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Grenzerfahrungen

textor

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18. November 2003
Beiträge
47
Mit Grenzerfahrungen meine ich Erfahrungen und Erlebnisse, die sich an den Grenzen unseres Bewusstseins und unserer Existenz ereignen. Man kann sein Leben lang ohne Grenzerfahrungen leben, aber durch mindestens zwei muss jeder Mensch hindurch: Geburt und Tod. In der Zeit zwischen diesen beiden Ereignissen können wir freiwillig oder unfreiwillig die Grenzen überschreiten, die uns durch Biologie und Gesellschaft gezogen sind. Zahlreiche Hinweise auf die unsichtbaren Linien und Normen, die uns ein-grenzen, finden sich in unserer Alltagssprache: Schmerzgrenzen, Schamgrenzen, Tabuzonen, Erlebnisse, die „far out" sind, Zustände, in denen wir „ausser uns" sind vor Glück, Zorn, Trauer oder Ekstase.

Grenzen markieren Übergänge zwischen Territorien und Zuständen. Der Ausgangspunkt für Grenzüberschreitungen ist in der Regel ein Normalzustand oder ein Ort, an dem wir uns niedergelassen haben. Die anderen Wirklichkeiten jenseits der Grenzen locken oder drohen - je, nachdem, wie man seinen Aufenthalt diesseits der Grenze empfindet.

Grenzen sind zunächst in der geographischen Wirklichkeit, dann aber weit darüber hinaus als Herausforderung an "das individuelle und kollektive Selbst-Verständnis und als Metapher für permanente Aufbruchsstimmung und Dynamik gesehen worden. Grenzüberschreitungen haben - metaphorisch und wirklich - den Charakter der Flucht nach vorn. Sicherheit wird dem Abenteuer geopfert, Unbehaustheit als Preis für das Verlassen der Enge, der Be-Grenzung bezahlt.
Paradoxerweise ist erst von jenseits der Grenzen die Einschätzung des verlassenen Gebietes möglich. Im Blick zurück kann die Identität, die Herkunft und die „normale" Existenzform klarer gesehen und beurteilt werden. Das ist der große Wert der Grenzerfahrungen: Reisen bildet.

Es hat immer Menschen gegeben, die Spezialisten im Grenzverkehr des Bewusstseins waren: Die Hexe, daran hat uns der Ethnologe Hans-Peter Duerr erinnert, sitzt auf dem Grenzzaun und kann in beide Wirklichkeiten blicken. Diesen Überblick haben seinerzeit viele gefürchtet, und so machten die Hexen die vorzeitige Grenzerfahrung mit dem Tode. Glimpflicher davon kamen die Mystiker, sofern sie ihre Reise-Erlebnisse nicht dazu verwandten, das irdische Reich Gottes und seine Verwalter zu stören (wie etwa Franziskus). Heute sind die Schamanen der letzten Naturvölker vielgefragte Experten für psychische und spirituelle Grenzerfahrungen. Und eine grosse Schar von Pseudo-Mystikern und Transzendenz-Schwätzern beutet die alten Sehnsüchte nach psychischen Abenteuern aus und bietet „Spiele ohne Grenzen" für die Erfahrungshungrigen. Dabei knüpfen sie an Erlebnisse an, die jeder von uns, auch der rationalste, schon einmal hatte und die ihn erst neugierig machen auf einen Blick über die Grenzen: Es sind die Ahnungen, Träume, vermeintlichen Präkognitionen, seltsamen Zufälle, die jedem sofort ein fallen, wenn die Rede auf solche Phänomene kommt.

Die Parapsychologie bemüht sich seit langem, diesen Erscheinungen wissenschaftlich auf die Spur zu kommen bisher mit geringem Erfolg. Es wird versucht, unsere spirituellen Erfahrungen zu erforschen und dabei an vergessene Traditionen der frühen Psychologie anzuknüpfen. Goethe kommentierte frühere Bemühungen dieser Art mit dem Satz: „Erahnt Ihr's nicht, Ihr werdet's nicht erjagen!" Bei derart Ahnungslosen ist das Argument verständlich, worüber man nicht reden kann, darüber soll man schweigen. Aber auch die Ahnungs-vollen bestehen oft darauf dass ihre Grenzerfahrungen schwer oder gar nicht zu vermitteln seien: Man muß es selbst erlebt haben.

Und hier nun meine Frage an Euch: Habt Ihr schon Grenzerfahrungen in diesem Sinne erlebt, und wenn ja welche?
 
