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Eifersucht

In gemässigter Form ist Eifersucht ein Impuls, sich immer von neuem um die Partnerschaft zu bemühen und sich nicht in vermeintlicher Sicherheit auszuruhen, in neurotischer könnten sich dagegen Besitzansprüche aufgrund mangelnder Einigkeit bezüglich des Verbindenden oder anderer grundlegender Defizit ausdrücken.
 
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In gemässigter Form ist Eifersucht ein Impuls, sich immer von neuem um die Partnerschaft zu bemühen und sich nicht in vermeintlicher Sicherheit auszuruhen, in neurotischer könnten sich dagegen Besitzansprüche aufgrund mangelnder Einigkeit bezüglich des Verbindenden oder anderer grundlegender Defizit ausdrücken.
Also sollte man sich lieb behalten:liebe:,was ich Platon melden werde:blume2:
 
Warum müssen Menschen diesen Trieb der Unvernunft haben? Ist es nicht komplett unnötig? Was haben wir davon, außer kompliziertes? Mag ja sein, dass alle unsere Gefühle eine Begründung haben, aber was hat die Eifersucht für eine?
Die Liebe ist dazu da, die Menschheit am Leben zu halten. Der Menschheit die Menschlichkeit zu geben.
Die Angst warnt uns vor allem, was uns zur Gefahr werden kann. Sie ist unser Schutz.
Doch die Eifersucht?
Ist sie vielleicht da, um die Liebe aufrecht zu erhalten? Dass wir den Menschen, die wir lieben, mit denen wir der Menschheit Nachkommen bringen wollen, klar machen, dass wir der perfekte Gegenspieler sind? Dass wir die Person sind, die die passende DNA für den anderen haben?
Oder ist es doch einfach nur das Versagen unseren eigenen Egos, weil nicht die nötige Aufmerksamkeit bekommen?
Hat jemand eine Antwort darauf?

Soweit ich es sehe, entsteht Eifersucht, wenn Egoismus und Liebe aufeinander treffen.

Die menschliche Psyche unterliegt unterschiedlichen Mechanismen, wovon einer sehr stark die Selbsterhaltung und die Befriedigung von Bedürfnissen und Erlangung von Bequemlichkeit anstrebt. Diesen Mechanismus kann man sinngemäß als Egoismus bezeichnen, weil er nur die eigenen Interessen verfolgt.

Ein Mensch, den wir begehren, aktiviert in uns ein schönes, erfreuendes und lebensbejahendes Gefühl. Dieses Gefühl bezeichnen viele Menschen als Liebe. Wir genießen dieses Gefühl, weil es uns Antrieb verschafft. Der Egoismus in uns strebt danach, dieses Gefühl zu erleben und aufrecht zu erhalten. Wenn unser Verstand einen Umstand erkennt, den er als Gefahr ausmacht, dieses Gefühl nicht oder nicht mehr erleben zu können, meldet sich der Egoismus durch starke Gemütsbewegung, Eifersucht.

Man möchte den Menschen und alles, was man mit ihm verbindet, für sich haben. Und jede Situation, die irgendwie so interpretiert werden kann, dass man den Menschen verlieren könnte, nämlich z.B. wenn er ein tieferes Interesse an einem anderen Menschen hat, so meldet sich der Egoismus durch Emotionen, die eine Mischung aus Angst, Beanspruchung, Traurigkeit, Enttäuschung, Wut und mehr sein können.

Das sind alles Reaktionen aufgrund dessen, dass der Verstand einen nahenden Verlust auszumachen meint. Doch im Unterschied zu einem materiellen Verlust wird dieser für gewöhnlich weit schwerer empfunden. Aus unterschiedlichen Gründen, je nach Verhältnis und inneren Mustern. Ich sehe zumindest zwei entscheidende Punkte, die Eifersucht verursacht durch eine Art Verlustangst maßgeblich von anderen Verlustängsten unterscheidet. Das ist zum einen der Umstand, dass man ein lebendes Individuum und seine innere Welt beansprucht, und zum anderen die damit verbundenen Erwartungen, die man durchaus mit einer Art Vertrag vergleichen könnte.

Die Wut nämlich, die sich oftmals als Aspekt der Eifersucht ausmacht, entsteht vor allem durch das Gefühl, betrogen worden zu sein. Doch was heißt betrogen? Betrug ist nur möglich, wenn es eine Übereinkunft gab, und diese gebrochen wird. Diese Übereinkunft sind zumeist rein gesellschaftliche, anerzogene Muster, aufgrund deren man Erwartungen hat. Man erwartet, dass sich der Partner so oder so verhält, weil alles andere eine Verletzung der Übereinkunft ist.

All dies zeigt deutlich, dass Eifersucht aus egoistischen Veranlagungen entspringt. Andererseits kann Eifersucht nur entstehen, wenn eine emotionale Bindung vorliegt. Die stärkste emotionale Bindung ist das, was die Menschen als Liebe bezeichnen. Daher sage ich, dass Eifersucht entsteht, wenn Egoismus auf Liebe trifft. Beides muss da sein, damit Eifersucht entstehen kann.
 
