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Flammengezeter

Janosch

Member
Registriert
23. Juni 2006
Beiträge
102
Die Decke staubt, sie reißt! Sie splittert über mir zusammen;
dein weiches Lächeln blättert blass von kahlen, spröden Wänden.
Ein Lodern steigt. Durch offne Fenster preschen züngelnd Flammen -
sie hecheln, glühen gleißend heiß - sie wollen sich vollenden.

Die Hitze perlt von Haut und Wimper, tröpfelt auf den Boden.
Und gierig schlingend fackelt sie, die Funken sprüht, nicht lange:
sie beißt sich schon im Holze fest - sie sucht mich abzuroden;
ein Zischen schlüpft aus ihrer Glut, es pirscht gleich einer Schlange.

Die Räucherschwaden stürzen sich auf fiebernd luft’ge Schichten;
und schleichend legt sich rauer Dampf in meiner Nase nieder.
In letzte Winkel hingedrängt, versuche ich zu schlichten,

(was längst nicht mehr zu schlichten ist) indem ich es erwider’:
Ein wildes Brennen, Flammenkosen, wuchtig zartes Wälzen.
Ein Funkeln wie vom Feuerstein, ein fruchtbares Verschmelzen.
 
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AW: Flammengezeter

Lieber Janosch,

trotz Zeitmangels in diesen Tagen, hat es mich seit gestern Abend immer wieder hier zurückgezogen um etwas klarer zu sehen. Warum klarer? Weil mir einerseits dein Gedicht sehr gefällt - aber etwas störte mich doch.

Nun, der Reihe nach, und ich hoffe, dass du es mir auch gestattest: mir gefällt deine Sprache, die Bilder die du benutzt, die Stimmung die du in einzelnen Sätzen erzeugst. Keine Frage - du hast tatsächlich eine bemerkenswerte poetische Ader, die auch neugierig macht was aus ihr noch wird.

Und jetzt - meinen eigenen Eindruck selbst hinterfragend - möchte ich dir sagen was ich als störend empfinde. Du packst zu viel in ein solches Gedicht hinein. Zu viele dramatische Momente oder Bilder - und ich frage mich tatsächlich ob du nicht mit weniger noch mehr vermitteln würdest.

Ich weiß, dass ich es irgendwo in diesen Tagen schon angemerkt habe, leider weiß ich nicht mehr wo das war: manchmal spielt einem die Leichtigkeit selbst einen Streich. Man ist versucht alles aufs Papier zu bringen was man so empfindet oder auch sieht - denn beim Malen kennt man dieses Phänomen auch.
Und so erzähle ich dir die Geschichte des großen französischen Malers Raoul Dufy, weil sie für mich sehr bezeichnend ist. Er hatte eine solche Leichtigkeit im malerischen Gestalten, dass er dies eines Tages als Handikap empfand. Ich meine damit: das Nachgeben dieser auch faszinierenden Leichtigkeit. Weisst du was er dann tat? Er fing an mit der linken Hand zu malen, er der ein totaler Rechtshänder war. Aber jetzt musste er länger verweilen und somit auch vertiefen.

Die Geschichte ist natürlich nur zum Teil kompatibel mit der Leichtigkeit beim Schreiben. Denn man kann niemandem raten mit seiner anderen Gehirnhälfte zu schreiben.

Janosch, ich hoffe, dass du meinen Worten auch entnehmen kannst, dass ich deine Gedichte so sehr mag, dass ich es wichtig finde sich von aussen damit zu befassen. Es besteht aber die Gefahr, dass ich als totaler Laie nicht kompetent bin um solche Gedanken auch mitzuteilen.

Liebe Grüße

Miriam
 
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AW: Flammengezeter

Hallo Miriam,

tschuldige, dass ich erst jetzt zeit finde dir zu antworten. ich hab mich sehr gefreut über deinen kommentar, weil er mir gezeigt hat, dass dir etwas an meinem schreiben liegt bzw. zumindest, dass du magst was ich so zu papier bringe. besonders wichtig finde ich deinen hinweis, dass ich eventuell zu viel reinpacke in so ein gedicht. ich frag mich auch häufig, ob das nicht zu viel des guten ist, ob ich es nicht mit übermäßig vielen adjektiven und komplizierten formulierungen überlade. ich bin auf jeden fall bemüht einen einfachen stil zu finden, der sich zumindest über weite strecken meines schreibens vollziehen soll, aber hier und da will ich sicher auch mal auf den putz hauen, wenn du verstehst. :dreh: im übrigen find ich schon, dass du ein geübtes auge beweist, was dich aus dem laienstatus herauskatapultiert, also nicht so bescheiden. :reden: davon abgesehen würde mich die sichtweise eines laien auch sehr interessieren, weil ich ja letztendlich so viele leute wie möglich erreichen will und da sind bestimmt auch laien drunter. und wenn er mir aus seiner sicht erzählt, wo er nicht mitgekommen ist, bzw. was zu viel war oder was er auch gut fand, dann is das für mich auch (oder gerade?) enorm wichtig. ich danke dir für deine anteilnahme an meinem gedicht/meinem schreiben und sende dir liebe grüße
Jan
 
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