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ethik und/oder wirtschaft??

schinaski

New Member
Registriert
3. Mai 2007
Beiträge
14
ein student hat mal einem philosophen erzählt er wolle wirtschaftsethik studieren.
daraufhin der philosoph: "sie müssen sich schon entscheiden, entweder sie studieren ethik oder wirtschaft"...

leben wir wirklich in einer zeit, in der personen und institutionen ausschliesslich von dieser trennung profitieren können?

oder ist die integration der ethik und moral in die wirtschaft effektiv??
 
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AW: ethik und/oder wirtschaft??

hallo,

wirtschaft hat mit ethik nicht mehr zu tun als wissenschaft, malerei, gesang, etc...
sie sind nicht widerparte bzw eines schließt das andere nicht aus, es sind einfach verschiedene dinge

wirtschaft bzw die gesetze der wirtschaft gab es schon lange vor dem menschen; sie sind sozusagen soziale naturgesetze
wirtschaftsethik ist wie wissenschaftsethik, kunstethik oder ähnliches
vielleicht meinte der philosoph, so es ihn gab, dass es lediglich keinen solchen studienzweig gibt und der studiosus einmal wirtschaft oder ethik (sofern letzteres als studienrichtung existiert) belegen soll, und sich in der dissertation oder anderweitig mit wirtschaftsethik befassen kann bzw weist eines der beiden oder gar beide sogar eine vorlesung in berufsethik

was für einen beruf hat besagter student später im auge ?

lg,
Muzmuz
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: ethik und/oder wirtschaft??

ein student hat mal einem philosophen erzählt er wolle wirtschaftsethik studieren.
daraufhin der philosoph: "sie müssen sich schon entscheiden, entweder sie studieren ethik oder wirtschaft"...

leben wir wirklich in einer zeit, in der personen und institutionen ausschliesslich von dieser trennung profitieren können?

oder ist die integration der ethik und moral in die wirtschaft effektiv??
Hallo !

Ein interessantes Thema, klar und deutlich formuliert.

Ich halte Wirtschaft und Ethik sehr wohl für miteinander vereinbar.

Anlässlich einer Benefizveranstaltung hörte ich einmal - im ORF übertragen - einen Unternehmer sagen (auf die Frage, wie es in seinem Unternehmen jetzt weitergehe): ich (oder wir) habe(n) jetzt etwas für einen guten Zweck gespendet, jetzt müssen wir uns wieder etwas erwirtschaften, damit wir wieder etwas spenden können. Jeder Unternehmer, der so denkt bzw. fühlt, ist meiner Meinung nach ein ethischer Unternehmer.

Das Gegenstück sind die Unternehmer, die 5000 Arbeitskräfte kündigen, um ihren Profit von 13 auf 18 Prozent (nach Steuern) zu steigern und dann, falls dies gelungen ist, noch einmal 5000 Arbeitskräfte kündigen, um den Profit von 18 auf 23 % zu steigern. Sie nehmen für sich in Anspruch, einen zweiten Privat-Düsenjet zu besitzen, während tausende andere nicht wissen, ob sie im nächsten Monat noch etwas auf dem Teller haben oder ihre Miete bezahlen können.

Liebe Grüße

Zeili
 
AW: ethik und/oder wirtschaft??

Wirtschaft ist einerseits auf Effizienz ausgerichtet und diese kennt natürlich keine Moral. Doch Effizienz ist nur eine Facette der Ökonomie und man kann sie nicht ausserhalb ihres ganzen Kontextes betrachten.
Wenn man dies tut, dann vergisst man, dass es eine so genannte Unternehmenskultur gibt, m.E. ist diese ein Bestandteil der Kultur einer Gesellschaft.

Was bedeutet das? Ich denke, dass eine Wirtschaft die nur auf Gewinnmaximierung ausgerichtet ist auch geneigt ist zu vergessen, dass "Handel" nicht zu trennen ist von seiner sozialen Komponente.

Mit anderen Worten: sogar oder eben in Zeiten der Globalisierung sollte nicht vergessen werden, dass Handel auch soziales Handeln bedeutet. Natürlich wird die soziale Komponente durch die Unüberschaubarkeit des Marktes - Nebenaspekt der Globalisierung – leicht aus den Augen verloren. Dies kann aber nur in eine Sackgasse der Ökonomie führen – kein wirtschaftliches System dürfte weiter bestehen bzw. sich weiter entwickeln, wenn man dabei vergisst, dass der Handel eigentlich Teil der zwischenmenschlichen Beziehungen ist – und menschliches Handeln, menschliche Beziehungen sind nicht gut vorstellbar ohne einer Ethik oder Moral.

Bezogen auf die Art wie mit den Ressourcen unserer Welt und mit unserer Umwelt gehandelt wird (denn auch dies gehört zu diesem Thema), darf ich mich aus einem anderen Thread hier zitieren:

Auch wenn dieses ökonomische System uns, also die so genannte erste Welt noch ernährt, es vernichtet zur gleichen Zeit die Grundlagen unserer Zukunft und hat dies in der so genannten Dritten Welt schon längst getan.

Auch dies ist ein Beispiel der uns zeigt, dass Wirtschaft ohne Ethik nicht auf Dauer existieren kann.

Gruß in die Runde

Miriam

 
AW: ethik und/oder wirtschaft??

Ich halte Wirtschaft und Ethik sehr wohl für miteinander vereinbar.

Die Ziele, die Bedeutung oder überhaupt das Wesen der Wirtschaft sind heute in turbokapitalistischen Globalisierungszeiten sehr genau und so ziemlich in der ganzen westlichen Welt und auch darüber hinaus relativ klar definiert.

