AW: Philosoph zu sein, lernt man nicht, Philosoph ist man
1. Wer meint, dass er mit dem Studium der Philosophie und den dazugehörigen Fächern lernen könne, Philosoph zu werden, befindet sich im Irrtum.
2. Das Studium der Philosophie ermöglicht allenfalls, zu lernen, die Philosophen besser oder überhaupt erst zu verstehen.
3. Philosoph zu sein, kann nicht erlernt werden, Philosoph ist man.
4. Ein Denker, der denkt, er wäre Philosoph, täuscht sich selbst.
Zu 1.:
Ja, aber das Studium philosophischer Texte muß auf dem Weg, ein Philosoph zu werden, nicht zwangsläufig schaden ...
Zu 2.:
Ja, letztlich geht es aber darum,
sich selbst und die Welt bzw. das
Universum und
UNI-versum besser zu
verstehen ...
Und
Weisheit beginnt vielleicht da, wo das
Wissen aufhört bzw. die
Grenzen des Wissens erfahren/erkannt worden sind ...
Zu 3.:
Philosoph ist man(n)/frau wahrscheinlich durch eine
bestimmte Haltung sich selbst und der Welt gegenüber ...
Zu 4.:
Ja, außerdem führt
ernsthaftes Philosophieren zu
nichts, was aber
nichts macht ..., denn das
Auge kann sich selbst nicht sehen - und das
Messer kann sich selbst nicht schneiden ...
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Im übrigen hatte
Martin HEIDEGGER möglicherweise was Richtiges gesehen, als er einst formulierte:
"Drei Gefahren drohen dem Denken.
Die gute und darum heilsame Gefahr ist die Nachbarschaft des singenden Dichters.
Die böse und darum schärfste Gefahr ist das Denken selber. Es muß gegen sich selbst denken, was es nur selten vermag.
Die schlechte und darum wirre Gefahr ist das Philosophieren."
In:
Aus der Erfahrung des Denkens, 2. Auflage, Pfullingen 1965, S. 15.
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Aber auch
Theodor W. ADORNO hatte wohl recht, als er seinerzeit formuliert hatte:
"Philosophie, die einmal überholt schien, erhält sich am Leben, weil der Augenblick ihrer Verwirklichung versäumt ward."
In:
Negative Dialektik, Frankfurt/M. 1966, S. 13.
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Und
Carl Friedrich von WEIZSÄCKER hatte das
philosophische Spielfeld trefflich markiert, als er einst zitierte und formulierte:
"'Dasselbe nämlich ist Wissen und Sein.' (Parmenides)
'Offenbart sich die Zeit selbst als Horizont des Seins ? (Heidegger)
"Wenn die beiden Philosophen, am Anfang und am bisherigen Ende der Metaphysik, recht haben, so offenbart sich die Zeit wohl auch als Horizont des Wissens. Dies erläutert den Titel des Buchs.
Was aber heißt Sein ? Was heißt Wissen ? Was heißt Zeit ?"
In:
Zeit und Wissen, München-Wien 1992, S. 27.