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Du und deine Aufgaben

AW: Du und deine Aufgaben

Vielleicht hab ich sogar all das auch gelesen, was ihr gelesen habt, aber ich nehme es euch nicht ab, dass ihr es umsetzt.

Was sollen wir denn bitte umsetzen?

Nur weil man weiß, dass die Sonne sich um die Erde dreht, ändert man doch nicht sein Verhalten.

Oder was meinst du?
 
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AW: Du und deine Aufgaben

@Bernd: Was heißt hier umsetzen? Mein Sinn ist mein Leben (Das "Sinngebiet") und ich habe bestimmte Ziele im Leben (Deine Motive) und um diese zu erreichen, muss ich bestimmte Aufgaben bewältigen. Aber allein, dass ich Sinn nicht im allgemeinen, sondern im eingeschränkten Sinne verwende, spricht allen meinen Aufgaben einen allgemeinen Sinn ab, und zwar AUCH, wenn meine Taten Andere betreffen, weil auch diese Menschen im Allgemeinen nicht wichtig sind, keinen Sinn ergeben. AUSSER natürlich, ich schränke das Sinngebiet wieder auf die Menschheit ein.

P.S.: Geht es hier um Pragmatismus, oder um das Nachdenken über eine Frage? ;)

mfG Ginsi
 
AW: Du und deine Aufgaben

Hi Bernd,
Deine Frage ist in der Tat kniffelig, da Dir jeder eine andere Antwort bieten wird. Auch ich habe in meinem Leben schon viele größere Unternehmungen hinter mich gebracht. Die meisten sogar zu meiner Zufriedenheit. Doch mußte ich auch feststellen, daß nichts davon von Dauer war. Nun könnte man natürlich zu der Annahme gelangen, daß alles, was man tut, sinnlos ist, weil es eh nicht von Dauer ist, also ohne Sinn. Verdammt, nein! Das ist in meinen Augen ein riesiger Trugschluß.

Ich mache etwas, weil ich es kann oder erlernen will, um mich daran zu erfreuen. Die Erinnerung an dies erfreuliche ist es, worauf es mir ankommt. Glück ist kein Dauerzustand sondern nur ein vergänglicher Moment, den man nicht festhalten kann. Man sollte nicht die Vergänglichkeit dieses Moments betrauern, sondern von diesen sehr seltenen Momenten zehren, sich an sie erinnern und sich daran erwärmen.

Wüßte ich, daß es in meinem Leben nur einen Moment des wahren Glücks gäbe und der Rest wäre grau und trist, ich wollte dieses Leben leben, nur um diesen einen Moment zu erleben und mich daran erinnern zu können. Was kümmert es mich dabei, was nach mir kommt?


Gruß
Andreas
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Du und deine Aufgaben

OT: Andreas, dein Beitrag gefällt mir sehr. Alles daran, aber hauptsächlich das mit den Momenten des Glücks. Das empfinde ich nämlich genau so und habe das hier auch schon irgendwo ziemlich gleich geschrieben als "die Momente des Glücks für mich zu konservieren, um sie bei Bedarf wieder hevorzukramen, und mich daran zu erfreuen oder sogar hochzuziehen".

Bernd schrieb:
Gibt es abseits von „ich muss das Werk wenigstens im Nachhinein rechtfertigen“ wirklich ein Werk, was über das werken hinausgeht?

Hat es dich wirklich zufrieden gestellt. Oder ging es dir eher darum, ÜBERHAUPT etwas zutun.

PS: als große Aufgabe soll hier alles gelten, was z.B. länger als einen Monat „dranbleiben“ erfordert, also seien „9 Monate“ eingeschlossen.

Schule, Studium, Beruf, frw. Arbeit... alles längerfristige Aufgaben, die mich befriedigten und befriedigen, die ich im Nachhinein nicht rechtfertigen muss, aber hätte ich sie nicht gewählt oder nicht beendet, so hätten sich andere Möglichkeiten aufgetan. Würde ich nicht das tun, was ich tu, würde ich etwas anderes machen und mich genauso daran erfreuen. Betrachte ich nicht als Werk, berühmt will ich auch nicht werden... was jetzt?

Bernd, das Leben ist mir des Lebens-Sinn genug. Es ist mir auch eine genug grosse Aufgabe, es überhaupt zu leben. Noch eine grössere, es so zu leben, wie es für mich und alle meine Lieben schön, angenehm und befriedigend ist.

Die Formulierung ein Werk, was über das Werken hinausgeht
in Verbindung mit „9 Monate“ eingeschlossen finde ich genial
(hauptsächlich das "über das Werken hinausgehen" *looool*).

Klar finde ich, dass meine Kinder ganz speziell gut gelungene, einmalige Kunstwerke sind ;), aber leider erfülle ich die Anforderung von 9 Monaten nicht. Acht und weniger... ginge das auch?
Nein. Spass beiseite. Ich hätte die Zwillinge und auch die Kleine beinahe verloren. Es ist also auch eine sehr grosse Aufgabe, sie nie mehr "zu verlieren", um hier ein "Bild" zu bemühen, wenn ich schon von Kunstwerken rede... sonst nenne ich sie nie so geschwollen *loool*, sonst sind es immer noch meine Ameisen.

Genügt das?
 
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AW: Du und deine Aufgaben

Ich sehe es jetzt mal so, dass meine Schwierigkeit, zu dem Thema einen Zugang zu finden, für die Qualität der Fragestellung spricht.
Dann ist mir aber doch noch ein Gedanke bzw. auch ein Gefühl gekommen, der vielleicht irgendwas dazu beiträgt:

Das, was man vielleicht ganz allgemein die Idee eines eurozentrischen Humanismus nennen könnte, ist im Prinzip eine Leerformel ohne Inhalt. Das spricht nicht gegen die Idee des Humanismus. Es impliziert aber, dass diese Idee niemals widerspruchfrei umzusetzen ist. Mehr noch, die Idee impliziert immer, diese Widersprüche zu verdecken. Die Idee ist in ihrer Moralität gleichzeitig unmoralisch, weil sie "Wahrheiten" verdeckt.
Und doch rührt uns diese Idee. Etwa die Familie: Wer kennt schon Familien, die "in Ordnung" sind? Sind sie nicht doch fast immer ein Sammelsurium pathologischer psychischer Abgründe, gestörten Sozialverhaltens usw.? Narben von Generationskonflikten bedecken die Beteiligten, Bindungen müssen in Notoperationen ohne Betäubung gekappt werden und der hohe Verlust von Seelen ist zu beklagen.
Und doch kann es passieren, dass sich die Leerformel der Idee für Momente zu materialisieren scheint. Dass da Menschen tatsächlich "human" werden, dass da im Kleinen ein Umgang gehegt werden kann, der Sicherheit aufbaut, Narben heilt. Wer kann schon beurteilen, ob man einer Suggestion aufsitzt, oder ob etwas von Dauer sein kann?
Aber das sind so Momente, wo sich die Idee materialisiert, wo man das beobachtet, was draus macht eventuell, und wo ich dann eine Zufriedenheit spüre, die über etwas hinausweist, über die allgeine Pflichterfüllung, die das Leben einem so aufbürdet...
 
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