• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Pulver zerbricht Stein!

psbvbn1

New Member
Registriert
1. Oktober 2006
Beiträge
1.237
hallo forianer!

ich hatte gerade geschichte und wir behandelten den ersten weltkrieg nochmal. da kamen wir auf die belagerung und die damit verbundene massenschlacht von verdun zu sprechen. es waren im lehrbuch ein paar photos abgebildet, die eine kavallerieeinheit vor einem standmaschinengewehr zeigten. pferd und reiter starben im trommelfeuer!

daher kam ich zur frage: ist die militärtechnik, der krieg insgesamt unmenschlicher geworden als er sowieso schon war mit der erfindung des schiepulvers, des dynamit, der kalschnikow, der atombombe. mit diesen schusswaffen, die auf chemisch-physikalische weise arbeiten und nicht auf mechanischer basis wie pfeil und bogen ist doch der krieg blutiger und auch feiger geworden. heute kann ein rollstuhlfahrer auf einen knopf in washington drücken und hunderte jagende angehörige von ureinwohnern im amazonasgebiet sterben in einer hundertstel sekunde. kein geschick entscheidet mehr. doch wie kam es zu einer solch krassen entwicklung mit schwarz am anfang und seinen nachfolgern wie nobel und oppenheimer?
 
Werbung:
AW: Pulver zerbricht Stein!

die Industrialisierung bedeutete für die schuftende Bevölkerung die Rückkehr in überwunden geglaubte Zustände

man stelle sich gesammelte Übel gleichzeitig vor
Sklaverei, Tyrannenherrschaft, Krieg, Hunger, Krankheit

1. WK = war of attrition
 
AW: Pulver zerbricht Stein!

Moderne Waffen töten schneller und sicherer. Die Opfer leiden nicht mehr so lange wie dies noch im WW1 der Fall war. Allerdings ist es auch noch nie so einfach gewesen zu töten wie heute.

Das wirkliche Leid des Krieges offenbart sich allerdings nicht am Schlachtfeld selbst, sondern hinter den Linien: zerstörte Infrastruktur, mangelnde Hygiene, Nahrungsmangel, vergewaltigte Frauen, verwaiste Kinder -- und das noch viele Jahre nachdem die letzte Kugel geflogen ist. Und diese Effekte werden immer Resultat eines Krieges sein - egal mit welchen Waffen gekämpft wird.
 
AW: Pulver zerbricht Stein!

Moderne Waffen töten schneller und sicherer. Die Opfer leiden nicht mehr so lange wie dies noch im WW1 der Fall war. Allerdings ist es auch noch nie so einfach gewesen zu töten wie heute.

Das wirkliche Leid des Krieges offenbart sich allerdings nicht am Schlachtfeld selbst, sondern hinter den Linien: zerstörte Infrastruktur, mangelnde Hygiene, Nahrungsmangel, vergewaltigte Frauen, verwaiste Kinder -- und das noch viele Jahre nachdem die letzte Kugel geflogen ist. Und diese Effekte werden immer Resultat eines Krieges sein - egal mit welchen Waffen gekämpft wird.

.
Du hast in deiner Aufzählung noch etwas Wichtiges vergessen: Körperlich, aber auch seelisch verwundete Menschen, die oft lebenslang unter ihren Schmerzen leiden müssen.
.
 
AW: Pulver zerbricht Stein!

Moderne Waffen töten schneller und sicherer. Die Opfer leiden nicht mehr so lange wie dies noch im WW1 der Fall war. Allerdings ist es auch noch nie so einfach gewesen zu töten wie heute.

Das wirkliche Leid des Krieges offenbart sich allerdings nicht am Schlachtfeld selbst, sondern hinter den Linien: zerstörte Infrastruktur, mangelnde Hygiene, Nahrungsmangel, vergewaltigte Frauen, verwaiste Kinder -- und das noch viele Jahre nachdem die letzte Kugel geflogen ist. Und diese Effekte werden immer Resultat eines Krieges sein - egal mit welchen Waffen gekämpft wird.

hallo, nitromethan!

ja, das stimmt. aber auch die soldaten, die nicht freiwillig in den krieg gehen, dürfen nicht vergessen werden, so z.b. im ersten weltkrieg in frankreich(nach 1916). wenn man dann dort ist, wünscht man sich wahrscheinlich eher den tod.
schön beschrieben in "im westen nichts neues" von remarque!
 
AW: Pulver zerbricht Stein!

hallo forianer!

ich hatte gerade geschichte und wir behandelten den ersten weltkrieg nochmal. da kamen wir auf die belagerung und die damit verbundene massenschlacht von verdun zu sprechen. es waren im lehrbuch ein paar photos abgebildet, die eine kavallerieeinheit vor einem standmaschinengewehr zeigten. pferd und reiter starben im trommelfeuer!

daher kam ich zur frage: ist die militärtechnik, der krieg insgesamt unmenschlicher geworden als er sowieso schon war mit der erfindung des schiepulvers, des dynamit, der kalschnikow, der atombombe. mit diesen schusswaffen, die auf chemisch-physikalische weise arbeiten und nicht auf mechanischer basis wie pfeil und bogen ist doch der krieg blutiger und auch feiger geworden. heute kann ein rollstuhlfahrer auf einen knopf in washington drücken und hunderte jagende angehörige von ureinwohnern im amazonasgebiet sterben in einer hundertstel sekunde. kein geschick entscheidet mehr. doch wie kam es zu einer solch krassen entwicklung mit schwarz am anfang und seinen nachfolgern wie nobel und oppenheimer?

