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C.G. Jung

Joachim Stiller

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9. Januar 2014
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Ich möchte gleich einmal zwei Buchbesprechungen zu Werken von Jung posten... Die beiden Werke sind:

- Archetypen
- Psychologische Typen
 
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„Archetypen“ von C.G. Jung

C.G. Jung schuf mit dem Modell der „Archetypen“ einen der Grundpfeiler seiner analytischen Psychologie. Es gibt zu diesem Thema keinen zusammenhängenden Text von C.G. Jung, wohl aber eine ganze Reihe von Aufsätzen, die in dem Werk über die Archetypen zusammengefasst sind.

C.G. Jung schreibt in einem seiner Aufsätze einleitend. „Eine gewissermaßen oberflächliche Schicht des Unbewussten ist zweifellos persönlich. Wir nennen es das persönliche Unbewusste. Dieses ruht aber auf einer tieferen Schicht, welche nicht mehr persönlicher Erfahrung und Erwerbung entstammt, sondern angeboren ist. Diese tiefere Schicht ist das sogenannte kollektive Unbewusste. Ich habe den Ausdruck „kollektiv“ gewählt, weil dieses Unbewusste nicht individuell, sondern allgemeiner Natur ist, das heißt, es hat im Gegensatz zu persönlichen Psyche Inhalt und Verhaltensweisen, welche überall und in jedem Individuum cum grano salis die gleichen sind. Es ist, mit anderen Worten, in allen Menschen sich selbst identisch und bildet damit eine in jedermann vorhandene, allgemeine seelische Grundlage überpersönlicher Natur.

Seelische Existenz wird nur erkannt am Vorhandensein bewusstseinsfähiger Inhalte. Wir können darum nur insofern von einem Unbewussten sprechen, als wir Inhalte desselben nachzuweisen vermögen. Die Inhalte des persönlichen Unbewussten dagegen sind in der Hauptsache die sogenannten gefühlsbetonten Komplexe, welche die persönliche Intimität des seelischen ausmachen. Die Inhalte des kollektiven Unbewussten dagegen sind die sogenannten Archetypen.“

Im weiteren Verlauf widmet sich C.G. Jung dann der Betrachtung der Archetypen, unterscheidet aber lediglich den Mutterarchetypus und den Kindarchetypus. Dies muss uns zweifellos unbefriedigt lassen.

Ich möchte hier einmal eine grundsätzliche Kritik an Jungs Archetypenlehre und seine Lehre des kollektiven Unbewussten anbringen. Jede Gruppe, egal ob Beziehung, Familie, Großgruppe, Volk, Nation oder die ganze Menschheit, hat doch ein kollektives Unterbewusstsein. Es wäre sicherlich auch für C.G. Jung interessant gewesen, hier einmal das Verhältnis von individuellem zu kollektivem Unterbewusstsein auszuloten. Eine solche Arbeit, die auch ein entsprechendes Licht etwa auf gruppendynamische Prozesse und die Frage der Unterordnung des Individuums unter die Gruppe werfen würde, ist ja bis heute nicht geleistet worden. Die Archetypenlehre von C.G. Jung scheint mir da eher hinderlich zu sein. Wer spricht denn heute noch etwa von der Kollektivschuld der Deutschen oder der Menschheit?

Ich bin aber fest davon überzeugt, dass das Thema des kollektiven Unterbewusstseins der einzelnen Gruppe in der Zukunft noch einmal aufgegriffen und endgültig bearbeitet wird. Würde C.G. Jung heute leben, er würde sich sicherlich dieses Themas annehmen.
 
„Psychologische Typen“ von C.G. Jung

C.G. Jungs Werk über die psychologischen Typen beginnt mit den Worten: „Bei meiner praktischen ärztlichen Arbeit mit nervösen Patienten ist mir schon lange aufgefallen, dass es neben den vielen individuellen Verschiedenheiten der menschlichen Psyche auch typische Unterschiede gibt, uns zwar fielen mir zunächst zwei Typen auf, die ich als „Intraversions-„ und „Extraversionstypus“ bezeichnete.“

Damit ist eigentlich schon alles gesagt. C.G. Jung unterscheidet also zunächst den introvertierten Typus und den extrovertierten Typus, eine Einteilung, die uns unmittelbar einleuchten muss. Im weiteren Verlauf seines Werkes gibt Jung viele Beispiele für entsprechende Gegensatzpaare, baut dann aber am Ende seines Werkes seine Typenlehre auf recht spekulative Weise aus. Indem er den beiden Grundtypen j vier mögliche Eigenschaften zuordnet, den Denktypus, den Empfindungstypus, den Fühltypus und den Intuitionstypus. So kommt Jung also auf acht Typen.

