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Literaturhinweise Sprachphilosophie

Joachim Stiller

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Registriert
9. Januar 2014
Beiträge
24.002
Sprachphilosophie

- F. v. Kutschera: Sprachphilosophie (UTB)

- T. Blume, C. Demmerling: Grundprobleme der analytischen Sprachphilosophie (UTB)

- Edmund. Runggalder: Grundkurs Philosophie – Band 11: (Analytische) Sprachphilosophie (Kohlhammer Urban)

- Albert Newen, Markus A. Schrenk: Einführung in die Sprachphilosophie, Darmstadt 2008, WBG

- Kuno Lorenz: Sprachphilosophie. In: Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie, Band 4, hg von Jürgen Mittelstsraß, Stuttgart 1996: Metzler

- Albert Keller: Sprachphilosophie (Alber Kolleg Philosophie)

- Dieter E. Zimmer: So kommt der Mensch zur Sprache – Über Spracherwerb, Sprachentstehung, Sprache & Denken (Haffmanns). Dieses Werk sei dem Leser besonders empfohlen

- Dieter E. Zimmer: Redensarten – Über Trends und Tollheiten im neudeutschen Sprachgebrauch (Haffmanns)


- Interessant ist auch die Sternstunde der Philosophie mit Umberto Eco:

 
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Durch Umberto Eco habe ich mich übrigens zu dem folgednen kleinen Aufsatz inspirieren lassen:

Ursprache, ideale Sprache und normale Sprache

Dass, noch ehe eine Ursprache entstanden war, sich die Stämme trennten, und eigene Wege gingen, und sich die Sprachen erst mit der Zeit ausformten, ist eine von mir selbst vertretene These. Sie geht im Grunde auf Umberto Eco zurück, zu dem ich gleich noch etwas sage. Damit hat es auch niemals eine eigentliche vollständige Ursprache gegeben, so meine zentrale These. Und damit sind die Sprachen auch nicht mit einem Baum vergleichbar, weil eben der Stamm fehlt. Was nun die Evolution der Sprachen anbelangt, das ist eine höchst schwierige Frage. Umberto Eco, der sich auch mit Sprache und Sprachphilosophie beschäftigt hat, und im Zuge dieser Untersuchungen auch mit a) der Ursprache, die es nicht gibt, und b) der Idealsprache, die aber nicht wünschenswert ist (ich sage gleich, warum) sagt in einem Fernsehinterview (Sternstunde Philosophie), dass Sprache sehr von den Umweltgegebenheiten abhängt. Und zwar maßgeblich. Rein Psychologisch schaffen wir unsere jeweilige Sprache ganz genau nach den jeweiligen Umweltbedingungen. So können innerhalb kleinster Lokaler Unterschiede schon gewaltige Dialektunterschiede in der Sprache auftreten. Eco nannte ein Beispiel in seiner Heimat, wo in nur 60 km Entfernung ein Dialekt gesprochen würde, den er selbst praktisch nicht mehr verstehen würde. Und Eco trieb diesen Gedanken auf die Spitze: Wenn Völker wandern, dann nehmen sie ihre Sprache nicht einfach mit, sonder sie passen sie immer aufs Neue den geänderten Bedingungen und Örtlichkeiten an. Offensichtlich ist der Mensch und auch das menschliche Gehirn gar nicht für eine fixe Sprache geschaffen, Offensichtlich ist der Mensch und auch das Gehirn viel eher für eine dynamische Entwicklung der Sprache geschaffen, damit er sich der jeweiligen Umwelt flexibel anpassen kann. Was Eco da sagte hat mich tief erschüttert, und nicht nur beeindruckt. Schließlich kennen wir diese Dinge ja schon ansatzweise von Steiner. Es ist einfach schade, dass diese Dinge so selten "zur Sprache kommen". Es würde so machen sprachanalytischen Philosophen von seinen Obsessionen befreien.
 
Aus heutiger Sicht kann ich nur empfehlen, möglichst "hart" über die Grammatik einsteigen und sich von dort aus zur Philosophie durchkämpfen; ganz wichtig: Immer im Auge behalten, dass Sprache ein Kommunikationsmittel ist, also "Welt" und "Begriff" nicht identisch sind. Das ist deshalb so ungemein bedeutend, da die Differenz zwischen sprachlichem Zeichen ("Form") und lexikalischer Bedeutung ("Inhalt") DAS Thema jeder Sprachphilosophie ist und nur über das ominöse Dritte im Bunde (der "Weltbezug" oder die "Kognition") sinnvoll zu eruieren ist. Bühlers Organon-Modell stellt jene Grundverhältnisse meines Erachtens sehr gut dar.

Ich empfehle also zum Einstieg eine gute Grammatik (z.B. Peter Eisenberg oder Gerhard Helbig) und danach darf es je nach eigenem Schwerpunkt langsam durchaus linguistisch anspruchsvoller werden. Wichtig sind einfach die Basics, der Rest ergibt sich dann automatisch.

Selbst habe ich lange die Basics gemieden, da ich von der Schule her eine Abneigung gegen Grammatik hatte. Schulgrammatik ist jedoch meist Pseudo-Grammatik und erst wenn man das verstanden hat, macht Sprachphilosophie wirklich Sinn. Ohne die Grundlagen tappt man im Dunkeln herum und hebt zu schnell in spekulative Höhen ab, ohne das Basis-Phänomen ausreichend im Blick zu behalten. Sprachphilosophie ist - aus meiner heutigen Sicht - eine ziemlich "harte" Philosophie; vielleicht sogar die härteste und wichtigste überhaupt!

Übrigens hätte ich zur Schulzeit nie gedacht, dass ich mal in Linguistik mit 1,0 aus dem Examen gehe. Dieses Fach gab mir den nötigen Halt, während mich andere (sogen. Kulturfächer) als Möchtegern-Wissenschaften mehr und mehr langweilten - so aufgeblasen und so selbstverliebt. Das hat Linguistik schlicht nicht nötig.

Besten Gruß
Phil
 
Philipp,

was hältst Du eigentlich von Chomskys Universalgrammatik? Ich meine, die ist ja teilweise umstritten... Sie wurde vor allem auch von von Glassersfeld kritisiert...
 
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Philipp,

was hältst Du eigentlich von Chomskys Universalgrammatik? Ich meine, die ist ja teilweise umstritten... Sie wurde vor allem auch von von Glassersfeld kritisiert...

Chomsky hat in seinem langen Forscherleben ja nicht nur eine "Universalgrammatik" entworfen, da müsste man schon genauer hinschauen. Aber um das gleich zu sagen: Ich beschäftige mich mit Dependenzgrammatik und (grob gesagt) kognitiver Grammatik, wobei das ja auch wieder alles nur grobe Bezeichnungen für z.T. ineinander greifende Herangehensweisen an "Sprache" sind.

Was ich weniger mag, das ist die Idee, man könne Sprache durch eine bestimmte (letztlich willkürlich gewählte) formale Sprache umfassend strukturell beschreiben. Aber dass das für bestimmte sprachliche Operationen/Teilstrukturen vermutlich eine angemessene/praktikable Art der Darstellung sein kann, das ist wiederum sehr wahrscheinlich.

Gruß
Phil
 
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