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Geben ist seliger als nehmen

Um mal ein wenig aggressiv zu werden, mein Louiz !

Ich lasse mich nicht von Dir in eine so allgemeine Befehlsempfängerin: man soll, man muss usw degradieren.


Wenn ich Not sehe - versuche ich mit den bescheidenen Mitteln, die ich zur Verfügung habe, zu helfen.

Wenn bei uns arme slowakische Roma in den Straßen betteln, frage ich nicht, ob vielleicht eine verfehlte slowakische Romapolitk auch mit an dem Schicksal dieser Bettler/Innen Schuld trage.


Einem/einer alkoholkranken "Augustin" - verkäufer/In ( das ist die Wiener Obdachlosenzeitung ) kaufe ich auch die - relativ teure - Zetung ab, ohne ihm/ihr Referate über seine/ihre ( ja doch eher selbstverschuldete ) Krankheit zu halten.



Ich denke, als lebendiger Mensch agiert man/frau auch lebendig .
Und Mitgefühl ist eines der lebendigen Gefühle - jedenfalls aus meiner Sicht.


Marianne
 
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@ Marianne

Es ist eine Eigenart jedes Beitrages, daß er eine individuelle und nie allgemeingültige Aussage macht, so sind auch die von mir genannten Beispiele nur als solches zu sehen und reflektieren daher meine eigene Position. Daß du dies auf dich selbst bezogen hast, sollte dir zu denken geben.

Überdies habe ich mich keineswegs gegen die Hilfe, das Geben oder das Mitgefühl mit anderen Mitmenschen ausgesprochen, ganz im Gegenteil. Auch habe ich mit keinem Wort erwähnt, daß man einem hungrigen Menschen auch noch Vorträge über die Weltpolitik halten muß. Das solltest du mir nicht unterstellen.

Zu anderen Themen wurden bereits die Verfehlungen zB der Entwicklungshilfe genannt und beschrieben, die letztlich mehr zur weiteren Verarmung der Länder als zu deren Aufbau führen. Geben ist nicht immer mit helfen gleich zu setzen und es bedarf auch hier eines breiten Verständnisses innerhalb der Gesellschaft. So ist das Geben gut, jedoch wäre es noch besser sich dafür einzusetzen, daß die zugrunde liegenden Probleme gelöst werden, die diese Menschen zu Bettlern auf der Straße macht. Deine Spende hilft und doch bringt sie den Menschen nicht von der Straße.

Was ich damit eigentlich sagen will ist, daß es mehr als Geben bedarf, um die Not und das Elend der Welt zu beseitigen. Benötigt wird ein globaler Umdenkungsprozeß und die globale Entwicklung der Welt. Dies wurde aber in entsprechenden anderen Themen auch bereits dargelegt.

So sind wir grundsätzlich einer Meinung, nur will ich daran erinnern, daß es mehr benötigt als das Geben.
 
Zitat von binchen:
was du da beschreibst ist ein normales geschäft, ich finde das hat nichts mit dem gedanken etwas zu geben ohne zu erwarten etwas zu bekommen zu tun.
das drückt für mich der spruch geben ist seliger als nehmen eigentlich aus, oder?


Das liegt daran, daß das Wort "geben" so viel bedeuten kann.
Im Geschäft spricht man von geben und nehmen im Sinne von etwas eintauschen gegen etwas anderes.
Geben und nehmen muß sich bei einem guten und redlichen geschäft die Waage halten.

Geben im Sinne von „Verschenken“ und Nehmen im Sinne von „Stehlen“ oder auch nur „Geschenke annehmen“ ist dann eine andere Kategorie. Wie also ist die bibel zu interpretieren?

fragt Claus

und übrigens
als Kind verschenkt man nicht gern, da nimmt man lieber, im Alter ist es umgekehrt
 
Ich stimme hier Claus zu.
Was ist mit dem, der das, was ich gebe annimmt...ist der dann „unselig“?

Geben muss für mich aus eigenem Antrieb kommen und Ausdruck von Lebensfreude sein. Gebe ich um zu nehmen, ist es ähnlich wie Mariannes „römisches do et des“ nur eine Art Vertrag...vielleicht der Ursprung des Code Civil (irgendwann entstand daraus das BGB). Vielleicht kommt Claus deshalb automatisch zu seiner Meinung mit der Geschäftswelt?