Ethik aber ist reine Definitionssache. (Ursprünglich ja nicht, aber heutzutage leider schon.)

Um die klar abgesteckten Ziele der Wirtschaft mit ethischen Komponenten verknüpfen zu können, muß also das Verständnis von Ethik auf ein Minimum reduziert werden (passiert laufend durch die Medien), sodaß ethisch Falsches (das einem zu Beginn das Herz zerissen hätte, um es einmal drastisch zu formulieren) mit der Zeit als "gar nicht so schlimm" abgetan werden kann.

In Afrika verhungern Kinder.

Zum Beispiel das Schlachten und Essen von Tieren (wenn es nicht aus Notwendigkeit im Sinne von "zum Überleben" getan wird, sondern rein willkürlich zur Lustbefriedigung) ist (mMn) ethisch verwerflich. Abgesehen vom Leid der Tiere (das eigentlich schon Argument genug ist), ist das an das zukünftige Fleisch verschwendete Futtermittel in Form von Gemüse und Obst das Tausendfache als effektiv das Fleisch selbst, die Welt könnte so zig-mal ernährt werden etc...

Für mich ist jede wirtschaftliche Bestrebung, die als Endziel nicht die Beseitigung obigen Mißstandes (und natürlich vieler weiterer) hat, ethisch verwerflich, weil menschenverachtend (und gotteslästernd).

Gruß Persephone
 
AW: ethik und/oder wirtschaft??

Um die klar abgesteckten Ziele der Wirtschaft mit ethischen Komponenten verknüpfen zu können, muß also das Verständnis von Ethik auf ein Minimum reduziert werden (passiert laufend durch die Medien), sodaß ethisch Falsches (das einem zu Beginn das Herz zerissen hätte, um es einmal drastisch zu formulieren) mit der Zeit als "gar nicht so schlimm" abgetan werden kann.
Wir machen jetzt weltweit einen Riesenwirbel wegen der Raucher; Herrschsucht, Streitsucht und Habsucht sind - jede für sich - viel ärger.

Liebe Grüße

Zeili
 
AW: ethik und/oder wirtschaft??

Wir machen jetzt weltweit einen Riesenwirbel wegen der Raucher; Herrschsucht, Streitsucht und Habsucht sind - jede für sich - viel ärger.

Lieber Zeili,

genau das meine ich! Lapalien werden großgemacht und echte Probleme werden heruntergespielt...

Gruß
Persephone
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: ethik und/oder wirtschaft??

Hallo !

Ein interessantes Thema, klar und deutlich formuliert.

Ich halte Wirtschaft und Ethik sehr wohl für miteinander vereinbar.

Anlässlich einer Benefizveranstaltung hörte ich einmal - im ORF übertragen - einen Unternehmer sagen (auf die Frage, wie es in seinem Unternehmen jetzt weitergehe): ich (oder wir) habe(n) jetzt etwas für einen guten Zweck gespendet, jetzt müssen wir uns wieder etwas erwirtschaften, damit wir wieder etwas spenden können. Jeder Unternehmer, der so denkt bzw. fühlt, ist meiner Meinung nach ein ethischer Unternehmer.

Das Gegenstück sind die Unternehmer, die 5000 Arbeitskräfte kündigen, um ihren Profit von 13 auf 18 Prozent (nach Steuern) zu steigern und dann, falls dies gelungen ist, noch einmal 5000 Arbeitskräfte kündigen, um den Profit von 18 auf 23 % zu steigern. Sie nehmen für sich in Anspruch, einen zweiten Privat-Düsenjet zu besitzen, während tausende andere nicht wissen, ob sie im nächsten Monat noch etwas auf dem Teller haben oder ihre Miete bezahlen können.

Liebe Grüße

Zeili

Ein Unternehmer ist "ethisch", wenn er für einen "guten Zweck" spendet?
Was ist ein guter Zweck und was ist eine Spende?

Wenn dein zweites Unternehmen, dein Negativbeispiel, von dem höheren Profit etwas für einen guten Zweck spendet, ist es dann auch "ethisch"?

Eine Wirtschaft wird dann "ethisch", wenn gespendet wird?
 
AW: ethik und/oder wirtschaft??

Leider gewinne ich den Eindruck, dass tatsächlich hier der Begriff Ethik oder ethisch in Zusammenhang mit der Ökonomie, falsch verstanden wird.
Ich habe versucht mich dem Thema anzunähern, dabei geht es natürlich um die Struktur des ganzen Systems und nicht um die eventuelle Abgabe eines winzigen Teils des Profits durch Spenden oder um die Art wie geschlachtet wird.
 
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AW: ethik und/oder wirtschaft??

Steuern sind auch Spenden

ein Unternehmen, das seine Steuern bezahlt
und nicht mobil gegen die angeblich zu hohen Steuern macht,
ist 'ethisch'

viele Unternehmen erpressen jedoch die Politik
und erwarten von der Politik 'Geschenke'
(welche sie dann nicht als Subventionen ansehen)

die Wirtschaftsverbände und die wirtschaftsfreundlichen Parteien thematisieren diese faktischen Subventionen nicht,
(Verkehrs-/Bildungs-Infrastruktur, Verzicht auf lokale Steuern, Abschreibungen, Lobbyismus)
treten vielmehr nach außen hin für Subventionsabbau ein
(Steinkohle, Landwirtschaft)

man könnte sagen,
daß unethisches Wirtschaften zu einer Wirtschaftsdiktatur führt
 
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