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Politische Systeme

Ein hochinteressantes Theam!

Bereits vor 2500 Jahren wurden Grundlagen geschaffen, die heutige "Volkvertreter" immer noch mit Füßen treten!
(z.B. die Harmonie der 3 Stände bei Platon, Kern- und Knackpunkt seiner Vorstellungen!)

Wobei der Begriff "Demokratie" von Platon und Aristoteles auf unser heutiges System keine Anwendung fände (eher eine Politie), denn heute "regiert" das Vokl, die Armen, ja nur seeeeehr begrenzt, der Austausch einer Partei duch eine andere verändert nicht wirklich viel, oder?

Doch warum gelich 4 Kapitel in einem Thema unterbringen - wie soll ich darauf eingehen?
Platon hätte gereicht, aber Aristoteles, Solon, Peisistratos als Zugabe sprengt meinen geistigen Rahmen sofort!

Dennoch (um Herrn Zalich zu folgen): 5 Punkte für diese Anregung!
 
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Herodotos von Halikarnassos (~-484/-425 v.u.Z.):


ja, der Herodot, der griechische "Vater der Geschichtsschreibung" und Mann von Welt äußert sich nicht sehr vorteilhaft über die "Demokratie" - Ausschnitte aus einem Streitgespräch:


...die Macht an das Volk zu geben, da hat er die beste Meinung nicht getroffen. Denn nichts ist unverständiger, nichts überheblicher als so ein unnützer Haufe [*lol*].

Sind wir der Anmaßung und Willkür eines Herrn eben entgangen, nur um der Willkür einer zügellosen Menge in die Hände zu fallen? Das wäre doch ganz unerträglich. Denn tut jener etwas, so weiß er wenigstens, was er will, der Menge aber fehlt selbst dieses Wissen.

Wie sollte sie's denn auch wissen, wo sie im Rechten weder unterwiesen ist, noch es von selbst aus eigner Kraft je sah, sondern sie fällt über die Angelegenheiten her und stößt sie vor sich her, ohne Verstand, einem Sturzbach im Unwetter gleich. Wer es also mit den Persern schlecht meint, der setze auf das Volk, wir aber sollten eine Gruppe der besten Männer auswählen und die mit der Gewalt bekleiden; denn unter denen werden auch wir selber sein, und von den besten Männern sind gewiß die besten Entscheidungen zu erwarten."
[...]

Denn von den drei Arten, die wir vor uns haben, und nehmen wir an, jede in ihrer vollkommensten Form, die beste Volksgemeinde, die beste Herrschaft Weniger, die beste Alleinherrschaft, von denen ragt, behaupte ich, die letzte weit heraus.

Denn Besseres kann man nicht finden als den einen Mann, der der Beste ist. Denn er hat auch das beste Urteil und wird so für das Wohl des Volkes sorgen ohne Tadel, und was zu beschließen ist gegen Feinde, wird so am wenigsten verraten.

Bei der Herrschaft Weniger aber, wo viele sich anstrengen, ihre Tüchtigkeit und ihr Verdienst für das Gemeinwohl zu zeigen, pflegen heftige Feindschaften unter den Einzelnen zu entstehen. Denn jeder will selber der Vorderste sein und siegen mit seiner Meinung, und darum geraten sie in große gegenseitige Feindschaften, und daraus entstehen rücksichtslose Parteiungen, aus den Parteiungen Mord, aus dem Mord aber kommt es gewöhnlich zur Herrschaft eines Einzelnen, und daran erweist sich, daß das weitaus das beste ist.

Wiederum, wenn das Volk regiert, so ist es gar nicht anders möglich, es muß das Schlechte sich eindrängen. Ist nun aber das Schlechte erst einmal eingedrungen in das Gemeinwesen, so bilden sich zwar keine Feindschaften unter den Schlechten, wohl aber feste Freundschaften; denn die das Gemeinwesen verderben, die stecken unter einer Decke bei ihrem Treiben.

Auf die Art geht es so lange, bis endlich einer aus dem Volk hervortritt und diesen Kerlen das Handwerk legt. Darum aber wird der nun vom Volk bewundert, und wird er erst einmal bewundert, nicht lange und er steht da als Alleinherrscher, und damit beweist es auch der, Alleinherrschaft ist das stärkste.


Quelle: http://user.cs.tu-berlin.de/~ohherde/hero_iii.htm

Dieser und die folgenden Texte sind zu finden auf:

http://user.cs.tu-berlin.de/~ohherde/quellen.htm
 
Zuletzt bearbeitet:
Die von mir ausgelöste Infoflutwelle ist bald überstanden :p

freut mich, daß es Dir auch gefällt, Haiku. :)
 
Thukydides (~-460/-399) schreibt über Perikles (~ -500/-429)
Athenischer Staatsmann und de facto Alleinherrscher, obwohl in Athen zu der Zeit eine "Demokratie" bestand:

