Virginia, geistiger Statthalter des französischen Meisterdenkers Jacques Derrida in den USA, hat jetzt die yuppineske Regression, das Selbstverständnis der Postmoderne nach dem angeblichen Tod der Aufklärung philosophisch geadelt: "Kontingenz, Ironie und Solidarität".

dann wäre er ziemlich überflüßig gewesen

Hoffnung statt Erkenntnis

Eine Einführung in die pragmatische Philosophie

Mit seiner Neuinterpretation des Pragmatismus schlägt der amerikanische Philosoph Richard Rorty vor, sich von der Vorstellung einer inneren Natur der Wirklichkeit zu verabschieden und an die Stelle des klassischen Wahrheitsanspruchs die Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu setzen.

dann könnte er bedeutsam sein

das Wort Pragmatismus wird auch bei
Hubert Rodingen (1977): Pragmatik in der juristischen Argumentation.-
anders verwendet:

Seite 17
'Gegen die aufs Denken des Machbaren eingeschworene Wissenschaft ist noch etwas anzuführen: Sie lehrt die Einfühlung in die Sieger, den Dienst für Herrschende'​

Glaube, Liebe, Hoffnung ist eine andere Baustelle
als die dualistische Einteilung innen -außen
 
AW: Richard Rorty ist tot

Ich kannte Herrn Rorty vorher nicht.

Mit seiner Neuinterpretation des Pragmatismus schlägt der amerikanische Philosoph Richard Rorty vor, sich von der Vorstellung einer inneren Natur der Wirklichkeit zu verabschieden und an die Stelle des klassischen Wahrheitsanspruchs die Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu setzen.
Interessanter Gedanke. Ich finde es aber schwierig die Konsequenzen für den Pragmatismus aus diesem Gedanken herzuleiten bzw. zu konkretisieren. Kannst du mir helfen, scilla?

fussel
 
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AW: Richard Rorty ist tot

konkretisieren kann ich nicht viel,
da ich das Buch nicht geleseh habe

Luise aus Berlin schreibt:


Im ersten Kapitel diskutiert Rorty den pragmatistischen Wahrheitsbegriff. Hier verteidigt und präzisiert er die Jamessche Gleichsetzung von Wahrheit und Nützlichkeit.

Statt eines ontologischen Status von Begriffen etc. ist die Begriffsdifferenzierung im pragmatistischen Denken an die Handlung gekoppelt: Ein Unterschied in der Begrifflichkeit muß auch einen (praktischen) Unterschied machen.

Im zweiten Teil diskutiert Rorty den „Antiessentialismus“ des Pragmatismus. Er versucht hier auf eine originelle Weise die Idee, ein Ausdruck habe eine Essenz, eine intrinsische Bedeutung, ein Wesen, zu destruieren, indem er optiert, sprachliche Begriffe lediglich relational zu verstehen. Er führt das am Beispiel der Zahl durch. Was ist das Wesen einer Zahl? Sie hat, so Rorty, keine Essenz, kein Wesen, sondern, was wir über sie wissen, wissen wir über das Netz von Beziehungen zu anderen Zahlen.

Im dritten Teil geht Rorty auf die pragmatistische Ethik ein. Der Titel „Eine Ethik ohne allgemeine Pflichten“ verrät, daß es hier um eine Kritik an einer kantianischen Pflichtethik geht. Diesen Abschnitt halte ich für den kontroversesten Teil des Buches, denn Rorty ist hier bestrebt, den Pragmatismus mit der Philosophie Nietzsches und Humes zusammenzuführen. Aber gerade in der politischen Ausrichtung eines Dewey, der als Philosoph der Demokratie in die Geschichte eingegangen ist, und eines Nietzsche mit seinen „Massen“ und Demokratie verachtenden Tendenzen, seinen „Sklaven- und Herrenmoral“-Parolen liegen große und inkompatible Divergenzen.


....


Aber Rorty verzerrt den Pragmatismus, wenn er eine Dichotomie von Hoffnung und Erkenntnis aufmacht; denn gerade der klassische Pragmatismus eines Peirce, Mead und auch zum Teil Deweys haben die Hoffnung auf (wissenschaftliche) Erkenntnis und auf die Verallgemeinerung der wissenschaftlichen Methode, auf die Lebensführung, auf eine praktische Rationalität gesetzt.

In der Privilegierung der wissenschaftlichen Methode gegenüber anderen Strategien der Problemlösung und des Erkenntnisgewinns kann ein wesentlicher Unterschied des klassischen Pragmatismus von Dewey und Mead gegenüber dem „Neopragmatismus“ eines Rorty gesehen werden. Rorty optiert, die Vorrangstellung der wissenschaftlichen Methode als die genuine fallenzulassen.
 
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