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Hallo *textor*, schon bald ein Monat ist vergangen,
sicherlich wartest du schon voll Neugier, ohne Bangen
dass endlich einer der vielen User dir berichtet
seine Erlebnisse, aber bitte, nicht gedichtet.:cool:

Alles was ich erzähle, kommt von meinen subjektiven Empfindungen.
Ich konnte nichts dokumentieren (außer Tagebuchnotizen), und so gibt es auch kaum "echte" Daten.
Es ist auch kaum etwas wiederholbar, außer Ausnahmen, wie z.B: Alpträume.
Der Wahrheitsgehalt der Erlebnisse (es gibt keine wissenschaftliche Verifizierung)
ist nur für mich relevant. Ich gehe in meinem Bericht chronologisch vor.

"Kobolde"
Im Alter von ca. 4-5 Jahren hatte ich Berührungserfahrungen: In der Nacht heimsuchten mich 2 koboldartige Gestalten. Sie hatten blauleuchtende Lichter anstelle der Augen und waren von kugeliger, kleiner Gestalt. Ihre Hände, auf dünnen, sehnigen Armen, griffen nach mir. Ich riss mich los von ihnen, indem ich mich von ihren Körpern abstieß. Ihre schwarze Körperoberfläche hatte federartige Struktur. Ich entkam ihnen, indem ich mich unter der Schlafdecke versteckte.
- jahrzehnte später las ich in der Trilogie "Don Juan", von Carlos Castaneda(*), daß wir uns durch Imagination unsere eigenen Ungeheuer erschaffen können. Das war mir, im nachhinein, eine plausible Erklärung.
zu *: sein Credo ist die Kunst des "Träumens", denn nur da leben wir "wirklich" und erkennen unser Ich-Sein.

"Zeitsprung"
Ich war ca. 5-6 Jahre alt, als ich mit meinen Eltern (Abends) eine Bahnfahrt unternahm. Ich muß in eine art Trancezustand gefallen sein, denn plötzlich veränderte sich die Szene: ein "Kondukteur" kam, mit einer Laterne in der Hand und kontrollierte die Fahrkarten. Wieder plötzlicher Szenenwechsel: ich befinde mich in einem Ballsaal, die Kronleuchter mit unzähligen Kerzen strahlen ein mildes Licht vom Plafond herab. Am Parkett tanzen viele Paare (in altertümlichen Kostümen) und nehmen kaum Notiz von mir. Ich höre keine Musik. Eine Dame scheint sich zu mir herabzubeugen (ich kauere am Boden), aber die Szene löst sich in Nichts auf ...

Ergänzung zu "Kobolde" und "Zeitsprung": Ich habe jahrzehnte später in diverser Fachliteratur nachgelesen, daß Kleinkinder - weil unbefangen, besonders empfänglich für ASW sind.
Nachsatz: Je länger ein Ereignis zurückliegt, umso mehr verblasst die Erinnerung daran. In mir kommen dann Zweifel
auf, wie "real und wahr" so ein Geschehnis eigentlich war.

"Knapp am Tod vorbei"
Ich lernte erst im Alter von 15 Jahren (autodiktaktisch) schwimmen. Einige Jahre zuvor ging ich, mit zwei Brüdern am
Bassinrand in einem Schwimmbad. Zwei übermütige Burschen packten mich und ließen mich ins Tiefe plumpsen ...
der anfängliche Schreck wich gleich einer ruhigen Gelassenheit, mich dem Unvermeidlichen fügend. Ich hatte die Augen offen (was ich sonst nie tat), sah unscharf die Leute am Beckenrand ober mir. Ich schluckte Wasser, weil der Atemreflex da war. Und dann sah ich, wie sich mein bisheriges Leben, wie in einem Zeitrafferfilm, vor meinem inneren Auge abspulte ...
Meine Brüder alarmierten Erwachsene, sie darauf hinweisend, daß ich Nichtschwimmer sei. Ich wurde heraufgeholt, ausgepumpt, hatte keinen Schaden erlitten.

"nicht körperliche Partnerumarmung",
so benenne ich ein für mich einprägsames Erlebnis: Wir waren erst kurz zusammen, ich übernachtete bei meiner künftigen Frau.
Plötzlich erwache ich durch ein mich am Hals würgendes Gefühl. Ich greife instinktiv nach der Hand meiner Partnerin, schaue auch im Dämmerlicht hin - doch da war nichts! Panik ergreift mich , ich rüttle sie wach, und im gleichen Moment verschwindet der Druck um meinen Hals ...

"Todesankündigung":
Am Sterbetag ihres Vaters hatte meine Frau einen seltsamen Traum, darin vorkommend eine schwarze Katze.
Wir waren damals über tausend Kilometer weit von zuhause weg (Griechenland).
Am Todestag ihrer Mutter kamen wir Samstags vormittag vom Einkauf auf einem anderen Weg zurück,
als ich eine Krähe vor uns, tot und auf dem Rücken liegend, sah. Wir riefen im Spital an und hörten so von ihrem Ableben (Krebs).

