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Klimaänderung

AW: Klimaänderung

zum Beispiel hätte 'Heizen mit Atomstrom' einen geringen Wirkungsgrad

Hallo scilla,

das stimmt zwar, aber wenn das konventionelle Heizmaterial (Öl, Gas, Kohle, Holz) knapp wird und wenn man die CO2-Emissionen in Rechnung stellt, dann sollte auch Heizen mit Strom, der CO2-neutral erzeugt wird, attraktiv sein.

zum Beispiel muss radioaktiver Müll viele 1000 Jahre bewacht werden

Das ist richtig für die Kernenergie auf Basis der Kernspaltung. Wenn wir aber die Kernfusion gemeistert haben werden, dann wird der radioaktive Müll innert ca. 100 Jahren kein Problem mehr darstellen.

Mich hat am meisten das von dir wiedergegebene Zitat interessiert:

SPIEGEL
Und zweitens hat die Atomwirtschaft gar nicht die Macht, das Weltklima entscheidend zu beeinflussen. Sie setzt Energie mit Strom gleich, obwohl die Stromerzeugung insgesamt nur einen Anteil von circa 16 Prozent am globalen Energieverbrauch hat. Davon wiederum hat die Atomkraft nur knapp 17 Prozent, was bedeutet, dass die nukleare Stromerzeugung im Weltmaßstab gerade mal auf drei Prozent kommt. Von daher wäre ein gigantisches Ausbauprogramm notwendig - finanziell unvorstellbar, viel zu langsam, um das Klima zu schützen, und hoch riskant.

Ich könnte ja fragen, welche Macht derzeit Wind und Sonne an einer klimaneutralen Energieproduktion haben. Die Antwort wäre: faktisch keine!

Derzeit wird aus Kernenergie i. w. nur Strom erzeugt. Die Stromerzeugung ist allerdings verantwortlich für etwa 30% der CO2-Emissionen. Würde man auf die Kernenergie verzichten, dann wären die CO2-Emissionen um ca. 10% höher. Können wir uns das leisten?

Gruss
Hartmut
 
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AW: Klimaänderung

Grundsätzliches zur Geschichte der Änderungen des Erdklimas:

Einiges läßt sich hier mal sagen:

Wir leben derzeit in einem Eiszeitalter, genauer in einer Zwischenphase eines Eiszeitalters (also wärmer als in einem regulären Eiszeitalters, aber kälter als in einer regulären Warmphase). Eiszeitalter bedeutet: Es gibt irgendwo auf der Welt Gletscher (Alpen, Himalaya, Südpol etc.). Unser jetziges Eiszeitalter hat vor etwa 2,5 Millionen Jahren begonnen.

Die Definition von Warmphase ist daher auch sehr simpel: Keine Vergletscherung, und zwar nirgendwo (nicht einmal am Nordpol). Dabei muss man beachten, dass die Warmphase erdgeschichtlich den Normalzustand darstellt. Er macht etwa 80 bis 90 Prozent der Erdgeschichte aus. Die Zeiten mit vereisten Polkappen bzw. Vergletscherung stellen die Ausnahme dar.

Man vermutet die Schwankungen der durchschnittlichen Erdtemperaturen während der letzten Million Jahre im Bereich von ca. +9° bis +16°, dass heißt ungefähr 7° Schwankungsbreite

siehe hier:

http://www.aeko.net/pic1.jpg

Diese ganze Periode ist allerdings Teil eines Eiszeitalters.

Wenns um längere Perioden geht (Milliarden Jahre), dürften die Schwankungen wesentlich höher sein (wahrscheinlich mindestens doppelt so hoch, also 15°-20°)

siehe hier:

http://www.aeko.net/pic2.jpg

Man sieht, dass sich über lange Zeiträume das Klima schon sehr erheblich periodisch änderte.

Allerdings ist die jetztige Änderung (wie stark auch immer) die erste, die höchstwahrscheinlich teilweise dem Menschen zu verdanken ist.

Zur Aussage, Kernkraft könne das Treibhausproblem lösen ist folgendes zu sagen:

1. Kernspaltung: Dieses Thema ist nachhaltig zu schmutzig, um tatsächlich einen Sinn zu ergeben.
2. Kernfusion: Wir erst in vielleicht 30 Jahren spruchreif, derzeit noch nicht kontrollierbar, auch hier gibts radioaktive Endprodukte allerdings mit kurzer Halbwertszeit.

