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Nietzsche: Zur Genealogie der Moral

Zum 6. Abschnitt der Vorrede:

Und schon ist es passiert: Nietsche schmeißt die gesamte Moral über Bord und wirft sie weg, wie einen alten Handschuh... Damit amputiert er sich aber nur den linken Arm, und dann ist er kein Mensch mehr, sondern nur noch ein geistiger Krüppel... Wollte Nitsche wirklich als geistiger Krüppel in die Geschichte eingehen? Seien wir ehrlich, er hat sein Ziel erreicht... Nur einer hat ihn als Hieligen verehrt und ihm ein ganzes Mausoleum der Bücher widmen wollen im Falle des Endsieges: Adolf Hitler... Die Pläne lagen bereits vor.... Drei Bücher sollten in diesem Mausoleum der allerheiliigsten Schriften der zukünftigen arischen Menschheit auf einem Altar ausgestellt und angebetet werden: Nietzsches Zarathustra, Spengler der Untergang des Abendlandes und Hitlers Mein Kampf... Glaubt Ihr nicht? Doch, es ist wirklich wahr...

https://de.wikipedia.org/wiki/Nietzsche-Rezeption_im_Nationalsozialismus
 
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Genug, daß ich selbst, seitdem mir dieser Ausblick sich öffnete, Gründe hatte, mich nach gelehrten, kühnen und arbeitsamen Genossen umzusehn (ich tue es heute noch). Es gilt, das ungeheure, ferne und so versteckte Land der Moral – der wirklich dagewesenen, wirklich gelebten Moral – mit lauter neuen Fragen und gleichsam mit neuen Augen zu bereisen: und heißt dies nicht beinahe soviel als dieses Land erst entdecken?... Wenn ich dabei, unter anderen, auch an den genannten Dr. Rée dachte, so geschah es, weil ich gar nicht zweifelte,[768] daß er von der Natur seiner Fragen selbst auf eine richtigere Methodik, um zu Antworten zu gelangen, gedrängt werden würde. Habe ich mich darin betrogen? Mein Wunsch war es jedenfalls, einem so scharfen und unbeteiligten Auge eine bessere Richtung, die Richtung zur wirklichen Historie der Moral zu geben und ihn vor solchem englischen Hypothesenwesen ins Blaue noch zur rechten Zeit zu warnen. Es liegt ja auf der Hand, welche Farbe für einen Moral-Genealogen hundertmal wichtiger sein muß als gerade das Blaue: nämlich das Graue, will sagen, das Urkundliche, das Wirklich-Feststellbare, das Wirklich-Dagewesene, kurz die ganze lange, schwer zu entziffernde Hieroglyphenschrift der menschlichen Moral-Vergangenheit! – Diese war dem Dr. Rée unbekannt; aber er hatte Darwin gelesen – und so reichen sich in seinen Hypothesen auf eine Weise, die zum mindesten unterhaltend ist, die Darwinsche Bestie und der allermodernste bescheidne Moral-Zärtling, der »nicht mehr beißt«, artig die Hand, letzterer mit dem Ausdruck einer gewissen gutmütigen und feinen Indolenz im Gesicht, in die selbst ein Gran von Pessimismus, von Ermüdung eingemischt ist: als ob es sich eigentlich gar nicht lohne, alle diese Dinge – die Probleme der Moral – so ernst zu nehmen. Mir nun scheint es umgekehrt gar keine Dinge zu geben, die es mehr lohnten, daß man sie ernst nimmt; zu welchem Lohne es zum Beispiel gehört, daß man eines Tags vielleicht die Erlaubnis erhält, sie heiter zu nehmen. Die Heiterkeit nämlich oder, um es in meiner Sprache zu sagen, die fröhliche Wissenschaft – ist ein Lohn: ein Lohn für einen langen, tapferen, arbeitsamen und unterirdischen Ernst, der freilich nicht jedermanns Sache ist. An dem Tage aber, wo wir aus vollem Herzen sagen: »vorwärts! auch unsre alte Moral gehört in die Komödie!« haben wir für das dionysische Drama vom »Schicksal der Seele« eine neue Verwicklung und Möglichkeit entdeckt –: und er wird sie sich schon zunutze machen, darauf darf man wetten, er, der große alte ewige Komödiendichter unsres Daseins!...
 
Zum 7. Abschnitt der Vorrede:

Nietzschr ist auch hier wieder ein ziemlicher Schwätzer... Eigentlich kann er gar nichts anderes, als dumm schwätzen... Ich lasse das mal so stehen, ohne es weiter zu kommentieren... Es ist wirklich ohne jede Bedeutung...

Ich könnte auch "so" dagen: Nietzsch hat ganz recht, wenn er sagt, dass am Ende nichts wirklich von Bedeutung ist... Für Nietsches Befindlichkeiten selbst gilt allerdings das Gleiche...
 