Bevor ich eine Wertung dieser Lehre vornehme, möchte ich gerne auf die gängigsten Typenlehren in der Esoterik kurz eingehen. Es gibt eine ganze Reihe von Typenlehren, von denen ich die wichtigsten kurz vorstellen möchte:

1. Der introvertierte und der extrovertierte Typus als die beiden Gralsströmungen (2)

2. Die drei Leibestypen, der Kopfmensch, der Herzmensch, und der Bauchmensch (3)

3. Die vier Temperamente, die sich untereinander noch kombinieren lassen (4)

4. Die sieben Planetentypen, die etwa in der Anthroposophie eine gewisse Verbreitung gefunden haben (7)

5. Die acht oder auch neun Jungschen Typen (8/9)

6. Die neun Persönlichkeitstypen, auch bekannt als das ursprünglich persische Enneagramm, welches etwa in der Esoterik ein recht weite Verbreitung gefunden hat (9)

7. Die Zwölf Sternzeichen des Tierkreises, die die Grundlage bilden für jegliche Astrologie. Sie werden in jedem Geburtshoroskop ausführlich beschrieben. Es kommen dann allerdings zur verfeinerten Betrachtung noch die Planeten und der Aszendent hinzu (12)

Die Untersuchung von introvertiertem und extrovertiertem Menschen ist somit die allgemeinste, und wohl auch die verbreitetste. Hier gebührt C.G. Jung sicherlich ein bleibendes Verdienst. Doch diese Einteilung ist natürlich auch die oberflächlichste. Das wusste wohl auch Jung, der sich daher bemüht hat, das ganze System entsprechend zu verfeinern, leider auf recht spekulative Weise. Ich selber habe einmal ein Buch über die unterschiedlichen Typenlehren geschrieben, bin dann aber später wieder davon abgerückt, einfach, weil mich irgendwann nur noch der individuell einmalige Mensch interessiert hat. Dieser kann und will letztlich nur nach individuellen Maßstäben gesehen und verstanden werden. Typenlehren sind da leider wenig hilfreich, ja, sie verstellen mitunter sogar den Blick auf das Individuum. Trotzdem habe auch ich gelegentlich auf wenigstens zwei Typenlehren zurückgegriffen, einmal die Lehre von den vier Temperamenten, und zum anderen auf die zwölf Sternzeichen und die Astrologie. Beide Lehren waren mir doch immer ein guter Wegweiser zu einem tieferen Verständnis des jeweiligen Individuums. Wer mit Typenlehren arbeitet, sollte unbedingt darauf achten, dass er sich nicht den Blick für die Einmaligkeit und Einzigartigkeit des Individuums verstellt. Dabei kann ihm eine Menschenkenntnis gute Dienste leisten.

Literaturhinweise:

Die zwölf Sternzeichen als Archetypen der Persönlichkeit:

- Rae Orion: Astrologie für Dummies
- Brigitte Hamann: Die zwölf Archetypen – Tierkreiszeichen und Persönlichkeitsstruktur
- Anita Vogel: Zu den Quellen Sibyllas – Die 12 astrologischen Archetypen in Mensch, Mythen und Geschichte

Das Enneagramm und seine 9 Typen der Persönlichkeit:

- Don Richard Riso: Die neuen Typen der Persönlichkeit und das Enneagramm
- R. Rohr/A. Ebert: Das Enneagramm – Die 9 Gesichter des Seele

Die acht oder auch neun Typen bei C.G. Jung:

- C.G. Jung: Psychologische Typen

Die sieben Planetentypen:

- Frits H. Julius: Metamorphose – Ein Schlüssel zum Verständnis von Pflanzenwuchs und Menschenleben
- W.F. Veltman: Menschentypen – Planetenwirkungen in der menschlichen Seele

Die vier Temperamente:

- Heinrich Eltz: Die menschlichen Temperamente

Die drei Leibestypen

- Kretschmer

Der extravertierte und der introvertierte Mensch

- C.G. Jung: Psychologische Typen
 
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