LG CS
 
AW: Klimaänderung

In der Sendung "Bookmark" von 3Sat wurde heute das Buch "Wer im Treibhaus sitzt" vorgestellt. Der Autor ist Prof. K. Kleinknecht, Physiker, Klimaforscher und Klimabeauftragter der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. Mir scheint das Buch ein guter Einstieg in die Klimaproblematik zu sein. Ich werde es bestimmt lesen.

Das Buch soll ab 26. Februar erhältlich sein.

Hartmut
 
AW: Klimaänderung

Hallo Hartmut

Würde man auf die Kernenergie verzichten, dann wären die CO2-Emissionen um ca. 10% höher. Können wir uns das leisten?

10 Prozent lassen sich von heute auf morgen einsparen

ich verweise auf meinen anderen Beitrag

ERGO
müsste ich weniger tun
und dieses Tun müsste bedachter sein

JEDOCH
im real existierenden Wirtschaftssystem

...
 
AW: Klimaänderung

Hallo cyberspider

Unser jetziges Eiszeitalter hat vor etwa 2,5 Millionen Jahren begonnen.

Grund 1
die Kontinente verhindern eine geschloßene Meeresströmung rund um den Äquator
statt dessen strömt das warme Wasser von den Tropen in die Mittelbreiten

Grund 2
die Kontinente umzingeln das Polarmeer
und ermöglichen so,
daß dieses Beinahe-Binnenmeer zufriert

Grund 3
die Landmasse Antarktis liegt am Südpol und kann einen Ringstrom aufbauen
(selbst wenn der Nordpol abschmelzen sollte,
die Antarktis schmilzt sicher nicht ab)

Grund 4
das Mittelmeer war kurz zuvor zum Teil ausgetrocknet

this decreased the average salinity of seawater and raised its freezing point.

der Gefrierpunkt von Salzwasser liegt tiefer als der von Süßwasser
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Klimaänderung

10 Prozent [der CO2-Emissionen] lassen sich von heute auf morgen einsparen

Tatsächlich?

Das am 15. Februar 2005 in Kraft getretene Kyoto-Protokoll verpflichtet die beteiligten 38 Industrieländer, den Ausstoss von klimaschädigenden Gasen bis 2012 um 5.2% zu verringern. Also 5.2% in 8 Jahren, 10.4% in 16 Jahren.

Heisst das für dich "von heute auf morgen"?

fragt
Hartmut
 
AW: Klimaänderung

Zur Aussage, Kernkraft könne das Treibhausproblem lösen ist folgendes zu sagen:

1. Kernspaltung: Dieses Thema ist nachhaltig zu schmutzig, um tatsächlich einen Sinn zu ergeben.
2. Kernfusion: Wird erst in vielleicht 30 Jahren spruchreif, derzeit noch nicht kontrollierbar, auch hier gibts radioaktive Endprodukte allerdings mit kurzer Halbwertszeit.


Einverstanden, cyberspider, was die Nutzung der Kernfusion angeht. Vor 2050 ist kaum mit kommerziellen Fusionskraftwerken zu rechnen.

Was die Kernspaltungsenergetik betrifft, so bin ich anderer Meinung. Sie ist nicht "schmutziger" als die Energieerzeugung durch Kohle-, Öl- oder Gaskraftwerke. Die radioaktiven Abfälle der KKW werden durch mehrere Barrieren am Austritt in die Umwelt gehindert *). Für die radioaktiven Endprodukte mit langen Halbwertszeiten (z. B. Pu-Nuklide) werden nachfolgende Generationen Lösungen finden, die besser dem Grundsatz der Nachhaltigkeit entsprechen (z. B. Transmutation in kurzlebige Nuklide).

Zur Lösung des Treibhausproblems macht es Sinn, sich auf einen Mix verschiedener Arten der Energieerzeugung zu stützen. Zu diesem Mix gehören m. E. unbedingt auch die KKW.

In der heutigen Situation aus der Kernenergie aussteigen zu wollen, ist m. E. die falsche Antwort auf das Treibhausproblem.

Gruss
Hartmut

*) Den untypischen Störfall in Tschernobyl will ich an dieser Stelle nicht diskutieren.
 