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– Wenn diese Schrift irgend jemandem unverständlich ist und schlecht zu Ohren geht, so liegt die Schuld, wie mich dünkt, nicht notwendig an mir. Sie ist deutlich genug, vorausgesetzt, was ich voraussetze,[769] daß man zuerst meine früheren Schriften gelesen und einige Mühe dabei nicht gespart hat: diese sind in der Tat nicht leicht zugänglich. Was zum Beispiel meinen »Zarathustra« anbetrifft, so lasse ich niemanden als dessen Kenner gelten, den nicht jedes seiner Worte irgendwann einmal tief verwundet und irgendwann einmal tief entzückt hat: erst dann nämlich darf er des Vorrechts genießen, an dem halkyonischen Element, aus dem jenes Werk geboren ist, an seiner sonnigen Helle, Ferne, Weite und Gewißheit ehrfürchtig Anteil zu haben. In andern Fällen macht die aphoristische Form Schwierigkeit: sie liegt darin, daß man diese Form heute nicht schwer genug nimmt. Ein Aphorismus, rechtschaffen geprägt und ausgegossen, ist damit, daß er abgelesen ist, noch nicht »entziffert«; vielmehr hat nun erst dessen Auslegung zu beginnen, zu der es einer Kunst der Auslegung bedarf. Ich habe in der dritten Abhandlung dieses Buchs ein Muster von dem dargeboten, was ich in einem solchen Falle »Auslegung« nenne – dieser Abhandlung ist ein Aphorismus vorangestellt, sie selbst ist dessen Kommentar. Freilich tut, um dergestalt das Lesen als Kunst zu üben, eins vor allem not, was heutzutage gerade am besten verlernt worden ist – und darum hat es noch Zeit bis zur »Lesbarkeit« meiner Schriften –, zu dem man beinahe Kuh und jedenfalls nicht »moderner Mensch« sein muß: das Wiederkäuen...
 
Zum 8. Abschnitt der Vorrede:

Nietzsche gibt zum Abschluss der Vorrede noch einen Hinweis zur dritten Abhandlung der Schrift... Der dritten und letzten Abhandlung hätte er einen Aphorismus vorangestellt, und die Abhandlung sei nur die Interpretation dazu... Das ist an sich eine interessante Vorgehensweise, und ich sollte so etwas auch öfters machen, denn ich mache es viel zu selten, auch wenn man auf meiner Homepage gute Beispiele finden kann... Ich bin in jedem Fall gespannt auf die dritte Abhandlung... Interpretationen von Aphorismen, Sprüchen und Weisheiten sind wirklich interessant, lehrreich und spannend... Sollte man im Schuluterricht und im Studium viel öfter machen... Ich habe sogar mal eine Kategorie dazu im AnthroWiki installiert... Könnt Ihr Euch ansehen.. Es gab dazu keinerlei Proteste:

https://anthrowiki.at/Kategorie:Philosophische_Weisheiten
 
Hier Nietsches Aphorismus:

Unbekümmert, spöttisch, gewalttätig – so will uns die Weisheit: sie ist ein Weib, sie liebt immer nur einen Kriegsmann.

Also sprach Zarathustra


Das Recht des Stärkeren? Also am Ende doch noch ein Sozialdawinismus a la Spencer? Man dar gespannt sein...
 
Was hab ich plötzlich Ohrensausen?. Seid Ihr eigentlich von "allen" guten Geistern verlassen?
 
Zuletzt bearbeitet:
Kindlers: Zur Genealogie der Moral

Philosophisches Werk von Friedrich NIETZSCHE, erschienen 1887. - Wie Nietzsche auf der Rückseite des Titelblatts anmerkte, wurde diese Schrift, die aus drei Abhandlungen und einem Vorwort besteht, "dem letztveröffentlichen 'Jenseits von Gut und Böse' zur Ergänzung und Verdeutlichung beigegeben." Die strengere Darstellungform der Abhandlung führt die mit Jenseits einsetzende Tendenz zum rigoroseren Aufbau entschieden fort; die einzelnen Paragrapen [es sind keine Paragrapehn, sindern nur durchnumerierte Absätze], aus denen die Abhandlungen bestehen, bleiben allerdings mit den längeren Aphorismen dervorigen Werke formell verwandt. In der Genealogie wertet Nietzsche umfangreiche, oft weit zurückliegende Studien in unterschiedlichen Disziplinen aus - vor allem in Geschcihte, Ethnologie, Rechtswissenschaft und Psychiatrie; die Schrift wurde von ihm allerdings sehr rasch zwischen dem 10. und dem 30. Juli 1887 abgefassr. Dei Aggressivität, die schon Jenseits von den früheren Werken stilistisch abhebt, wird in der Streitschrift weiter gesteigert. (Auszug aus der Besprechung des Werkes aus Kindlers Neuem Literaturlexikon)
 
Ich muss mal sehen, wie ich Zeit finde, mit der Besprechung der ersten Abhandlung fortzufahren.... Wir waren - glaube ich - bis zum 5. Abschnitt gekommen...
 
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Zum 6. Abschnitt der Vorrede:

Und schon ist es passiert: Nietsche schmeißt die gesamte Moral über Bord und wirft sie weg, wie einen alten Handschuh... Damit amputiert er sich aber nur den linken Arm, und dann ist er kein Mensch mehr, sondern nur noch ein geistiger Krüppel... Wollte Nitsche wirklich als geistiger Krüppel in die Geschichte eingehen? Seien wir ehrlich, er hat sein Ziel erreicht... Nur einer hat ihn als Hieligen verehrt und ihm ein ganzes Mausoleum der Bücher widmen wollen im Falle des Endsieges: Adolf Hitler... Die Pläne lagen bereits vor.... Drei Bücher sollten in diesem Mausoleum der allerheiliigsten Schriften der zukünftigen arischen Menschheit auf einem Altar ausgestellt und angebetet werden: Nietzsches Zarathustra, Spengler der Untergang des Abendlandes und Hitlers Mein Kampf... Glaubt Ihr nicht? Doch, es ist wirklich wahr...

https://de.wikipedia.org/wiki/Nietzsche-Rezeption_im_Nationalsozialismus
Nee,denk ich nicht,....oder kennst du den Film"Book of Eli "nicht,...?,..der bei mir auf youtoube nicht zu bekommen ist,..
Für was ein Buch gebraucht wird,steht dann mal zur Frage,heißt, wenn ich Tom Sayer lese auch vielleicht von zu hause weglaufen könnte,..:wut3:
 
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