Ich muss Euch beiden da widersprechen... Es gibt in der philosophischen Tradition keine Sprachkritik... Das ist doch eine Errungenschaft, die erst mit dem Linguistik Turn, also erst im 20. Jahrhundert überhaupt beginnt... Na, frühestens seit dem 19. Jahrhundert machen sich Philosophen überhaupt Gedanken darüber... Tradiert ist da gesamtgeschichtlich gesehen noch gar nichts... Richtig ist, dass Platon als so ziemlich einziger Klassiker ein sprachphilosophisches Werk geschrieben hat, den Phaidros... Kann ich übrigens sehr empfehlen... Ist wirklich gut...
Nun zu Nikis 2. Punkt... Ja, es gibt unaussprechliches... Das hängt schon damit zusammen, dass die Sprache nur für die ganz grobe Oberfläche taugt... Leuchtet man etwas tiefer in die Dinge hinwein, versagt das grobr Instrument der Sprache... Das wusste schon Goethe und schlägt Poesie als Lückenbüßer vor, was aber auch keine Lösung für das Problem ist... Ich will es einmal am Begriff der Information zeigen: Information ist ja nicht nur sprachliche Information, sondern genau so gut Wahrnehmungsinformation... Aber die Wahrnehmungsinformationen, die wir verarbeiten, sind Millionfach umfänglicher, als die bloß sprachlichen Informationen... Bilder sagen eben mehr als 1000 Worte...
Und nun zu Neugiers zweitem Punkt... Dass Begriffe lebendige Gebilde sind, die sich sätndig weiterentwicklen, möchte ich einmal ganz grob verneinen... Die Sprache selbst mag ein lebendiges Gebilde sein, das sich ständig weiterentwickelt... Aber Begriffe sind doch relativ fixe Gebilde, Konstruktionen, wie Abaelard sagt, die sich über Jahrhunderte kaum verändern... Und das ist auch der Grund, warum wir etwa die Griechen heute noch so gut verstehen... Sie verwenden zumeist die gleichen Begriffe, wie wir, von wenigen Ausnahmen abgesehen, wo es tatsächlich Bedeutungsunterschiede inzwischen gibt... Und es ist auch erstaunlich: Wenn man besipielsweise mal Boethius liest, so ist man baß erstaunt, wie frisch diese antike Philosophie heute noch erscheint... So etwas kann einem wirklich zu einem Kraftquell werden, der aus urferner Vergangenheit zu uns herüberströmt, wie ein nie versiegender Jungbrunnen... Wir sprechen immer noch fast die gleiche Sprache, sowohl formal, wie auch inhaltlich... Allein das macht die antike Philosophie für mich zu einem echten Erlebnis...