AW: Klimaänderung

liebster hartmut

wer heute sein Gehirn einschaltet,
erzeugt ab morgen 10 Prozent weniger CO2

auf wieviel Grad ist die Wohnung geheizt?
wieviel Wärme geht beim Lüften verloren?
wieviel hoch ist der Wirkungsgrad der Heizanlage?
wieviel Kleidungsstücke trägt man in der Wohnung?
sind die Außenwände/Fenster isoliert?

verbrauchen die Elektrogeräte auch im Standby-Betrieb Strom?
lässt man das Licht einfach brennen?
benutzt man Glühbirnen?
benutzt man einen alten Kühl- oder Gefrierschrank?

besteht das Freizeitverhalten darin,
mit dem Auto oder Flugzeug die weite Welt zu erkunden?
Dinge aus aller Welt einzukaufen?
sich eine künstliche Umwelt aus Plastik und Kunstdünger zu schaffen?

welche Strecken könnte man problemlos auch zu Fuß/mit dem Rad/mit dem Bus/mit der Bahn/als Beifahrer zurücklegen?

wird der Müll getrennt?
wird der Müll recyclet?
...

sehr viel mehr Vorschläge zum Energiesparen
findet man,
wenn man eine Suchmaschine bemüht

Energiespartipps
Energiespartips
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Klimaänderung

Was die Kernspaltungsenergetik betrifft, so bin ich anderer Meinung. Sie ist nicht "schmutziger" als die Energieerzeugung durch Kohle-, Öl- oder Gaskraftwerke. Die radioaktiven Abfälle der KKW werden durch mehrere Barrieren am Austritt in die Umwelt gehindert *). Für die radioaktiven Endprodukte mit langen Halbwertszeiten (z. B. Pu-Nuklide) werden nachfolgende Generationen Lösungen finden, die besser dem Grundsatz der Nachhaltigkeit entsprechen (z. B. Transmutation in kurzlebige Nuklide).

Zur Lösung des Treibhausproblems macht es Sinn, sich auf einen Mix verschiedener Arten der Energieerzeugung zu stützen. Zu diesem Mix gehören m. E. unbedingt auch die KKW.

In der heutigen Situation aus der Kernenergie aussteigen zu wollen, ist m. E. die falsche Antwort auf das Treibhausproblem.

Gruss
Hartmut

*) Den untypischen Störfall in Tschernobyl will ich an dieser Stelle nicht diskutieren.

Hallo Hartmut,

Produktion von Kernkraftstrom ist ein mehrfacher Fehler.
Das größte Problem sind wie erwähnt die Langzeitstrahler, die auf lange Frist nicht beherrschbar sind.
Damit meine ich, du findest mal keine Endlager (will keiner in seiner Nähe haben), und dann kannst du es nicht nachhaltig und sicher über lange Zeit verpacken, alle Materialien unterliegen einer natürlichen Alterung, welche schon viel früher als die Strahler den Geist aufgeben.

Deine Idee mit der Hoffnung auf Technologien zur weiteren Spaltung der Superschweren Nukleide in "leichtere" mit kürzerer Halbwertszeit ehrt dich zwar, ist aber vermutlich niemals realisierbar (zumindest nicht ohne wahnsinnigen Energie- und Technologieaufwand).

Dann kommt auch noch der Volks- oder Betriebswirtschaftler, der dir vorrechnen wird, dass in Wirklichkeit der KKW Strom um Grössenordnungen teurer ist, als alle anderen Erzeugungsarten (wenn er die langfristigen Lager- und Sicherungskosten vielleicht für Jahrtausende und mehr dazurechnet, und das muß er, sonst ist er eine Niete).

Dazu kommt noch das Unsicherheitspotenzial der Anlagen, du sagst zu Tschernobyl zwar "untypisch", aber es gibt eine ganze Reihe von Unfällen, einige davon auch mit gefährlicher Strahlenbelastung für große Landstriche.
Schau dir mal das an:

http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Unfällen_in_kerntechnischen_Anlagen

Ich bin aus Österreich, wir haben schon in den 1970'er Jahren auf die Kernkraft verzichtet, per Volksabstimmung und das war sicher eine der besten und intelligentesten politischen Entscheidungen der Nachkriegszeit.

Diese Entscheidung sollte von allen Staaten der Welt getroffen werden, sie hilft auch, jeweils die Innovationsfreudigkeit für alternative Lösungen zu verbessern.

LG

Cyberspider
 
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AW: Klimaänderung

wer heute sein Gehirn einschaltet,
erzeugt ab morgen 10 Prozent weniger CO2

Du hast ja sooooo recht, scilla. Aber wie bringt man den Menschen dazu, sein Gehirn einzuschalten?

Das ideologisch immer wieder bemühte Bewusstsein der Menschen funktioniert nicht oder wenigstens nicht so, wie man es sich erhofft. Das weiss ich aus sozialistischen Erfahrungen. Also müssen ökonomische Hebel (vor allem Preise) her, um die Leute zu zwingen, umweltverträglich zu handeln. Das Ausarbeiten entsprechender, vernünftiger Regelungen ist aber alles andere als einfach.

meint
Hartmut
 
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