• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Kant: Was ist Erkenntnis a priori?

holden

New Member
Registriert
15. September 2003
Beiträge
3
Ich befasse mich derzeit mit Immanuel Kants Philosophie. Kant unterscheidet die Erkenntnis a priori (von vornherein) und a posteriori (im nachhinein): erstere entstammt der reinen Ratio und bedarf keiner Erfahrung, letztere ist empirische Erkenntnis und wird erst durch Erfahrung ermöglicht.
Mir fällt es schwer, mir unter der apriorischen Erkenntnis etwas vorzustellen: geht nicht jeder Erkenntnis Erfahrung voraus? Ist nicht alles, was ich kann und weiß, durch Erfahrung bedingt?
 
Werbung:
Nun ja. Es gibt ErkenntnisVERMÖGEN (Intelligenz) und Erfahrung (Lernen). Beides gehört zusammen. Erkenntnisse kannst du ohne Erfahrung schwer haben, gebe ich dir recht. Vielleicht hat Kant aber auch nur diese Trennung gemeint, die ich im ersten Satz vorgenommen habe? Ich weiß nicht. Aber ohne Erkenntnisvermögen kann dir auch die Erfahrung keine Erkenntnisse bringen.

Gysi
 
Willkommen Holden!



Dein erster Beitrag geht ja ganz schön in die Vollen ...

Kant fordert von seiner "Erkenntnis a priori", daß sie sowohl notwendig, als auch allgemeingültig sei.
Die Allgemeingültigkeit kann aber nicht aus der Erfahrung abgeleitet sein, da wir nicht jeden Einzelfall überprüfen können.
Er würfelt dabei "Urteil" und "Erkenntnis" zusammen und verwendet beide Begriffe mE synonym.

Als Beispiel für Urteil/Erkenntnis a priori gibt er "alle mathematischen Sätze" an und das Prinzip, daß jede Wirkung eine Ursache haben müsse. Auch die Ausdehnung der Körper (= Raum) sei uns als Urteil/Erkenntnis a priori gegeben.


"Entweder jemand sitzt, oder nicht", das stimmt immer und ist nach Kant also eine Erkenntnis a priori, ebenso wie die "Erkenntnis", daß alle Ehemänner verheiratet sind (und wieder schlägt das Sprachperlenspiel erbarmungslos zu ;) ).

Nach meiner Einschätzung ist Kants "Urteil/Erkenntnis a priori" ziemlich problematisch und wurde von ihm vielleicht nur deshalb eingeführt, weil er sein(e) "Kritik/Urteil" an einem festen Punkt :D aufhängen wollte, denn sonst wären seine Urteile wohl im Reich der Illusionen versunken.
 
Vielen Dank! :)

Dass jede Wirkung eine Ursache haben muss, leiten wir aber doch aus der Erfahrung ab: wir beobachten, dass unsere Umwelt dem Kausalitätsprinzip unterliegt. Ebenso verhält es sich meiner Meinung nach mit der Ausdehnung der Körper.

Ich weiß nicht, ob Kant selbst im Urteil a priori einen abstrakten Begriff gesehen hat oder etwas, das wirklich im Alltag vorkommt. Die Schwierigleit besteht für mich darin, dass doch alles, was ein Mensch denken und wahrnehmen kann, in der Erfahrung begründet liegt, da die Quelle alles für uns verfügbaren Wissens entweder die eigene Sinneswahrnehmung, oder der Bericht durch andere Menschen ist (was im Grunde zu ersterem gehört).

Kann es denn überhaupt möglich sein, Erkenntnis ohne jegliche (empirische) Erfahrung (=a priori) zu erlangen??
 
hallo holden!

ein Beispiel für eine Erkenntnis APRIORI ist das Kindchenschema
wenn Du ein Kind siehst und Dir dabei denkst
'Ach ist das Kind süß!',
dann hast Du diese Aussage nicht nur deshalb gemacht,
weil Du schon so und so viel Kinder empirisch auf Süßheit überprüft hast
sondern weil es Dir angeboren ist,
auf bestimmte Reize (hohe Stirn, große Augen ...) anzusprechen

das gilt umgekehrt auch für das Baby
das weiss bereits apriori, daß es irgendwo nuckeln muss
und wie seine Mama grob auszusehen hat
bzw. was Gefahr bedeutet
 
Zuletzt bearbeitet:
Original geschrieben von holden
Dass jede Wirkung eine Ursache haben muss, leiten wir aber doch aus der Erfahrung ab: wir beobachten, dass unsere Umwelt dem Kausalitätsprinzip unterliegt.

Dass Kausalitätsprinzip ableiten? Wie leitest du das ab?

manni
 
Original geschrieben von johko
Erkenntnis " a priori" gibt es wirklich auch als Erfahrungserkenntnis unter Klosterschülern.
*belehr*
Johko

Versteh ich nicht - Johko ...

Wenn "a priori" heißt "erdachte" Erfahrung - wie kann ich dann Erkenntnis a priori als Erfahrungserkenntnis haben ???

Und was hat das mit KLosterschülern zu tun???

*grübel*
 
Kann es denn überhaupt möglich sein, Erkenntnis ohne jegliche (empirische) Erfahrung (=a priori) zu erlangen??

Nee, glaube ich auch nicht. Vielleicht gibt es Übertragungen (wenn ich in einen Apfel beisse, ist der süss und saftig; wenn ich also in eine Bowlingkugel beisse...), die eben manchmal statthaft sind (und dann also eine Erkenntnis a priori) und manchmal nicht (wie in dem Beispiel).

Oder ist das zu simpel?
 
Werbung:
Original geschrieben von nonova
Nee, glaube ich auch nicht.

Nonova, Geometrie ist ein Beispiel für apriorische Erkenntnisse. Weder Kreis, Strecken, Linien, Punkte, kommen sinnlich wahrnehmbar so vor, wie die Geometrie sie vorsieht. Sie sind geistige Strukturen - vermutlich eng mit der Funktionsweise unseres Bewusstseins verknüpft - die das menschliche Denken vor aller sinnlichen Erfahrung in sich selbst entdeckt.

Also es gibt sie, die apriorische Erkenntnis!

gruß manni
 
Zurück
Oben