Hallo Benjamin,

All dies zeigt deutlich, dass Eifersucht aus egoistischen Veranlagungen entspringt. Andererseits kann Eifersucht nur entstehen, wenn eine emotionale Bindung vorliegt. Die stärkste emotionale Bindung ist das, was die Menschen als Liebe bezeichnen. Daher sage ich, dass Eifersucht entsteht, wenn Egoismus auf Liebe trifft. Beides muss da sein, damit Eifersucht entstehen kann.

Okay, dies wären demnach die Voraussetzungen, unter denen Eifersucht überhaupt möglich wird, dass sie dann aber tatsächlich durchbricht entsteht im Kopf, wenn ich Dich hier richtig verstanden habe:

Das sind alles Reaktionen aufgrund dessen, dass der Verstand einen nahenden Verlust auszumachen meint. Doch im Unterschied zu einem materiellen Verlust wird dieser für gewöhnlich weit schwerer empfunden. Aus unterschiedlichen Gründen, je nach Verhältnis und inneren Mustern. Ich sehe zumindest zwei entscheidende Punkte, die Eifersucht verursacht durch eine Art Verlustangst maßgeblich von anderen Verlustängsten unterscheidet. Das ist zum einen der Umstand, dass man ein lebendes Individuum und seine innere Welt beansprucht, und zum anderen die damit verbundenen Erwartungen, die man durchaus mit einer Art Vertrag vergleichen könnte.

Da Eifersucht ein sehr quälender Zusatnd ist und zudem auch noch häufig tatsächlich zur Auflösung von Beziehungen führt, müsste man also auch hier beim Denken ansetzen, um Veränderungen zu bewirken? Moralische Appelle an den Egoismus oder die Leidensbereitschaft der Liebe führen zumindest meiner Erfahrung und Beobachtung nach zu keinerlei Entspannung, sondern lediglich zum Abspalten der Problematik einschließlich des Verlustes der Leidenschaft.
 
Da Eifersucht ein sehr quälender Zusatnd ist und zudem auch noch häufig tatsächlich zur Auflösung von Beziehungen führt, müsste man also auch hier beim Denken ansetzen, um Veränderungen zu bewirken?

Ja, absolut.

Moralische Appelle an den Egoismus oder die Leidensbereitschaft der Liebe führen zumindest meiner Erfahrung und Beobachtung nach zu keinerlei Entspannung, sondern lediglich zum Abspalten der Problematik einschließlich des Verlustes der Leidenschaft.

Man kann das Denken, oder genauer gesagt: unsere Denkgewohnheiten nicht einfach so abstellen oder ändern. Genauso kann man den Egoismus nicht einfach abstellen. Das ist ein jahrtausende altes Programm, das da abläuft, und tief in unserer Gesellschaft, unserer Psyche, ja vermutlich sogar in unserem Körper verwurzelt ist. Dennoch bin ich der Meinung, dass man es umprogrammieren kann, was vermutlich sehr lange dauert, oder man installiert neue Programme, was aber auch nur möglich ist, wenn der Mensch genug Kapazität hat neues Aufzunehmen. Was auch nicht immer gegeben ist.

Kurz um: Eifersucht abzulegen ist schwer. Aber es ist möglich. Davon bin ich überzeugt, denn es ist mir selbst gelungen, sie zumindest einzudämmen. Wobei ich denke, dass man sie auch ganz abstellen oder auf ein sehr erträgliches Minimum reduzieren kann. Die Eifersucht eindämmen war mir möglich, weil ich die Mechanismen erkannt habe, die dort ablaufen, und wie man ihnen entgegen wirken kann. Allein das Verständnis davon, dass Eifersucht auf Egoismus gründet, erleichtert es, der Eifersucht anders zu begegenen.

Sehr geholfen hat mir, ein Leben großteils unabhängig und glücklich von anderen, einzelnen Menschen zu erschaffen. Das ist ein wichtiger Schlüsselpunkt. Je mehr das eigene Glück von anderen abhängt, umso stärker ist die Anhänglichkeit an diese Menschen und desto stärker äußert sich die Eifersucht. Was klar ist, denn je mehr das eigene Glück von einem Menschen abhängt, desto größer ist der Verlust, wenn er einen verlässt. Das Unterbewusstsein weiß das sehr gut, und klammert umso mehr. Was für den anderen umso belastender sein kann.

Eifersucht ist also umso stärker, je stärker die Anhänglichkeit ist. Und Anhänglichkeit kommt von Abhängigkeit, vor allem was das eigene Glück betrifft.
 
Sehr geholfen hat mir, ein Leben großteils unabhängig und glücklich von anderen, einzelnen Menschen zu erschaffen. Das ist ein wichtiger Schlüsselpunkt.