So oft er wenigstens bemerkte, daß sie zur Unzeit sich in leichtfertiger Zuversicht überhoben, traf er sie mit seiner Rede so, daß sie ängstlich wurden, und aus unbegründeter Furcht hob er sie wiederum auf und machte ihnen Mut. Es war dem Namen nach eine Volksherrschaft, in Wirklichkeit eine Herrschaft des Ersten Mannes. Aber die Späteren, untereinander eher gleichen Ranges und nur bemüht, jeder der erste zu werden, gingen sogar so weit, die Führung der Geschäfte den Launen des Volkes auszuliefern. Daher wurden immer wieder, bei der Größe der Stadt und ihrer Herrschaft, viele Fehler begangen, vor allem die Fahrt nach Sizilien, die eigentlich nicht falsch war im Plan gegenüber den Angegriffenen, nur daß die Daheimgebliebenen, statt dem ausgesandten Heer mit zweckmäßigen Beschlüssen weiterzuhelfen, über dem Ränkespiel der einzelnen Bürger, die um die Volksführerschaft buhlten, die Kraft des Auszugs im Felde sich abstumpfen ließen und in der Stadt die inneren Wirren anfingen.
 
Cassius Dio ;) Cocceianus (ca. 150 n.u.Z.)


Demokratie hat ja zwar einen schönklingenden Namen und erweckt den Eindruck, als bringe sie allen durch gleiche Gesetze auch gleiche Rechte, in ihren Ergebnissen aber zeigt sich, daß sie mit ihrem Namen nichts zu tun hat. Im Gegensatz dazu hat Alleinherrschaft einen bösen Klang, sie ist aber eine sehr geeignete Staatsform, um darunter zu leben. Denn es ist leichter, einen einzigen tüchtigen Mann als deren viele zu finden, ...
[...]
Denn Erfolge wurden jederzeit den Städten wie den Einzelmenschen von Seiten der Könige in viel größerem Umfang und reicherer Zahl als unter der Volksherrschaft zuteil, und Unglücksfälle ereignen sich seltener bei Monarchien, als wenn die Masse regiert. In der Tat, sofern je überhaupt eine Demokratie eine Blütezeit erlebte, währte diese nur kurz, lediglich so lange, als die Menge weder über die hinreichende Zahl noch Macht verfügte, so daß kein Frevelsinn als Folge von Wohlergehen und keine Eifersucht als Ergebnis des Ehrgeizes unter den Menschen entstehen konnten.



http://user.cs.tu-berlin.de/~ohherde/dio44_1.htm
 
Last but not least noch ein Text von Aristoteles (384 - 322 v.u.Z.):


...

Denn die demokratische Gerechtigkeit besteht darin, daß man nicht der Würde, sondern der Zahl nach die Gleichheit walten läßt, wo diese Gerechtigkeit herrscht, da muß die Menge Herr sein, und was die Mehrzahl billigt, das muß das Gültige und das Gerechte sein.

Man sagt nämlich, es sei gerecht, daß jeder Bürger das Gleiche habe. So sind denn in den Demokratien die Armen mächtiger als die Reichen.
Denn sie sind zahlreicher, und maßgebend ist die Meinung der Mehrzahl. Dies also ist das eine Zeichen der Demokratie, das alle Demokraten als Wesenszug dieser Verfassung angeben.

[...]

Da nun dies vorausgesetzt wird und dies die Regierungsform ist, so ergibt sich das Folgende als demokratisch: Alle Ämter werden aus allen besetzt, alle herrschen über jeden und jeder abwechslungsweise über alle. Ferner werden die Ämter durchs Los besetzt, entweder alle oder doch jene, die nicht der Erfahrung und Kenntnisse bedürfen. Von der Vermögenseinschätzung hängen die Ämter entweder überhaupt nicht oder nur zu einem minimalen Grade ab.

Keiner darf ein Amt zweimal bekleiden, oder nur wenige Male oder in wenigen Fällen, abgesehen von den Kriegsämtern. Die Ämter sind alle kurzfristig, oder doch alle, bei denen es möglich ist. Richter sind alle und können aus allen entnommen werden und richten über alles oder doch über das Meiste, Größte und Bedeutendste, wie über Rechenschaftsablagen, Verfassungsfragen und Privatverträge. Die Volksversammlung entscheidet über alles oder doch das Wichtigste, die Behörden dagegen über nichts oder nur ganz weniges.

[...]

Wenn ferner die Oligarchie durch Adel, Reichtum, und Bildung charakterisiert wird, so scheint die Demokratie von alledem das Gegenteil sein, Unadligkeit, Armut, Unbildung.

Bei den Ämtern gilt, daß keines lebenslänglich sein darf. Bleibt aber ein solches aus einem früheren Zustand übrig, so wird seine Kompetenz beschränkt und aus der Wahl eine Auslosung gemacht.