Ich halte nichts von solchen Glaubenssätzen. Man muss wahrscheinlich auch das schuldfreie annehmen erst „wiederherstellen“ können, um nehmen als selig empfinden zu können. Beim Sex ist das in meinen Augen beispielsweise unbedingt erforderlich. In der Weltpolitik ist das m.E. noch ganz anders, da würde ich Louiz sogar zustimmen, denn der Entwicklungshelfer oder Missionar hilft doch aus ganz anderen Gründen, er will über normale Gegenleistung (Leistung Gegenleistung) hinausgehendes bekommen, er will erobern, beherrschen und ausbeuten ...wobei sich da mancher warm anziehen sollte, „wenn Gott zurück ist“.

Wenn Leben mit einem Geschenk („des Lebens“) begann, dann deutet für mich dieses geben ist seliger denn nehmen auf den Glaubenssatz „du musst etwas leisten, damit du leben darfst“...oder „man gab dir das Leben nicht umsonst“ hindeuten. Die beste Voraussetzung um ein Leben „in sheva“... „in Gottesdienst“ zu verbringen. Oder zu erzwingen.

Ich gebe gern und nicht immer und ich nehme am liebsten, wenn ich weiß, dass es andere ohnehin „in Panzer oder Kathedralen“ stecken würden oder wenn ich weiß, dass es aus dem herzen kommt oder wenn ich weiß, dass es für alle da ist und die meisten es nur nicht schätzen...wie die Natur...einen gestohlenen Apfel oder ein paar Kirschen am Wegrand. Aber ich bemühe mich darauf zu achten, nicht zu geben, um zu bekommen, weil ich dann daran klebe.

Mit dem „geben ohne erwarten“ öffnet man sich dem Leben generell. Das ist doch lebensfreundlich genug. Manchmal interpretieren die Menschen m.E. zu viel in so was hinein.

Viele Grüße
Bernd
 
Zu helfen verschafft in erster Linie dem Helfer ein gutes Gefühl. Ich habe Gutes getan. Ich bin gut. Das von den Menschen als völlig selbstlos deklarierte Geben habe ich selten finden können, beinahe immer trug die ursprüngliche (manchmal auch unbewusste) Motivation nachweislich egoistische Züge.

Der Geber fühlt sich besser (höher) als jemand, der nicht gibt, moralisch schaut er auf den Nicht-Gebenden vielleicht sogar herab? Auch wenn dem Geber es scheinbar als selbstverständlich vorkommt, zu geben, wäre er sicherlich erstaunt und entsetzt, was zum Vorschein käme, wenn er seine gute Tat tief und ehrlich hinterfragen würde.

Wohlgemerkt, ich mache den Geber nicht schlecht oder urteile über ihn. Es ist mir nur so aufgefallen. Mittlerweile bin ich der Meinung, dass ein Helfen weder möglich noch notwendig ist, versucht man es, ist es okay, versucht man es nicht, ist es auch okay. Ebenso bin ich der Meinung, dass es keinen Besitz gibt, wir kommen nackt in diese Welt und so gehen wir auch wieder, dazwischen bekommt ein jeder das, was er braucht.

Menschliches Handeln beinhaltet für mich nicht, jemanden von meiner Hilfe abhängig zu machen oder ihm das Gefühl zu geben, er sei auf (meine) Hilfe angewiesen, zumal niemand einem anderen wirklich helfen kann, sondern immer nur der andere sich selbst.

Steht ein Bettler vor mir, der körperlich Hunger hat, so bekommt er wahrscheinlich Brot von mir, doch das wird ihn nicht wirklich satt machen. Ich kann ihm also gar nicht wirklich helfen.

Braucht ein Nachbar eine helfende Hand, weil er etwas Schweres transportieren muss, so werde ich ihm meine Hände wahrscheinlich leihen, doch auch wenn ich das nicht täte, so würde er eine andere Möglichkeit finden.

