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Frage zu Kant

Nihil

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11. Juni 2012
Beiträge
454
In dieser Woche habe ich mich wiedereinmal ein bisschen mehr mit Kant beschäftigt und habe auch meine alte Ausgabe der Kritik der reinen Vernunft durchgeblättert.
Dabei bin ich wieder auf ein Problem gestoßen, das ich nicht lösen konnte, das ich aber vergessen habe. Jetzt stellt es sich mir wieder: in seinem zweiten Teil der Elementarlehre, in der ersten Abteilung, im ersten Buch, im ersten Hauptstück im §9 stellt Kant eine Tafel mit den vier Titeln der Funktionen des Denkens vor. Eine dieser Titel ist die Qualität der Urteile, er unterschiedet hier Bejahende, Verneinende, Unendliche. Was sind jedoch unendliche - wieso ist "die Seele ist nicht sterblich" etwas anderes als "die Seele ist nichtsterblich"? Ich komme einfach nicht darauf, was das für einen Unterschied macht...
 
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AW: Frage zu Kant

beim unendlichen Urteil liegt der Schwerpunkt der Aussage auf dem SEIN
das Nichts wird dann ein nicht-SEIN
(seine Menge ist leer, aber vorhanden)

die Seele IST nichtsterblich
(dann ist die SEINS-Menge mit Nichtsterblichem gefüllt)

die Seele ist nicht sterblich
(dann ist mit 'nicht sterblich' der Gegensatz von 'sterblich' gemeint)
 
AW: Frage zu Kant

1. beim unendlichen Urteil liegt der Schwerpunkt der Aussage auf dem SEIN
das Nichts wird dann ein nicht-SEIN
2. (seine Menge ist leer, aber vorhanden)

Zu 1.:
Vermag ein endliches, sterbliches, raum-zeitlich begrenztes Lebewesen überhaupt ein "un-endliches Urteil" zu fällen/zu formulieren ...:dontknow:

Ist die Rede von "das SEIN" und "das NICHTS" nicht nur vor dem Hintergrund einer ARISTOTELISCHEN-Substanz-Metaphysik möglich :dontknow: , die aber spätestens seit I. KANT aus vielerlei philosophischen erkenntniskritischen Gründen nicht mehr möglich ist .... :dontknow: , weshalb es u.a. auch zu einer Vielzahl von nach- und nicht-metaphysischen Positionen in der Geschichte der Philosophie des 19. und 20. Jahrhunderts gekommen ist ....:schnl:

Zu 2.:
Können Sie das bitte noch etwas genauer erläutern :dontknow:

Wie und wo ist beispielsweise eine leere Menge vorhanden ...:dontknow:

Etwa in mathematisch-mengentheoretischen Systemen ....:dontknow:
 
AW: Frage zu Kant

beim unendlichen Urteil liegt der Schwerpunkt der Aussage auf dem SEIN
das Nichts wird dann ein nicht-SEIN
(seine Menge ist leer, aber vorhanden)

die Seele IST nichtsterblich
(dann ist die SEINS-Menge mit Nichtsterblichem gefüllt)

die Seele ist nicht sterblich
(dann ist mit 'nicht sterblich' der Gegensatz von 'sterblich' gemeint)

Aber was ändert das im Bezug auf die Seele? Wenn ich sage "die Seele ist nicht sterblich" und wenn ich sage "die Seele ist nichtsterblich" schreibe ich der Seele jeweils eine Eigenschaft zu. Die Erkenntnis über die Seele bleibt doch die gleiche: dass sie nicht stirbt?
Und nochmals blöd gefragt: wieso nennt man dies "unendliche Urteile" - soweit ich verstanden habe, gibt es beim Seelenbeispiel eine unendliche Menge nichtsterblicher Dinge. Es davon ist die Seele, wenn ich sage: "die Seele ist nichtsterblich" Jedoch: welcher Erkenntnisgewinn erwächst daraus? Und ist die Aussage: "die Seele ist sterblich" nicht genauso eine unendliche Aussage, da es ja auch eine unendliche Menge sterblicher Dinge gibt?
 
AW: Frage zu Kant

ich hatte zur Beantwortung Deiner Frage zuvor im Netz recherchiert
und war bald auf diese einleuchtende Erklärung gestoßen

http://www.schuledialektik.de/urteil.htm

In Bezug auf die Kopula [ = ist] ergibt sich die Qualität der Urteile: bejahend, verneinend, unendlich.

bejahendes Urteil: Eisen ist ein Metall.

verneinendes Urteil: Eisen ist nicht ein Edelmetall.

unendliches Urteil: Eisen ist ein Nicht-Baum.

Beim unendlichen Urteil haben Subjekt und Prädikat keinen nahe liegenden gemeinsamen Gattungs- bzw. Oberbegriff; die Verneinung gehört logisch zum Prädikat und nicht zur Kopula. Unendliche Urteile sind gewöhnlich nichtssagend. Interpretiert z.B. jemand ein Gedicht und sagt, was alles nicht drinsteht, dann fällt er ein unendliches Urteil, d.h. er interpretiert gar nicht.

hier wird allerdings die Aussage des unendlichen Urteils ins Schwachsinnige verändert
(dasselbe bei EISLER http://www.textlog.de/4370.html)

meine Lösung ist besser

bejahendes Urteil: Eisen ist ein Metall.

verneinendes Urteil: Eisen ist nicht ein Edelmetall.

unendliches Urteil: Eisen IST.
 
AW: Frage zu Kant

meine Lösung ist besser

Na ja, setzt nicht jede der drei Aussagen das Sein des Eisens voraus? Wenn die Seele nicht sterblich ist, ist die Seele und wenn die Seele nicht-sterblich ist, ist die Seele. Und was noch dazu kommt: Bei beiden Aussagen gehört die Seele zur Menge der Dinge, die nicht sterblich sind.
Und wieso heißen diese Urteile überhaupt unendliche Urteile?
 
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AW: Frage zu Kant

1. Na ja, setzt nicht jede der drei Aussagen das Sein des Eisens voraus? Wenn die Seele nicht sterblich ist, ist die Seele und wenn die Seele nicht-sterblich ist, ist die Seele. Und was noch dazu kommt: Bei beiden Aussagen gehört die Seele zur Menge der Dinge, die nicht sterblich sind.
2. Und wieso heißen diese Urteile überhaupt unendliche Urteile?

Zu 1.:
Ist das, was hier "Seele" genannt wurde, mit vorhandenen Dingen, also mit raum-zeitlich Seiendem wie z.B. Tischen, Wolken, Sternen, Planeten, Bäumen, Tieren, Brücken, Computern usw. vergleichbar ....:dontknow:
M.a.W.: Ist die sog. "Seele" überhaupt ein mengentheoretisches Ding/Objekt ...:dontknow:

Zu 2.:
Das frage ich mich auch ....:lachen:

Und was heisst eigentlich: IST, SEIN ....:dontknow:

Heureka
- nicht verzagen, und die philosophischen Kontrahenten Martin HEIDEGGER (Fundamentalontologie) und Theodor W. ADORNO (Negative Dialektik) fragen ...:lachen:
 
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