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Geschichten aus der Sesamstrasse

Tailor

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7. Juli 2009
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161
Es war wieder eine dieser Nächte, in denen Bert nicht schlafen konnte. Das Zimmer war klein und dunkel, nur ein kleiner Schein der Straßenlaterne, die Samson aufgestellt hatte, fiel durch einen Schlitz der Jalousie.
Bert hatte Angst im Dunkeln; er pflegte sich bis zum Kinn unter seiner Decke zu verkriechen, nun betrachtete er schaudernd die Schatten, die an den Wänden gespenstische Silhouetten formten.
Wie in jeder Nacht ließ er langsam seinen Arm aus dem Bett gleiten und tastete vorbei an dem Nachttisch nach dem Bett links von ihm.
Er ließ seine Hand unter die dortige Bettdecke gleiten, bis sie, scheinbar zufrieden gestellt, etwas umschloss und verharrend liegenblieb.
"Oh, Ernie..." murmelte er in seine Decke hinein, "Ich bin so glücklich, dass ich dich habe!".
Plötzlich regte sich etwas in dem anderen Bett. Bert wendete seinen Kopf nach links. Seelig lächelnd stierte er in die Dunkelheit, konnte aber nichts erkennen. Nur ein Rascheln war zu hören, das darauf hindeutete, dass jemand sich aus der Decke pulte und aufstand.
In seiner Hand immer noch etwas fest umschließend, ignorierte Bert die Bewegungen und starrte weiter in die Dunkelheit, in der sich jetzt ein kleiner schwarzer Schatten langsam aufzurichten begann.
Mit einem Mal wurde es hell im Raum. Das Licht der Nachttischlampe warf gelblich- trüb einen Lichtkreis um die beiden Betten links und rechts vom Nachttisch.
Bert, vom plötzlichen Lichteinfall geblendet, kniff die Augen zusammen und schloss die Hand noch fester um deren Inhalt.

"Bert." Eine Stimme hallte leise durch den Raum.
"Bert es tut mir leid, aber ich kann so nicht schlafen."

Bert rührte sich nicht und schien wie erstarrt.

"Bert, mach bitte die Augen auf. Bert?"

Mühsam und sehr langsam öffnete Bert die Augen; zuerst nahm er das leere Bett neben ihm wahr, dann glitt sein Blick langsam vom Bett zum Boden und dann hoch, höher, bis seine Augen auf ein anderes Augenpaar stießen, wo sein Blick schließlich verweilte.

"Ja genau, das ist mein Schwanz, den du gerade zerdrückst."

Erschrocken öffnete Bert seine Hand und besah sich den Inhalt. Ein rosa Ringelschwanz kräuselte sich auf seiner Handfläche.
Mit einer schnellen Hüftbewegung zog Miss Piggy ihren Schwanz abrupt aus Berts Klauen heraus, stellte sich vor ihm auf, die Hände an die Hüften gestemmt, und sagte:

"Hör zu, Bert. Ernie ist von uns gegangen. Weg. Gone. Adios. Auf Nimmerwiedersehen. Schwupps, weg war er.
Die ganze Sesamstrasse ist bemüht, dir über den Verlust hinwegzuhelfen. Samson hat dir die Laterne gebaut, Herr von Bödefeld dir die lichtdurchlässige Jalousie angebracht, ich bin heute Nacht hier, damit du dich im Dunkeln nicht so fürchtest... morgen ist soweit ich weiß Tiffy dran, also gewöhn dich schonmal an die Farbe. Jetzt würde ich wirklich gerne schlafen, ohne dass mein rosa Ringelschwänzchen von dir heimgesucht und zerdrückt wird!"

Sie drehte sich um, stapfte zurück in Ernies Bett, gähnte herzhaft und drehte sich mit dem Rücken zu Bert.

"VERGISS ES, BERT...!"

Ihre Hand war rücklings zum Schalter der Nachttischlampe geschnellt, auf dem Berts Hand bereits ruhte.

"Die bleibt jetzt an, mein Freund!"

Berts Hand sank herunter und verschwand unter seiner Decke. Die Schatten waren wie von Zauberhand verschwunden und im monotonen Schnarchen Miss Piggy's schloss auch Bert seine Augen.

ENDE
 
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