Ein Schulroman
Ja, diesen Kurz-Roman empfehle ich:
von Marcus Orths "Lehrerzimmer". Frankfurt/M.: 2003. Schöpfling & Co.
Der Text hat Ausmaße, die an große Satiren erinnern...; nach dem Amok-Desaster in Erfurt, vor einem Jahr, ist hier ein schauderlicher und komischer Roman, in dem kein Amok passiert; aber die geistigen Voraussetzungen und die Kapazitäten und die Lügen der Lehrer sind haarsträubend; der Autor hat auch schon die Schule verlassen...
Der Erzähler berichtet:
"Er (Pascal, der Lehrerkollege) habe eine hervorragende Stunde gehalten, sagte er. Unvor-bereitet? fragte ich. Natürlich, sagte er, hervorra-gend. Der Domkapitular persönlich habe ihm dies bescheinigt. Was er denn gemacht habe, in der Stunde? fragte ich ihn. Pascal sah sich im Kreis um. Als Einstieg, begann er, habe er die Kinder vorbe-ten lassen, zehn Minuten lang, sämtliche Gebete, an die er, Pascal, sich noch vage habe erinnern können, er habe strengstens auf das korrekte Aus-sprechen der Gebete geachtet, Dein Reich komme, habe er die Kinder verbessert, komme, nicht kommt, Konjunktiv I, habe er gesagt, Dein Wille geschehe, geschehe, nicht geschieht. Wer den Kon-junktiv II von geschehen kenne? habe er die Kinder gefragt. Wer das Ganze durchkonjugieren könne? Wer wisse, was gebenedeit bedeute? Wer ein Syno-nym für gebenedeit kenne? Nach dieser Einstiegs-phase habe er die Bibeln auspacken und die Kinder abwechselnd Bibelstellen vorlesen lassen. Dreißig Minuten lang. Das sei alles gewesen. Am Ende habe er noch ein Abschlussgebet gesprochen und den Domkapitular um seinen Segen gebeten, den er, Pascal, und die gesamte Klasse kniend entgegengenommen hätten..."
*
Bitte, weiterlesen! Jeder war mal Schüler, jeder kennt Lehrer, die er nie mehr vergessen kann...
Wenn wir den Roman nicht ernstnehmen als Appell, läuft es and e Schule so weiter: üble Herrschaftformen der Lehrer. Leistungsversagen, Suizide - und irgendwann der vierte Amoklauf.
(Hoffentlich nicht..!)
Ja, diesen Kurz-Roman empfehle ich:
von Marcus Orths "Lehrerzimmer". Frankfurt/M.: 2003. Schöpfling & Co.
Der Text hat Ausmaße, die an große Satiren erinnern...; nach dem Amok-Desaster in Erfurt, vor einem Jahr, ist hier ein schauderlicher und komischer Roman, in dem kein Amok passiert; aber die geistigen Voraussetzungen und die Kapazitäten und die Lügen der Lehrer sind haarsträubend; der Autor hat auch schon die Schule verlassen...
Der Erzähler berichtet:
"Er (Pascal, der Lehrerkollege) habe eine hervorragende Stunde gehalten, sagte er. Unvor-bereitet? fragte ich. Natürlich, sagte er, hervorra-gend. Der Domkapitular persönlich habe ihm dies bescheinigt. Was er denn gemacht habe, in der Stunde? fragte ich ihn. Pascal sah sich im Kreis um. Als Einstieg, begann er, habe er die Kinder vorbe-ten lassen, zehn Minuten lang, sämtliche Gebete, an die er, Pascal, sich noch vage habe erinnern können, er habe strengstens auf das korrekte Aus-sprechen der Gebete geachtet, Dein Reich komme, habe er die Kinder verbessert, komme, nicht kommt, Konjunktiv I, habe er gesagt, Dein Wille geschehe, geschehe, nicht geschieht. Wer den Kon-junktiv II von geschehen kenne? habe er die Kinder gefragt. Wer das Ganze durchkonjugieren könne? Wer wisse, was gebenedeit bedeute? Wer ein Syno-nym für gebenedeit kenne? Nach dieser Einstiegs-phase habe er die Bibeln auspacken und die Kinder abwechselnd Bibelstellen vorlesen lassen. Dreißig Minuten lang. Das sei alles gewesen. Am Ende habe er noch ein Abschlussgebet gesprochen und den Domkapitular um seinen Segen gebeten, den er, Pascal, und die gesamte Klasse kniend entgegengenommen hätten..."
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Bitte, weiterlesen! Jeder war mal Schüler, jeder kennt Lehrer, die er nie mehr vergessen kann...
Wenn wir den Roman nicht ernstnehmen als Appell, läuft es and e Schule so weiter: üble Herrschaftformen der Lehrer. Leistungsversagen, Suizide - und irgendwann der vierte Amoklauf.
(Hoffentlich nicht..!)