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Der Luftballon

Janosch

Member
Registriert
23. Juni 2006
Beiträge
102
Als wärn die Strahlen ihr bisher gebunden,
Als blinzle sie bloß in sich selbst hinein -
So reißt sie in den tristen Mittagsstunden
Das dichte Wolkenbett entzwei: Ihr Schein,

Der legt sich prächtig auf die reife Stadt.
Durch breite Gassen streift der erste Bummel.
Und Kinderaugen sehn sich gar nicht satt
Am Farbenspiel, am blühnden Altstadtrummel.

Da reisen riesen Räder durch die Lüfte.
Ein Mädchen nimmt die Mutter an der Hand:
Vorbei am bunten Treiben. Süße Düfte,
Die wehen rings vom Zuckerwattestand.

Dann kauft die Mutter ihr den Luftballon.
Der hat die Form von einem Teddybären.
Und drüben sucht im Marktschreierjargon
Ein Losverkäufer Brieftaschen zu leeren.

Das Stadtgetümmel scheint sich zu vermehren;
Wie Ameisen, so wimmeln sie umher.
Sie lassen sich von Stand zu Stand bekehren -
Es stehen lange Schlangen kreuz und quer.

Bezaubert hält das Mädchen in der Hand
Den Luftballon, er ragt über die Menge.
Doch langsam franst es aus - dann reißt das Band:
Da schwebt er strauchelnd durch das Stadtgedränge.

Perplex, das Mädchen lässt sich nicht lang bitten -
Sie eilt dem luftgen Teddy hinterher.
Und nähert sich geschwind mit großen Schritten,
Doch ihre Beinchen können bald nicht mehr.

Sie sieht nur noch wie er gen Himmel steigt.
Das Funkeln in den Augen scheint zu schwinden.
Und als ihr Blick sich in die Menge neigt,
Da kann sie auch die Mutter nicht mehr finden.
 
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