Auf jeden Fall, das würde ich dann Selbstliebe nennen, bei der mMn aber ein sog. gesunder Egoismus (ich bevorzuge dabei den Begriff Bauchgefühl als Ausdruck für Autonomiestreben) durchaus hilfreich sein kann.

Man kann das Denken, oder genauer gesagt: unsere Denkgewohnheiten nicht einfach so abstellen oder ändern.

Ja, auch da stimme ich Dir zu, aber man kann seine Denkgewohnheiten, ob nun übernommen oder selbst zusammengebastelt, auf ihre Glaubwürdigkeit hin überprüfen, und das kann sehr schnell sehr befreiend wirken, sofern es genug andere verlässliche Orientierungspunkte gibt.
 
Auf jeden Fall, das würde ich dann Selbstliebe nennen, bei der mMn aber ein sog. gesunder Egoismus (ich bevorzuge dabei den Begriff Bauchgefühl als Ausdruck für Autonomiestreben) durchaus hilfreich sein kann.

Den Begriff des "gesunden Egoismus" - wie ich ihn schon oft gehört habe - versuche ich tunlichst zu vermeiden. Er bezieht sich zumeist auf Situationen, wo er als Gegenpol zur Selbstlosigkeit in positiver Form erscheint, nämlich vor allem dann, wenn die vermeintliche Selbstlosigkeit dem Menschen nur zum Nachteil gereicht. Doch da muss ich ganz vehement widersprechen. Denn zu diesem Nachteil, der letztlich immer mit einer Enttäuschung verbunden ist, kann es nur kommen, wenn die Selbstlosigkeit nicht aufrichtig genug war.

Selbstlosigkeit kann nur dann nachteilhaft sein, wenn man - und sei es nur insgeheim - für sich etwas erwartet. Denn wahre Selbstlosigkeit erwartet für sich gar nichts, und kann daher nicht enttäuscht werden. Jede Selbstlosigkeit, die zu Enttäuschung führt, ist daher keine wirkliche Selbstlosigkeit, sondern Egoismus, der sich als selbstlos ausgibt.

Man hört dann die Leute Dinge sagen wie "Mein ganzes Leben war ich für andere da, und bin nur enttäuscht worden." und dabei leben sie in dem Glauben selbstlos gewesen zu sein. Aber sie waren es nicht, denn sonst konnten sie nicht enttäuscht werden. Wahre Selbstlosigkeit fordert nichts, ja erwartet nicht einmal etwas für sich. Eine Enttäuschung ist so unmöglich.

Der sogenannte gesunde Egoismus ist also lediglich ein Egoismus, der diese Enttäuschung vermeidet. Das bringt freilich den Vorteil nicht enttäuscht zu werden. In manchen Situationen. Doch im Vergleich zur wahren Selbstlosigkeit bleibt er dennoch nur eine Kreatur. Ein Mensch der aufrichtig selbstlos handelt, ist ein unermesslicher Schatz, und kein noch so gerissener Egoist kann diesen Wert auch nur annähernd erreichen.
 
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Den Begriff des "gesunden Egoismus" - wie ich ihn schon oft gehört habe - versuche ich tunlichst zu vermeiden. Er bezieht sich zumeist auf Situationen, wo er als Gegenpol zur Selbstlosigkeit in positiver Form erscheint, nämlich vor allem dann, wenn die vermeintliche Selbstlosigkeit dem Menschen nur zum Nachteil gereicht. Doch da muss ich ganz vehement widersprechen. Denn zu diesem Nachteil, der letztlich immer mit einer Enttäuschung verbunden ist, kann es nur kommen, wenn die Selbstlosigkeit nicht aufrichtig genug war.

Selbstlosigkeit kann nur dann nachteilhaft sein, wenn man - und sei es nur insgeheim - für sich etwas erwartet. Denn wahre Selbstlosigkeit erwartet für sich gar nichts, und kann daher nicht enttäuscht werden. Jede Selbstlosigkeit, die zu Enttäuschung führt, ist daher keine wirkliche Selbstlosigkeit, sondern Egoismus, der sich als selbstlos ausgibt.

Man hört dann die Leute Dinge sagen wie "Mein ganzes Leben war ich für andere da, und bin nur enttäuscht worden." und dabei leben sie in dem Glauben selbstlos gewesen zu sein. Aber sie waren es nicht, denn sonst konnten sie nicht enttäuscht werden. Wahre Selbstlosigkeit fordert nichts, ja erwartet nicht einmal etwas für sich. Eine Enttäuschung ist so unmöglich.

Der sogenannte gesunde Egoismus ist also lediglich ein Egoismus, der diese Enttäuschung vermeidet. Das bringt freilich den Vorteil nicht enttäuscht zu werden. In manchen Situationen. Doch im Vergleich zur wahren Selbstlosigkeit bleibt er dennoch nur eine Kreatur. Ein Mensch der aufrichtig selbstlos handelt, ist ein unermesslicher Schatz, und kein noch so gerissener Egoist kann diesen Wert auch nur annähernd erreichen.
Wer hat Danke zu sagen:Der Nehmer oder der Geber:)
 
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