Die Dinge zu tun, weil sie getan werden müssen, trifft wohl am ehesten diese mentale Einstellung. Wer aus dieser Motivation heraus zu geben versteht, und das werden einige Menschen sehr wohl können, dem ist sein Geben gar nicht bewusst und er verschwendet darüber weder ein Wort noch einen Gedanken daran, weder wenn er gibt noch wenn er nicht gibt.

Manchmal ist statt zu geben wohl auch Wegnehmen die bessere Wahl. Doch das versteht dann wohl hier niemand mehr. Solche Aussagen werden dann höchstens wieder alle guten Geister im Forum erzürnen und auf die Barrikaden bringen *lach
 
Manchmal ist statt zu geben wohl auch Wegnehmen die bessere Wahl. Doch das versteht dann wohl hier niemand mehr. Solche Aussagen werden dann höchstens wieder alle guten Geister im Forum erzürnen und auf die Barrikaden bringen

Karin, Du deutest an, was einige „Gutmenschen“ hier im forum nicht gern hören,
Ich bin stark im nehmen (von roten Punkten) und will es explizit sagen:

Gebt dem Penner nicht einen Euro, sondern nehmt ihm die Schnapsflasche weg!
Gebt nicht dem Junkie eine saubere spritze, sondern nehmt ihm die Freiheit, sich Stoff zu „besorgen“ und zugrunde zu richten!

Hier ist nehmen seliger denn geben!

so, und nun erwarte ich wieder die kleinen roten Pünktchen.
(alle, die mir gerade auf den dreigepunkteten grünen Olymp geholfen haben, bitte ich umVerzeihung,
aber das muß gesagt werden:
das vermeintliche geben von Barmherzigkeit an der falschen Stelle ist unselig!)

gruß von Claus
 
Hallo Fussel,

Ich denke da an die Polaritäten. Antipathie - Sympathie.

Gibt Person A von Herzen - und Person B nimmt von Herzen an = Ausgeglichenheit/Liebe
Gibt Person A in Erwartungshaltung - kann Person B nicht von Herzen annehmen = Unausgeglichenheit bei A+B
Gibt Person Person A von Herzen - und Person B nimmt nicht von Herzen an = Unausgeglichenheit bei Person B.

usw...

Ich denke dieser *IST Satz* Geben ist seliger als Nehmen, kann nur eine Glückseligkeit hervorbringen, wenn geistige Ausgeglichenheit zwischen Geben und Nehmen vorhanden - und kann weder einem religösem Dogma, noch einer allgemein anzusehenden Wahrheit für- oder gegensprechen.

lg
lacu
 
Thema Punkte:
Das war mein eigentliches Anliegen. Nur eine liebe sumsum hat meinen Wink mit dem Zaunpfahl verstanden. Geht noch einmal in euch. :)

@karinamixipi
Manchmal ist statt zu geben wohl auch Wegnehmen die bessere Wahl.
Ich bin diesmal deiner Meinung.

Ich finde die verschiedenen Sichtweisen auf diesen Satz sehr interessant. Eure Interpretationen. Danke für eure Beiträge.
 
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von Claus:
Gebt dem Penner nicht einen Euro, sondern nehmt ihm die Schnapsflasche weg!
Gebt nicht dem Junkie eine saubere spritze, sondern nehmt ihm die Freiheit, sich Stoff zu „besorgen“ und zugrunde zu richten!


...denn die Schnapsflasche ist meist nicht der Grund, warum sie Penner sind, sondern meist der Mangel an dem Euro (und anderem).

...denn die Spritze ist meist nicht der Grund warum er Drogen nimmt, sondern anderes.

Verdrehte Welt, Claus.

Mit der gleichen Logik sage ich nehmt den straffälligen ihre Freiheit, dann sind sie lieb. Oder nehmt den Kranken die Möglichkeit zu Jammern, dann sind sie gesund (und dann hab ich endlich meine Ruhe).
In desem Punkt werden wir uns wohl nie einigern, lieber Claus, in dem anderen was du schriebst gern.

Ich muss jetzt erstmal „was nehmen“. ;o)
Bernd

PS: keine Sorge Claus, von mir bekommst du keine „Roten“, hast du auch noch nie
 
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