Dies sind also die gemeinsamen Eigenschaften aller Demokratien. Aus der Gerechtigkeit, die anerkanntermaßen als demokratisch gilt (nämlich daß alle der Zahl nach dasselbe haben), entspringt eben jene Verfassung, die am meisten demokratisch und volkstümlich zu sein scheint. Denn die Gleichheit besteht darin, daß Arme und Reiche in gleicher Weise regieren, daß nicht Einzelne allein entscheiden, sondern alle gleichmäßig ihrer Zahl nach. So - meint man wohl - sei für die Verfassung die Gleichheit und Freiheit garantiert.




http://user.cs.tu-berlin.de/~ohherde/arist_po.htm
 
Original geschrieben von Alzii
Demokratie hat ja zwar einen schönklingenden Namen und erweckt den Eindruck, als bringe sie allen durch gleiche Gesetze auch gleiche Rechte, in ihren Ergebnissen aber zeigt sich, daß sie mit ihrem Namen nichts zu tun hat.
Das sagt Alzii heute auch.:D

Im Gegensatz dazu hat Alleinherrschaft einen bösen Klang, sie ist aber eine sehr geeignete Staatsform, um darunter zu leben. Denn es ist leichter, einen einzigen tüchtigen Mann als deren viele zu finden, ...
Das Risiko des Machtmissbrauchs scheint obiger Herr noch nicht erfahren zu haben.
Und trozdem: "A million heads are better than one!" (JL) Der Eine weiß das, der Andere das. Es kommt allerdings darauf an, wie diese Millionen Köpfe vernetzt werden.
In der Tat, sofern je überhaupt eine Demokratie eine Blütezeit erlebte,
:D

Gysi
 
hallo Ihr Herren Professoren,

darf ich mich einmischen?

für mich gibts innerhalb einer Demokratie zwei Extreme

einmal regiert die Mehrheit
(dann müssen sich alle Dieter Bohlen anhören und durchlesen)

einmal regiert immer diejenige Meinung, welche die anderen Meinungen erklärt
(dann müssen sich alle anstrengen und mitdiskutieren)

momentan erlebe ich in Deutschland eine Regierung,
die im Verborgenen denkt, danach handelt,
und ihr öffentliches Tun verfälscht in Szene setzen lässt

'um einen verfassungsgemäßen Haushalt zu bekommen ...'
 
Original geschrieben von scilla
hallo Ihr Herren Professoren,

darf ich mich einmischen?

für mich gibts innerhalb einer Demokratie zwei Extreme

Küß die Hand, Frau Ministerin,

aus den ersten Texten ergibt sich - und Haiku hat das auch festgestellt - daß in einer Volksherrschaft die "arme" Mehrheit" den wenigen Reichen und Superreichen ihr Vermögen wegnehmen würde.

Aber genau das Gegenteil ist der Fall -
wenige Reiche und Superreiche werden noch reicher, während die Mehrheit immer mehr verarmt.

Also eine Demokratie können wir nicht haben.
Alle Anzeichen deuten auf eine Oligarchie "mit zweifachem Zensus": Besitz und Stand

Was unser Bundeskanzler momentan tut, ist den Reichtum und den Stand der Oligarchen zu wahren.
Das geschieht offen und unverhohlen.

Die Kürzungen im Gesundheitswesen, bei den Renten, bei den Arbeitslosen und den Sozialhilfeempfängern mit gleichzeitigen Steuererhöhungen bei geringeren staatlichen Leistungen läßt sich wohl auch schlecht verheimlichen.

Bei den gekürzten Leistungen wirkt sich bereits eine nicht stattfindende Erhöhung aufgrund des Kaufkraftschwundes wie eine Kürzung aus.

Eine Lüge, die sehr sorgfältig gepflegt wird, ist nmM das Märchen von der Demokratie.

Ist denn eine Demokratie überhaupt erstrebenswert?
 
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Original geschrieben von Alzii
Also eine Demokratie können wir nicht haben.
Alle Anzeichen deuten auf eine Oligarchie "mit zweifachem Zensus": Besitz und Stand
Alzii, du gehst von den griechischen Theorien aus. Nach denen kannst du aber unser Staatswesen und seine wirtschaftlichen Verhältnisse NICHT einordnen. Wir haben keine Oligarchie. Bei uns wird nämlich alle Nase lang gewählt. Und dann haben wir eine freie Presse, die a) die Meinung mit bildet und b) unseren Volksvertretern mit Argusausgen auf die Finger schaut. Die Reichtums- Armutsschere klafft auseinander, richtig. Das hat etwas mit kapialistischer Politik zu tun, nötig oder nicht ganz so nötig, wie auch immer - aber mit fehlender Demokratie hat das nichts zu tun! Mir wäre eine Gesellschaft, in der jeder seine Talente in die gewerbliche Arbeit bringen könnte, in der alle wirtschaftlich einigermaßen gleich gestellt wären, lieber, glaube mir. Und diesen Zustand werden wir eines Tages auch erreichen. Das hat aber etwas mit WIRTSCHAFTSSTRUKTUREN zu tun, nicht mit POLITISCHEN STRUKTUREN!
Die Texte der griechischen Philosophen reichen wirklich nicht dazu aus, um aus ihnen die wirtschaftliche und politische Infrastruktur einer moderden Industriegesellschaft abzuleiten.

Gysi
 
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