Hallo psbvbn1,

interessante Frage, die zu einem ziemlich düsteren Grund führt. Eigentlich wollte ich auf derlei Fragen mit dem thread "Der Fluch der Moderne" hinaus.

Ich möchte mal mit einer Überspitzung antworten:
Wenn ein Staatsmann auf das berühmte Knöpchen drückt und damit mit einem Schlag Millionen Menschen tötet, wird die Geschichte darüber auf kurz oder lang, je nach politischer Lage, recht neutral urteilen. Das verkommt dann zu einer Frage der "Staatsraison". Niemand stellt die psychische Normalität der Trumans, Husseins, Harris usw. allein schon deshalb in Frage, weil sie Massentötungen (bzw. morde, je nach politischer Einschätzung) in Auftrag gaben.

Erwürgt ein Mensch aber einen anderen oder mordet ihn mit einem Messer, wird man regelmäßig ein psychologisches Gutachten bemühen zur Frage, ob er bei Begehung der Tat wegen einer krankhaften seelischen Störung, wegen einer tiefgreifenden Bewußtseinsstörung oder wegen Schwachsinns oder einer anderen seelischen Abartigkeit unfähig ist, das Unrecht der Tat einzusehen oder nach dieser Einsicht zu handeln (§ 20 StGB). Wobei es mir hier nicht um die Frage des Sinns und Unsinns eines psychologischen Gutachtens oder des zweistufigen Sanktionssystems geht, sondern um die Erklärung, wie es zu der Frage kommt: "Wie kann ein Mensch so etwas nur tun?".

In der Tat stellt nämlich die zweite Handlungsweise die vermutlich weitaus größere Überwindung dar. Nicht ohne Grund wurde in der Zeit des technischen Fortschritts des Schlachtens von Verdun der Begriff "Menschenmaterial" geprägt. Und von der Gaskammer bis zur Giftspritze finden sich die Versuche, das Töten und Morden "humaner" zu gestalten, freilich nicht für das Opfer, sondern für den Täter.

Die Gefahren, die darin stecken, bedürfen kaum einer Erläuterung. Und die Ergebnisse kennen wir ja schon und sie reißen nicht ab.

Gruß
Zwetsche
 
AW: Pulver zerbricht Stein!

hallo, zwetsche!

tschuldigung, wenn ich dir das threadthema geraubt habe:pcwut: !

du hast recht mit der einschätzung der lage!
truman, bismarck und co. werden als staatsmänner nicht sonderlich belangt, geht es um den aspekt der massentötung, die widernatürlich beim menschen ist. denn im gegensatz zu als solche bezeichneten "psychopathen" (wobei ich mit dem begriff auch bei vielen fällen vorsichtig wäre) handeln sie angeblich im interesse des staates, in demokratien sogar als träger des "volkswillen".
aber wie sagte schon rosseau: "der wille des volkes ist grob"!

wenn wir auf die entwicklung der atombombe schauen, sagen viele von uns, dass es schlimm sei, dass diese entwickelt wurde, aber immer noch besser als von den nazis!
das zeigt die vernachlässigung der aufmerksamkeit und kritik der neuzeitlichen waffenentwicklung. das berühmte knöpfchen wurde gottseidank seit 1945 nie mehr zur massenvernichtung eingesetzt, bis jetzt!
am schlimmsten finde ich ja die experimente der us-streitkräfte zur entwicklung einer menschenfeindlichen neutronenbombe, wie sie seit den 1980-ern versucht wird zu realisieren (vielleicht ist sie es ja schon). diese waffe, die nur so viel wie möglich menschenleben vernichten soll, aber die umwelt erhalten soll, zeigt für mich die entartung des menschen:
wir sollen sterben, hauptsache vermögenswerte bleiben erhalten.

schnöde, schöne materielle welt, wo driftest du noch hin?
erst das schwarzpulver, dann die schiffskanonen, dann zündnadelgewehre, dann maschinengewehre, später auch in handlicher form zum alltagsgebrauch, dann abc-waffen, wie weit wollen wir noch zugunsten des risiko-spielens einiger hoher herren und humanophober ideologien noch gehen?
 
AW: Pulver zerbricht Stein!

Hallo!

Im Zweiten Weltkrieg ritt eine polnische Lanzenreitereinheit eine todesmutige Attacke gegen deutsche Panzer.
Vom militärischen Standpunkt aus völlig sinnlos, doch als Symbol des Widerstands gegen einen brutalen Aggressor ein Fanal.
Ehre ihrem Gedenken!

Mit freundlichen Grüßen
Raphael
 
Werbung:
AW: Pulver zerbricht Stein!

Hallo!

Im Zweiten Weltkrieg ritt eine polnische Lanzenreitereinheit eine todesmutige Attacke gegen deutsche Panzer.
Vom militärischen Standpunkt aus völlig sinnlos, doch als Symbol des Widerstands gegen einen brutalen Aggressor ein Fanal.
Ehre ihrem Gedenken!

Mit freundlichen Grüßen
Raphael

hallo, raphael!

ach so, wusste gar nicht, dass es da noch lanzenreitereinheiten gab, selbst wenn sie nur symbolisch bestanden...
natürlich ist es ihnen hoch anzurechnen, was sie getan haben. dies wirft wieder die frage auf: wie krass sind wir menschen vorangeschritten, dass wir mit knöpfen, know-how, und etwas chemikalien ganze völker bzw. landstriche verwüsten können. heute kann ein einzelner "kämpfer" prozentual einen größeren anteil an der weltbevölkerung killen als jemals zuvor. und diese entwicklung geht zurzeit eher diese richtung weiter!!!
 
Zurück
Oben