Körperflug-Träume
hatte ich öfters, nun schon eher selten. Ich habe sie überwiegend als schönes Erlebnis (total real) in Erinnerung,
nur manchmal stürzte ich dabei ab ...
Andere bemerkenswerte Träume:
"Freies Zimmer":
Da gibt es mehrere Versionen. Allen ist aber gleich, daß ich von einer größeren Wohnung träume, in der sich ein freies,
gut möbliertes Zimmer befindet, welches aber nicht benützt wird.
"Seele in Meidling":
Ich verbrachte meine Jugend vom 6. bis zum 24. Lebensjahr im Wiener Bezirk Meidling, wo ich heranwuchs.
Viele reale Träume haben Szenen aus der ehem. Wohnung und deren Umgebung, auch im Zeitalter rückversetzt.
"schwache Glühlampen": (Lichtschalter funktionieren nicht) Ich befinde mich in eher unbekannten Räumen. Es ist immer dunkel.
Ich will die Lichtschalter betätigen, aber da rührt sich nicht viel ... kurzfristig flackern die Lampen heller auf, um gleich darauf
wieder schwächer zu werden oder nur schwach zu glimmen.
(-ich habe viele Jahre danach in der Fachliteratur einen klärenden
Hinweis gefunden: Der Astralkörper kann keine Materie bewegen ...

"Kälteempfinden" nach aufwachen aus Realträumen:
Da glaube ich, daß die intensiven "Körperreisen" Energie verbrauchen, was sich dann beim Erwachen
bei mir als Energiemanko, eben Kälte, zeigt.

Tja, soweit meine Begegnungen/Erfahrungen mit dem Übersinnlichen.
Ich bilde mir nichts darauf ein, wahrscheinlich gibt es viele Leute, die ähnliches erzählen könnten.
Es fällt mir relativ leicht, mich in tranceartige Zustände zu versetzen, in Tagträume zum Beispiel.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nachtrag
Werte Leser, entschuldigt, dass mein obiger Text
im unteren Teil schlecht formatiert ist.
Eine Nachbearbeitung ist (nach Auskunft beim Webmaster "walter") nicht vorgesehen.
 
Original geschrieben von textor
Habt Ihr schon Grenzerfahrungen in diesem Sinne erlebt,...

Ja


Original geschrieben von textor
und wenn ja welche?
Original geschrieben von textor
Aber auch die Ahnungs-vollen bestehen oft darauf dass ihre Grenzerfahrungen schwer oder gar nicht zu vermitteln seien: Man muß es selbst erlebt haben.


Tja, so ist das :)


LG, wirrlicht
 
Ich denke, jeder von uns macht Grenzerfahrungen, nur ist sich nicht jeder dessen bewußt oder will es nicht sein. Diese Dinge werden von vielen als Unsinn dargestellt, aus Angst vor dem angeblich Unbekannten.

Jedes Kind kann mehr sehen, fühlen und empfinden als wir Erwachsene. Es lebt diese Erfahrungen natürlich und ohne Angst. Wir Erwachsene müssen erst wieder lernen damit umzugehen und es als Teil des Lebens zu integrieren. Wie heißt es: "Werdet wie die Kinder."

Nun habe ich in den letzten Jahren sehr viele sog. Grenzerfahrungen gemacht und tue es immer noch, wobei ich wohl weit über so manche Grenzen hinaus bin. Ich genieße es, denn es bringt mich zu mir und damit zum Leben außerhalb des noch gültigen "Normalen" und somit zu meinem Ursprung.

Der Weg ist das Ziel. Grenzen sind nur die, die man sich selbst auferlegt. Nichts ist unmöglich.

Grüße Andi;)
 
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"Werdet wie die Kinder."

Wer ein gläubiges Schaf werden will, tut gut daran, aber ich tendiere eher zu wirrlichtiger Meinung und meine zudem, daß es doch sehr darauf ankommt, was man unter 'Grenzerfahrung' versteht.

Als natürlicher Träumer habe ich ja schon sehr merkwürdige Träume gehabt, konnte aber wegen des Traumzustandes nie die passende Uhrzeit notieren, so daß ich nie genau sagen kann, ob ich vor dem Ereignis, während des Ereignisses oder nach dem Ereignis eben jenes Ereignis träumte. Das ist fatal, denn so weiß ich nicht, ob ich womöglich geistiger Urheber einer Tötung oder eines Rücktritts bin, nur ein stiller Beobachter am schnarchenden Örtchen oder ein gewöhnlicher Traumfänger mit Realitätsbezug. Wie dem auch sei, es verursacht ein komisches Gefühl.

Schalom!
 
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